Das Ende..

926 54 25
                                    

20

Wie versteinert stand Ronja nun da. Ihr Blick ruhte auf dem verzerrten Gesicht von Jonathan. Oder eher gesagt 'Jack-Avim', wie Kyle ihn genannt hatte. Auf ein mal wurde es ihr ganz kalt um's Herz. Sie konnte nicht fassen, was gerade passiert war, fürchtete sich gleichzeitig vor dem bitteren Ende der Geschichte.
Langsam öffnete sich der schmerzende Griff an ihren Schultern. Die Fingernägel Abdrücke würde man gefühlte 3 Wochen danach noch sehen können. Jonathan gab sie frei, zog ganz langsam die Hände an seine Wunde und stöhnte laut auf. Blut quoll aus seinem Bauch und Spritze auf Ronja's weißes Nachthemd.

„Jonathan? A-alles ok?", fragte Ronja mit zittriger stimme, obwohl sie sehen konnte, dass nichts in Ordnungen war. Ein blaubrennendes Schwert steckte mitten in seinem Bauch, er spuckte Blut und sein Gesicht sah auch nicht ziemlich entspannt aus.
Vorsichtig, ganz vorsichtig hob Ronja ihre Hände und hielt sanft Jonathans Gesicht in ihnen. Es war Blut und Schweiß getränkt, nicht anders zu erwarten von einem tödlich verletzten Jungen.
Langsam füllten sich Ronja's Augen mit Tränen, Tränen der Verzweiflung. ›Du darfst nicht jetzt gehen! Bitte.. Verlass mich nicht!‹ brüllte sie so stark sie konnte. Doch nur ein leichtes: „verlass mich nicht..", entwich ihren Lippen. Zu mehr war sie nicht imstande. Sofort blickte Jonathan auf. Auch seine Augen waren von Tränen besetzt.

›Was er jetzt wohl denkt?‹
Seine Lippen bebten, wie wenn er was sagen wollen würde, doch nur noch mehr Blut quoll heraus.

„pschhhht!", zischte Ronja. „sag nichts.", hauchte sie. Und plötzlich war ihr alles andere so egal. Alles was Jonathan einst ihr angetan hatte. Wie er sich verhalten hatte und besonders, was er jetzt dachte. Sie blendete kurzzeitig aus, dass er eine riesige Wunde trug, die nach seinem Leben trachtete und dass er nun in einem Stadium zwischen Leben und Tod hing.

Blindlings machte sie einen Schritt nach vorne, immer noch sein Gesicht in ihren Händen. Ronja war etwas kleiner als Jonathan, deshalb ging sie auf Zehenspitzen um ähnlich groß zu werden.
„Du.. I-ich.. Liebe.. Dich!", flüsterte sie leicht gegen seine blutverschmierten Lippen und auf einmal wurde es ihr wieder ganz warm ums Herz. Wie wenn die warme Sonne in ihr auf gehen würde. Ein Riesen Stein fiel ihr vom Herzen. Sie wusste, was sie sagt hatte und war stolz auf sich selbst, dass sie es ausgesprochen hatte. Siewar sich auch bewusst, dass Jonathan nicht mehr lange leben würde. Aber das wollte sie schon die ganze zeit sagen. Alles, als er sie geärgert hatte, wurde klein und nichtig. So unbedeutend wie ein kleines Reiskorn in einem vollen Sack. Denn ihre Gefühle für ihn übertrumpften alles.
Wahre LIEBE!

Langsam schloss Ronja ihre Augen, zog sein Gesicht ein Stückchen runter und zog sich noch mehr auf ihre zehnspitzen. Nur noch 5 mm trennten seinen Mund von ihrem. Doch sie konnte nicht noch höher. Sie war an ihrem Limit.
Plötzlich kullerten ihr Tränen wieder über ihre bereits feuchte Wange. So würde sie es nie schaffen. Schon wieder breitete sich Verzweiflung in ihr aus. Nie würde sie es schaffen, wenn Jonathan ihr nicht ebenfalls liebe schenkte, ihr ein paar Millimeter entgegen kam.

Auf ein mal spürte Ronja etwas warmes und weiches auf ihren Lippen. Sofort erschrak sie und riss die Augen auf.
Und was sie nun sah, zerriss ihr das Herz. Sie blickte in die wunderschönsten grünen Augen, die sie bisher gesehen hatte. Sie funkelten verzweifelt und mit Tränen in den Augen. Das grün verwandelte sich in ein dunkelgrün und seine Pupillen weiteten sich. Und Jonathan blickte direkt in ihre Augen. Es fühlte sich an, als wenn Ronja bis in seine Seele blicken konnte.

Es erleichterte Ronja und langsam schloss Sie wieder ihre Augen, um da Gefühl noch intensiver genießen zu können.
Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz mit ihr davon fliegen. Und plötzlich spürte sie eine Hand an ihrem Rücken. Sie drückte sie erst vorsichtig, dann etwas stärker an Jonathan heran.

Gefallener EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt