8. Kapitel

1.5K 82 42
                                    

Aus Jans Perspektive

Ich höre Fine und Anna, bevor ich die beiden sehen kann. Sie kichern und giggeln wie zwei kleine Schulmädchen. Mit verschränkten Armen stehe ich vor dem Eingang und schüttle spaßeshalber den Kopf. Ich achte währenddessen genau auf Annas Fuß. Sie läuft zwar langsam, aber flüssig. Also kein Grund sich Sorgen zu machen. 

"Na ihr zwei?" Ich lächle die beiden an und ziehe Fine zu mir. Sie wird weich und schmiegt sich an mich. Sehr schön. So mag ich das. 

"Feierabend", Fine sieht mich hoffnungsvoll an. Ich spüre wieder einmal, dass neben der ganzen Arbeit die gemeinsame Zeit einfach zu kurz kommt. 

"Feierabend!" Ich küsse sie sanft auf die Stirn und schaue ihr dann intensiv in die Augen. Ich habe Lust zu spielen und zwar so richtig. Fine hält den Blick für einen Moment und schlägt dann die Augen nieder. Sehr gut! 

"Anna, denkst du noch daran deine Wünsche für morgen vor dem Abendessen bei der Rezeption abzugeben?", Fine schaut Anna an.

"Ja klar. Ich kümmere mich gleich darum. Ein paar Dinge möchte ich schon ändern."

"Auf jeden Fall. Morgen Abend bist du dann bei uns zum Essen, ja?" Nun halte ich Annas Blick. 

"Gerne. Ist Maxi dann dabei?", Anna weicht meinem Blick aus. 

"Ja, er übernimmt hier für mich am nächsten Tag, also übermorgen. " Ich grinse Fine an, als ich das zu Anna sage. 

"Was, warum? Das geht doch gar nicht. Du hast doch viele Termine!" Fine schaut mich irritiert an. 

"Wir zwei machen uns einen schönen Tag in Regensburg. Du und ich!" Ich stupse Fine auf die Nase. "Abends sind wir dann wieder da." 

Fine strahlt. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Ob sie mit dem, was ich da alles für sie ausgedacht habe allerdings so glücklich ist... wird sich zeigen."

"Also Anna, dann schlaf gut. Sollte irgendetwas sein, du hast meine Nummer, ja?" Ich schaue sie für einen Moment intensiv an und lege viel Wärme und Geborgenheit in meinen Blick. Sofort sehe ich, wie Tränen in ihren Augen aufsteigen.

"Einen schönen Abend euch und bis morgen!" 

"Dir auch!" Fine schaut ihr etwas nachdenklich hinterher und zuckt dann mit den Schultern. Ich ziehe sie kurz zu mir und flüstere ihr ins Ohr. 

"Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Das muss auch Anna begreifen." Dann gehen wir Hand in Hand zum Auto und fahren nach Hause. 

Aus Annas Perspektive

Der intensive Blickkontakt mit Jan hat einiges in mir aufgerührt. So schnell wie es geht gehe ich in mein Zimmer und lasse schließlich meinen Tränen freien Lauf. Ich bin sauer auf mich selbst, auf Jan, dass er mich ständig in die Situation bringt mich mit mir selbst zu konfrontieren, obwohl er eigentlich gar nichts macht. Wie wäre es wohl sich ganz in seine Hände zu begeben? Eine Gänsehaut macht sich auf meinem Körper breit. Schnell kuschle ich mich unter meine Decke und angle mir den Flyer vom Nachttisch. Es ist höchste Zeit auf andere Gedanken zu kommen. Es gibt echt ganz schön viele Angebote. Ich entscheide mich für eine Craniosakraltherapie und eine Massage. Zu mehr möchte ich mich gerade nicht festlegen. Wenn mein Fuß mich lässt, werde ich bestimmt noch schwimmen gehen. Ich fülle den Zettel aus, richte mich im Badezimmer etwas her und mache mich dann nach unten auf dem Weg zum Abendessen. 

Nachdem ich den Zettel vorne abgegeben habe suche ich mir ein Plätzchen im Speisesaal. Ich bestelle mir ein Glas Wein und eine Flasche Wasser, bevor ich mir am Buffett den Teller volllade. Ich habe wirklich großen Hunger und freue mich darauf gleich in Ruhe zu essen. Mein Handy habe ich nicht mehr angefasst. Es liegt oben und komischerweise vermisse ich es auch nicht. Als ich wieder zu meinem Platz komme, haben sich 2 ältere Damen dazugesetzt. Kurz bin ich versucht mich wegzusetzen, doch ich entscheide mich dann es doch auf einen Versuch ankommen zu lassen. 

Tatsächlich sind Hilde und Klara dann wirklich nett und lustig. So viel gelacht, wie an diesem Abend habe ich schon lange nicht mehr. Die beiden verbringen hier, so wie ich damals mit Timo zwei Nächte hier und lassen sich so richtig verwöhnen. Es ist interessant zu hören, was die beiden so über Jan und seine Art hier zu wirken erzählen. Ich selbst erlebe ihn ja eher dominant und bestimmend, während die beiden von seiner einfühlsamen Art erzählen. Immer mehr drängt sich mir der Gedanke auf, dass ich es vielleicht doch probieren sollte? Es schlagen dabei zwei Herzen in meiner Brust. Ich beschließe noch eine Nacht darüber zu schlafen. Vielleicht wird der Tag dann mehr Klarheit bringen. 

Spaziergang zur inneren Mitte oder Annas GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt