18. Kapitel

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Drei Tage später wurde ich von Weihnachtslieder geweckt. Ich ging die Treppe nach unten und schaute vorsichtig ins Wohnzimmer, wo ich Erik und Matthias auf der Couch hinter dem geschmückten Weihnachtsbaum entdeckte. Erik grinste Matthias provozierend an und sang bewusst schief, worauf Matthias seine Lautstärke erhöhte. Erik tat es ihm gleich, bis die beiden in einem Duell verwickelt waren wer den anderen übertönen konnte.

Ich ging weiter in die Küche, um Eileen bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. Wie bei den meisten Italienern, gab es bei Eileen am Heiligabend Fisch mit gewürzter Soße. Ein kleiner roter Knäuel lag neben der Tür und starrte wachsam auf die linke Seite des Raumes, wo der Fisch in der Pfanne brutzelte. Mir kam die Katze bekannt vor, doch ich wusste nicht woher.

Eileen folgte meinem Blick.

„Das ist Minze. Sie sollte eigentlich nicht in der Küche sein", sie seufzte kurz, „aber genauso hätte sie größer werden sollen und wurde es nicht."

Verwirrt über den Übergang ihres Satzes fragte ich: „Machst du dir Sorgen?"

„Ehrlich gesagt schon ein bisschen, aber das kann ich den beiden Jungs nicht sagen, die lieben Minze viel zu sehr. Ich meine es scheint ihr gut zu gehen, aber normal ist ihre Größe nicht."

Mit einem letzten besorgten Blick Richtung Minze kümmerte sich Eileen wieder um das Essen. Ich nickte, obwohl sie es nicht sah und half ihr die Kartoffeln zu schälen.

Daheim würden Lilith und Maria das Gleiche machen. Dieses Jahr ohne mich. Ich wüsste gerne, ob James an mich dachte. Lilith bestimmt, Jonah und Domenico Rae der Arzt vermutlich auch. Aber bei James konnte ich es nicht einschätzen.

„Ich bin froh, dass du da bist", sagte Eileen, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Lächelnd nickte ich ihr zu, doch es verschwand, sobald sie sich wieder ihren Kartoffeln widmete. Ich glaubte ihr nicht.

Als wir mit dem Kochen fertig waren, setzten wir uns zu Matthias und Erik und aßen gemeinsam. Der Fisch schmeckte köstlich, doch die Stimmung war nicht mit der die ich gewohnt war zu vergleichen. Wahrscheinlich ging es den anderen gleich.

Wegen mir.

Und du hast nichts Besseres zu tun als dich zu benehmen, als würdest du hier wohnen.

Ich schluckte. Vielleicht war Eileen glücklich mit meiner Anwesenheit, doch damit war sie vermutlich alleine. Denn auch Matthias wirkte weniger ausgelassen als eine halbe Stunde zuvor mit Erik.

Nach dem Essen gingen wir nach draußen und ich staunte. Unsere Lichterketten erleuchteten den Weg zum Tor in einer majestätischen Weise und den Eingang konnte man nur als festlich bezeichnen.

Ich hatte mich dazu entschieden, doch bei der Mitternachtsmesse dabei zu sein und nun fuhren wir gemeinsam in die Stadt. Als wir vor der riesigen Kirche am Hauptplatz standen spürte ich wie meine Hände vor Hoffnung und Nervosität zitterten. Ich hatte nicht gewusst, dass sie genau in diese Kirche gehen würden. Irgendwo hier würde auch Lilith sein.

Aber auch ein großer Teil der anderen Rostovas.

Instinktiv ließ ich meinen Blick durch die Gegend schweifen, senkte ihn jedoch schnell wieder, denn so war ich schwerer zu erkennen. Das letzte was ich sah, war das beleuchtete Parlament auf der gegenüberliegenden Seite.

An den ich einen Drohbrief geschrieben haben soll.

Wahrscheinlich hatte sich James das ausgedacht, damit die Polizei schneller nach mir suchte. Obwohl ich anscheinend zurzeit weniger Thema war.

Angespannt folgte ich den anderen in das Gebäude.

Die Messe begann. Es war lange her, seit ich das letzte Mal in der Kirche gewesen war. Ich war nicht religiös. Allein mein Glaube an das Leben nach dem Tod, hielt mich davon ab, komplett aus der Kirche und die damit verbundenen Feste auszusteigen.

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