Die Wochen vergingen und inzwischen wohnte ich schon fast zwei Monate bei meiner Tante und ihrem Mann. Die beiden hatten mich nun endgültig überzeugt bei ihnen zu bleiben, sodass ich nicht mehr das Gefühl hatte eine Last zu sein. Sie versuchten aus ihrem Zuhause auch meines zu machen und ich liebte die zwei dafür mehr als ich es je beschreiben könnte.
Beide hatten sich weder über unseren Einbruch bei den Guerras noch über den spontanen Aufbruch nach Rom beschwert, stattdessen wollten sie alles bis ins kleinste Detail erzählt bekommen. Offensichtlich waren sie es gewohnt Erik in gefährlichen Situationen zu sehen.
Eines Tages klopfte Eileen an meine Zimmertür und fragte, ob ich kurz mitkommen könne. „Du weißt doch bestimmt noch mein Ritual, alles auf einen Zettel zu schreiben, sich an die Feuerschale zu setzen und ihn dann dort zu verbrennen? Bestimmt weißt du es noch, aber ich glaube, du hast es nie angewendet. Wie wäre es, wenn wir das heute zusammen machen? Du musst mir auch nicht zeigen, was du aufschreibst, aber nach der Mission in Rom gibt es bestimmt einiges."
„Ich war durch die Rostovas schon in viele Kämpfe involviert", widersprach ich, stimmte ihr schlussendlich aber zu. Allein aufgrund ihrer Gastfreundschaft mir gegenüber konnte ich ihren Wunsch nicht ablehnen.
Ich schrieb alles auf was mir in den Sinn kam und ließ es dann im Feuer zu Asche werden. Die Polizei, die mich verfolgte. Meine Freunde, die ich nicht besuchen durfte. Die Ungerechtigkeiten die die Menschen durch die Mafias, durch die Menschen mit denen ich mich zurzeit umgab, ausgesetzt waren. Alles verbrannte vor meinen Augen und doch fand ich keinen Frieden, so wie Eileen ihn zu finden schien.
Was brachte mir ein Häufchen Asche, wenn sich die Welt nicht verändert hatte?
Erik sah ich nur noch selten, da er laufend Aufträge für die Guerras erledigen musste und wenig Zeit hatte uns zu besuchen. Genaue Infos zu den Aufträgen wollte er mir nicht geben, doch ich bezweifelte, dass diese, nachdem er den Ehrenkodex gebrochen hatte, zu den beliebten gehörten. Der Gedanke, dass er die Drecksarbeiten erledigten musste, gefiel mir nicht, aber er wollte meine Hilfe nicht annehmen.
Wann auch immer er da war, kam es mir vor, als würde ein Scheinwerfer auf ihn liegen. Ich spürte seine Anwesenheit bevor ich ihn sah und ein Lächeln von ihm genügte, um meine Stimmung zu heben.
Wären meine Freunde hier würden sie mir grinsend einreden, dass da nichts Schlechtes dran war, doch ich sah das anders. Meine Laune sollte nicht von einer anderen Person abhängen, erst recht nicht jetzt, wo ich so oft meine gesamte Konzentration benötigte.
Wenn ich nicht gerade auf dem Hof half, lernte ich aus meinen Schulbücher, damit zumindest die Chance bestand irgendwann meinen Schulabschluss zu bekommen. Ich machte mir auch weiter Gedanken zu den Lóngs, die ihren Unterschlupf mit hoher Wahrscheinlichkeiten in den unterirdischen und verbotenen Gängen unserer Stadt gefunden hatten. Die Lóngs waren das einzige Thema, über das ich und Erik übers Handy schrieben, doch ich war froh, dass Erik immer noch dabei war.
Abends trainierte ich in der Scheune und saß anschließend mit meiner Tante und ihrem baldigen Ehemann eingehüllt in dicken Decken auf der Veranda und quatschten.
„Wir könnten den Ballsaal des Rathauses mieten, der ist schön", stellte Matthias fest.
„Das geht auf keinen Fall! Dir ist schon bewusst, dass wir gegen die Regierung arbeiten, oder? Stell dir vor, dass sie während unserer Hochzeit bemerken, dass zwei Mafiamitglieder in ihrem Rathaus tanzen!"
„Wir arbeiten nicht gegen die Führer, wir wollen nur selbst mehr Macht."
„Das ändert nichts daran, dass wir nicht dort heiraten werden", bestimmte Eileen und Matthias brummte etwas Unverständliches.
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It's a Secret
ActionIhr Leben lang trainierte Cataleya für die Rostovas. Eine Agentengruppe, die versucht der Polizei Mafiamitglieder zu liefern, um so Menschenleben zu retten. Mit diesem Ziel wächst sie auf und würde alles dafür tun. Denn dafür kämpft sie. Dafür lebt...