Aus Maxis Perspektive
Ich schaue Anna nach, wie sie aus dem Zimmer marschiert. Ihr Gang hat, trotz ihrer Verletzung, eine Leichtigkeit. Ich bin sehr gespannt, wie sie nun nach dieser doch seeehr klaren Ansprache agieren wird. Ich rufe Marie über das Haustelefon an, damit sie mir nun die Patienten schicken kann und lese mich währenddessen kurz in die Akten ein.
Aus Fines Perspektive
Wir haben in einem Parkhaus geparkt und schlendern nun durch Regensburg. Wir sind etwas abseits vom Zentrum. Eher in einer der Wohn – und Villengegenden. Was Jan hier wohl vorhat? Ich bin seinem Wunsch, ein Kleid anzuziehen, natürlich nicht nachgekommen. Das könnte ihm so passen, dass er den Tag über freien Zugang zu meiner Scham hat. Mit seiner kalten Dusche – Aktion heute morgen hat er sich das ganz schön vergeigt! Wir bleiben vor einem Haus stehen. Es scheint mehrere Parteien zu haben.„Netter Baustil!", ich schaue zu der Jungendstilvilla nach oben.„Allerdings. Geradezu prädestiniert für eine Praxis!", antwortet Jan und lächelt mir zu. „Was willst du mir denn damit sagen?", ich schaue ihn fragend an und betrachte dann das Klingelschild etwas näher. „Ähm. Jan?" Ich ziehe die Augen nach oben, als ich sehe, dass dort folgendes Schild steht
Christian Schmieder
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Termine nach Vereinbarung.
Jan drückt währenddessen entschlossen die Klingel. „Was machst du da?" Ich versuche Jan wegzuziehen. Das ist doch voll peinlich. „Willst du dich lieber hier niederlassen?" Ich schaue ihn irritiert an. Die Türe öffnet sich mit einem Summen. Jan legt entschlossen einen Arm um mich.„Komm!"„Ich folge ihm zögernd. Es wird schon eine Erklärung geben für sein Verhalten. Im Eingangsbereich angekommen, werden wir von einer netten Sprechstundenhilfe begrüßt. „Willkommen. Schön, dass Sie da sind. Dr. Schmieder erwartet sie schon. Sie können direkt durchkommen!" Ich schaue Jan erneut an und forme mit meinem Mund die Worte „Das ist jetzt nicht wahr!" Er zuckt mit den Schultern, lächelt mich spitzbübisch an und drängt mich vorwärts. Ich weiß ich habe jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ich mache hier jetzt eine Szene und der Tag ist gelaufen, oder ich lasse mich auf das ohnehin Unvermeidliche ein. Aber das ist so link von ihm. Da werde ich mir definitiv noch etwas einfallen lassen. Als wir den Gang hinter der Sprechstundenhilfe herlaufen, kicke ich ihn fest mit meinem Ellbogen in die Seite, so dass ihm ein Schmerzenslaut entweicht. Recht so. Die Sprechstundenhilfe dreht sich herum und schaut uns fragend an. „Alles in Ordnung?"„Ja, alles bestens!" Ich lächle strahlend, um Jan dann warnend anzuschauen. Das hat er verdient. Die Sprechstundenhilfe öffnet daraufhin die Türe und bittet uns herein. Dr. Schmieder, ein sehr attraktiver Mann, etwas älter als ich mit grauen, ausdrucksvollen Augen und kurzen, dunklen Haaren sitzt uns gegenüber. Ein Bartschatten gibt ihm ein etwas dunkles, dominantes Aussehen. Er ist breiter gebaut als Jan und wirkt ziemlich durchtrainiert. Sein Hauttyp ist dunkler. Er scheint viel in der Sonne zu sein. Alles zusammenfassend sieht er aus wie man sich so einen etwas reiferen Surferboy vorstellt. Also viel zu gut aussehend, als dass ich diesen Kerl zwischen meinen Beinen haben möchte! Ich schaue zu Jan, der nun auch etwas irritiert zu sein scheint. Dr. Schmieder steht auf und gibt uns beiden die Hand. Zuerst mir, dann Jan. Sein Händedruck ist warm, trocken und angenehm. Genau mit dem richtigen Druck. Wir nehmen Platz. Ich schaue mich um. Die Praxis sieht zwar etwas in die Jahre gekommen aus, aber trotzdem gefällt sie durch die hohen Decken und den Stuck. Dr. Schmieder räuspert sich. „So. Also was führt sie zu mir. Mein Vater nimmt eigentlich keine neuen Patientinnen mehr auf, also müssen Sie gute Kontakte haben." Er lächelt mich an. Ich lächle kurz zurück. Er hat Grübchen – ich mag Grübchen. „Ach, das erklärt es. Sie sind der Sohn von Dr. Schmieder?", Jan sieht immer noch etwas verwirrt aus. Süß.„Ja genau. Mein Vater macht einmal im Jahr 4 Wochen Urlaub. Da mache ich dann Vertretung. Normalerweise praktiziere ich in den USA"„Oh. Ok." Antwortet Jan etwas bedröppelt mit einem deutlich eifersüchtigen Touch in der Stimme. Mein inneres Teufelchen, welches für einen Augenblick zurückkommt, reibt sich die Hände. „Gut. Aber ich bin auch Gynäkologe und kann Ihnen bestimmt trotzdem helfen!" Dr. Schmieder Junior lächelt mir entwaffnend zu, wenn es auch etwas leicht wölfisches hat. Eine Gänsehaut überkommt mich- keine von der ganz unangenehmen Sorte. „Ja, also ich habe den Termin für meine Freundin ausgemacht. Sie ist vor kurzem in die Nähe gezogen."„Genau. Aber ich kann auch für mich selbst sprechen. Schatz!" Ich denke die beste Retourkutsche für sein übergriffiges Verhalten kann ich ihm geben, wenn ich ihn einfach aus dieser Vorsorge ausschließe. Vielleicht komme ich dann ja sogar mit einem Gespräch davon und kann ein anderes Mal zu seinem nicht ganz so mega attraktivem Vater kommen. Jan schaut mich von der Seite an. Ich spüre erneut Gänsehaut –dieses Mal nicht die von der angenehmen Art und Weise. Shit. Das wird Konsequenzen haben. Aber egal. Das Spielchen können beide spielen. „Ich glaube ich schaffe das alleine!" Ich lächle Jan entwaffnend an. Er erhebt sich etwas steif. „Wie du meinst. SCHATZ!" Sagt er mit Nachdruck. „Ich warte im Wartezimmer auf dich."
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Spaziergang zur inneren Mitte oder Annas Geschichte
RomanceEndlich steht Annas Auszeit im Retreat an. Mit gemischten Gefühlen steigt sie in den Zug um einige Tage dort zu verbringen. Wird sie ihre diversen Baustellen angehen können? Findet sie die so dringend benötigte Auszeit vom Familie, Haushalt und Co...