30. Kapitel

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Klang seine Stimme immer so rau? Und seit wann stand er so nah?

Ich nickte, bevor ich überhaupt über seine Frage nachdenken konnte. Ein Teil von mir wollte zurückweichen, wollte ihn von mir stoßen. Doch ein anderer kleiner Teil genoss seine Nähe.

Er lehnte sich nach vorne und ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen.

„Du weißt, dass es Carlo egal ist, ob du den Auftrag überlebst?"

„Du weißt, dass dieser Auftrag genau das ist, was wir wollten? Die Infos zum Aufenthalt der Lóngs, alles auf meinem Handy."

Hör auf das so attraktiv klingen zu lassen. Mein Herzschlag raste, wie sonst nur bei meinen Missionen und das gefiel mir nicht.

Kurz verharrten wir, dann ließ er langsam seine Hand sinken und ich spürte schon fast so etwas wie Enttäuschung in mir aufblitzen.

War ich komplett verrückt geworden? Er hatte kein Recht, mir einfach so nah zu kommen. Und das war ganz bestimmt nicht, wie ich mich sonst verhielt.

Stumm sahen wir uns an. Wusste er, dass es bei den Rostovas ein Akte über ihm gibt, die ich gelesen hatte? Dass mir nur ein Bild gefehlt hatte, um ihn sofort zuordnen zu können? Dass ich nun wusste, dass er ein Mörder war?

Wir sahen uns an, bis mir wieder einfiel, warum wir hier waren.

„Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht mitreinziehen dürfen, schon gar nicht, ohne an die möglichen Konsequenzen dir gegenüber zu denken. Stattessen habe ich nur an mich gedacht und fühle mich gerade richtig schlecht deswegen. Und ich komm natürlich mit dir mit und-."

Ich wollte es wieder gutmachen, doch ich wusste nicht, wie.

„Hör auf damit", meinte er mit leiser Stimme. „Du bist allein für dich verantwortlich. Für meine Taten bin ich selbst zuständig, ich wusste, worauf ich mich einlasse. So, und jetzt fahren wir zum Bahnhof, in zwanzig Minuten fährt der Zug nach Rom ab."

Es dauerte nicht lange und wir saßen im Zug. Immer wieder gähnte ich, während Erik mit Eileen telefonierte und ihr alles erklärte. Ich hörte ihre Stimme nicht und konnte nicht einschätzen, wie sie seine Erzählung aufnahm. Ich fragte ihn auch nicht.

Erik legte auf und der Zug fuhr los.

„Wir fahren jetzt 33 Minuten. Dann steigen wir in einen Zug direkt nach Rom um. Das Ganze dauert aufgrund von Baustellen genau 12 Stunden und neun Minuten. In Rom angekommen, werden wir direkt meinen Auftrag erfüllen. Wenn alles gut geht, schlafen wir am Abend in einem 5 Sterne Hotel, dass mir von den Guerras spendiert wird."

Dann erzählte er vom Standort, an dem die Kooperation abgeschlossen werden hätte sollen und wie wir dorthin kommen würden. Er redete schneller, als ich es von ihm gewohnt war und er wirkte wie besessen.

„Erik?"

„Cat?"

„Hast du etwas geraucht, oder eingenommen?"

Erik begann zu lachen und ich sah ihn besorgt an.

„Du denkst echt, ich könnte die Dosis an Drogen vertragen, die ich bräuchte, um zu vergessen, dass Carlo Moreno erfahren hat, dass ich ihn belauscht habe und somit einen Eidbruch begangen habe? Sollte ich von dieser Mission zurückkommen, wird er mich nur überleben lassen, damit ich sehe, wie er alles an meiner Mum und den Scheins auslässt."

„Es tut mir leid", flüsterte ich mit brennenden Augen, „es tut mir leid."

Erik schüttelte den Kopf und schloss die Augen.

It's a SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt