Erinnerung

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Der Scharfe Geruch von Desinfektionsmittel stieg Ronja sofort in die Nase. Gleich wurde ihr wieder schlecht, denn sie Konnte diesen Geruch nur mit tot und Frust verbinden.

Der beißende Geruch konnte lediglich Die erhebliche Hoffnung sowohl der Kranken wie auch der gesunden überdecken. Er hatte eine betäubende Wirkung, die die Menschen anscheinend wieder glücklich machte. Nur Ronja konnte nicht mehr darauf reinfallen. Sie war als 12 jähriges Mädchen fasten ganzen Tag im Krankenhaus gesessen und diese schlechte Luft inhaliert. Es war die zeit, in der ihre beiden Eltern hier lagen.

(Vielleicht kann man gegen den Gestank immun werden), dachte sich Ronja, denn nach dem 30. besuch bei ihren Eltern verlor selbst Ronja die Hoffnung auf Besserung. Alles erinnerte sie im Krankenhaus an ihre Eltern und sie selbst musste schon eine dicke Träne unterdrücken.

Zum Glück half die Betäubung wenigstens bei Maja, die jetzt hoffnungsvoll drein schaute. Da musste selbst Ronja Lächeln, da sie so erleichtert war, dass es ihrer Freundin schon besser ging.

„Mama liegt im Zimmer 44, im 4. Stockwerk.", zitterte Maja's fröhliche Stimme.

Auf ein mal stockte Ronja. Ihr Herz verkrampfte sich und es fühlte sich an, wie wenn sie gepfählt würde. Ihr Herz würde verbluten, dachte sie, so sehr schmerzte es in ihrer Brust. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und ihr Hals schnürte sich Komplet zu.

Im selben Zimmer lagen auch ihre Eltern seinerzeit. Noch mal würde sie nicht da rein wollen. Sie könnte auch nicht ohne zu weinen.

(Ich muss stark sein!), befahl sie sich dennoch, (stark für uns beide!)

Ihr Schritte waren schwer. Es fühlte sich an, wie wenn sie eine schwere Eisenkugel an ihre Knöcheln trug. Ihr Körper Wehrte sich, um nicht da rein zu müssen. Sie wollte umdrehen und aus dem Krankenhaus rennen, doch dann dachte sie an Maja, die jetzt sehr dringend ihre Hilfe benötigte. Vor der Tür hielten sie kurz inne. Ronja atmete noch mal tief ein, obwohl sie diesen Geruch hasste. Doch eins wusste sie: was sie jetzt sah, würde ihr die Luft zuschnüren.

Maja umklammerte den Strauß mit einer Hand, während die andere zur Türklinke fuhr. Langsam öffnete sich die weiße Holzspan Tür und durchflutete den mit Neon Lampen getränkten Flur mit weisem sauberen licht.

Maja beschleuniget schnell und hastete an da Krankenbett ihrer Mutter. Als Ronja sah, dass in ihrem Zimmer keine weitere Kranke Person war, viel sie kurz in Erleichterung. (Um so weniger tote... ich mein kranke, desto besser!), dachte sie. Sie folgte Maja unauffällig und stellte sich neben sie.

„die Neuanfangs Rosen passen sooo gut hier rein!", strahlte Maja und platzierte sie in einem Wasserkrug.

Sie stellte sich neben ihre Mutter und nahm vorsichtig ihre Hand, welche sie mit ihren umschloss und betrachtete zufrieden ihre schlafende Mutter.

Im Raum erinnerte alles an die verstorbenen Eltern von Ronja. Links in der Ecke, an dem Tisch hatte sie immer ihre Hausaufgaben gemacht, während sie rechts an dem Tisch immer ihr essen verputzte, da der andere Tisch ausgelegt mit Schulsachen war. Immer wenn Ronja müde war, krabbelte sie zu ihrer Mutter ins Bett und ließ sich in ihren Armen tief in den Schlaf fallen. Damals hatte sie noch nicht daran gedacht, dass ihre Eltern vielleicht sterben könnten und dachte sie hätten sich eine kleine Verletzung zugezogen. Im Endeffekt waren sie an den schweren inneren Blutung der Verletzung gestorben und Ronja konnte nichts dagegen machen. Sie hatte ab und zu ihren Eltern vorgesungen oder mit ihnen Gedichte geübt. Manchmal hatte sie auch ein Block genommen und hat Ihren Eltern kleine Briefchen neben ihr Bett gelegt, wenn sie mal eingeschlafen waren. So hoffte Ronja, dass ihre Eltern durch die Aufmerksamkeit wieder Gesund werden würden.

Ihr größer Bruder war nie oft hier gewesen. Aber nicht, weil er seine Eltern nicht leiden mochte, sondern weil er hart arbeiten musste und die ruhige zeit, in der Ronja weg war für sein Studium nutzen musste.

Vielleicht aber wusste er auch, was mit ihren Eltern geschehen möge. Vielleicht hatte er eine Vorahnung.
Vielleicht wollte er Ronja diese Vorstellung ersparen.
Vielleicht konnte er es aber auch einfach nicht aushalten.
Vielleicht war er doch nicht so stark, wie Ronja immer dachte.

Gefallener EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt