Teil46

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-Alex-

Ich hatte eine wirklich üble Woche. Gestern habe ich Cole einfach zu meinen Eltern gebracht, zu meiner Schwester! Die Nacht habe ich darüber gegrübelt und mir eingeredet, dass ich ihm vertrauen kann, dass er nichts erzählen wird. Gott weiß was die Anderen damit anfangen und wie mein Onkel reagiert. Er macht überhaupt kein Geheimnis daraus, ganz im Gegenteil. Er verwendet meine tote Familie um Profit zu gewinnen! Das will ich nicht nochmal. Um keinen Preis! Meine Familie hat das nicht verdient, aber gestern war ich einfach nur am Ende meiner Kräfte und habe nicht gründlich nachgedacht. Nicht einmal als Stacy mich heute morgen angerufen hat, habe ich wirklich drüber nachgedacht. Es war pure Angwohnheit so normal wie möglich zu wirken und ja zu sagen. Dabei habe ich wirklich andere Probleme. 

"Du hast nicht viel geschlafen oder?" fragte mich Matt und klang irgendwie anders, fast schon schuldig. 

Wir haben uns alle dafür entschieden bei Mc's was essen zu gehen und essen jetzt etwas Eis.

"Ich habe noch gearbeitet!" log ich und nahm wieder ein Stück meines Straciatella Eis.

"Wirst du uns eigentlich auch mal erzählen was gestern passiert ist?" fragte Stacy und auch wenn ihre Wort nicht so klingen, war ihr Ton vorsichtig, zaghaft.

"Nein, ich denke nicht!" antwortete ich ehrlich, was aber hier scheinbar keinem gefallen hat. Kurz darauf wurde ich mit Fragen und Flüchen bombardiert. 

"Du hast gesagt, dass du vielleicht stirbst!", "Und wer ist Jeremy?", "Was hat es mit ihm auf sich?", "Wieso sagst du uns nichts?", "Wer ist dieser Liam?", "Woher kennt ihr euch?"

"ES REICHT!" stoppte ich sie, weil mir immer schwerer zu Mute wird "Es reicht. Ich werde euch nichts sagen. Also tut mir nur diesen einen Gefallen und hört auf mir auch noch Kopfschmerzen zu bereiten!" 

"Alex, du kannst sowas nicht einfach sagen und dann.."

"STOPP!" unterbrach ich Kyle harsch.

"Seht ihr, ich habe euch doch gesagt, dass sie völlig durchgedreht ist." 

Argh... wie ich diese quietschige Stimme hasse und wie sie mich rasend macht, aber dann sagte sie etwas, dass meine Wut zum verebben brachte: "Kein Wunder, was soll man auch von einer Waise erwarten?" 

Ich und alle anderen am Tisch stockten, bis ich ruckartig aufstand und die Schuhlschlampe am Kragen packte: "Wie bitte?!"

Sie sah über meine Schulter. Ich folgte ihren Blick und traf Cole. Ich wusste es... Ohne Lea eines weiteren Blickes zu würdigen ließ ich sie los, nahm meine Jacke und verließ das Cafe, ohne auf die Rufe der anderen zu reagieren. Kurz vor dem Ausgang der Mall wurde ich von Cole umgedreht. Stacy sah mich immer noch verwirrt an, während sie die einzelnen Puzzleteile zusammensetzte. Die Jungs sahen mich aber nur schuldig an. So als ob sie es schon wussten. Sofort wurde mein Herz noch schwerer. Sie haben alle dort mitgemacht.

"Lass mich los!" forderte ich von Cole und drückte meinen Kloß im Hals runter. Ich habe nicht vor, vor ihm noch einmal zusammen zu brechen. Auch wenn ich manchmal dämlich bin, lerne ich aus meinen Fehlern.

"Du hast es weiter gesagt!" sagte ich das offensichtliche und die Wut kam wieder. Ich schlug ihn zurück, dass er rückwärts taumelte. Cole antwortete aber immer noch nicht. "Meine Familie ist tot und du hast nicht einmal einen Tag gebraucht, um es gegen mich zu verwenden!" fauchte ich ihn an.

"Alex, ich..."

Oh nein, ich will keine Ausreden! "Ja oder nein, hast du es weiter gesagt?"

Nichts.

"Cole, ja oder nein?", dieses Mal nickte er nur. 

Augenblicklich schloss ich meine Augen und versuchte das Gefühlschaos irgendwie zu mildern, aber es brachte nichts, also riss ich mich zusammen: "Okay!" hauchte ich verletzt und atmete erneut tief durch, um mich zu Stacy zu drehen und tapfer an zu lächeln. Sie sah mich fast schon weinend an: "Ich wusste es wirklich nicht!"

Ich lächelte: "Ja, ich weiß." sagte ich und ging auf sie zu, um ihre Hände zu nehmen "Deshalb will ich das du mir jetzt gut zuhörst, in Ordnung?" bat ich und wartete auf ihr nicken, welches auch in Tränen kam "Die Jahrestage sind etwas schwierig." begann ich und sprach auf ihre fast Vergewaltigung an, weil ich wusste, dass sie nur so wirkte als wäre wieder alles gut "Aber es ist halb so wild, versuch dann nicht alleine zu sein. Dein Bruder und die Anderen hier sind zwar Arschlöcher, aber sie werden dir helfen, also bleib bei ihnen. Versuche Trigger besonders an Jahrestagen zu vermeiden, also keine Clubs, Partys, dunkle Gassen oder Alleingänge. Wenn du Schnappatmung bekommst und dir heiß wird, dann versuche alles auszublenden und ruhig durchzuatmen. Erinnerst du dich noch an die Atemübung die ich mit dir gemacht habe? Mach das Gleiche, deinem Bruder habe ich grob erklärt wie das geht. er wird dir helfen. Aber wenn das nicht funktioniert und es schlimmer wird, leg dich hin, Beine anwinkeln und ruf den Krankenwagen. Wenn es schlimm wird kannst du mich aber trotzdem anrufen, jederzeit. Meine Nummer hast du ja und versuch nicht all zu lange auf die Arschgeigen hinter mir wütend zu sein, du wirst sie brauchen." ratterte ich ihr ein paar Ratschläge runter.

"Das klingt als würde ich dich nicht wiedersehen." sagte sie und begann zu weinen.

"Natürlich wirst du mich wiedersehen, wir gehen auf die selbe Schule, vergessen? Es wird jetzt nur wieder anders, dass ist alles." versuchte ich ihr sanft beizubringen.

"Du klingst nicht sauer." stellte Kyle überrascht fest.

Mein Herz begann erneut zu schmerzen bei seiner Stimme. Irgendwie hatte ich selbst ihn in mein Herz geschlossen...: "Wie könnte ich? Es ist ja meine Schuld. Mein ganzer Verstand hat mich angeschrien keinem von euch zu vertrauen und trotzdem habe ich es getan. Meine Dummheit schlägt nur zurück." erklärte er nüchtern, aber auch traurig. Es ist meine Schuld. Ich sah zu Cole. Er hatte noch nichts gesagt. Sein Verrat tat am meisten weh. Ich hatte ihm wirklich vertraut. Habe ihn zu meiner Familie gebracht. Zu Jen, Tante Meura, meinen Eltern und meiner kleinen Schwester. 

Reiß dich zusammen und konzentriere dich, forderte ich mich an: "Aber damit das klar ist: solltet ihr irgendjemanden den ich liebe auch nur ein Haar krümmen oder sie irgendwie gegen mich oder sich selbst verwenden, dann werde ich euch nicht nur einen Knochen brechen sondern euch auch das Leben zur Hölle auf Erden machen. Wenn ihr gegen meiner Familie oder meine Freunde vorgeht, werde ich euch zu Boden stampfen und auch wenn es mir leid tut, wäre es mir dann egal wie viel ihr Stacy bedeutet, ist. das. klar?" fragte ich streng und todernst.

"Wir würden nie..."

"Das habt ihr doch schon! Und gerade du solltest aufpassen!" zischte ich Cole an und konnte nicht verhindern, dass bei seiner Stimme mir nun doch die Tränen kamen.

Eine Weile schwiegen wir wieder, bis ich genug hatte und kaum noch atmen konnte: "Wir sehen uns in der Schule.", dass wird schließlich nicht zu verhindern sein.

Danach stürmte ich raus und schnappte draußen hinter meinem Wagen nach Luft. Nicht hier. Und wo dann? Ich kann nicht nachhause und auch nicht zu Kate, Jack oder Stacy oder Liam. Jeder von ihnen hat mich hintergangen. Auch wenn Stacy nichts für die Jungs kann.  Wo soll ich nur hin? 

Ich muss hier erstmal weg. Mit wackeligen Beinen stieg ich in mein Auto und fuhr einfach drauflos. Keine Ahnung wohin, bis ich eine Vollbremsung legte, weil mein Herz sich schmerzhaft zusammenzog und ich einen mettallenen Geschmack in meinem Mund spürte. Hinter mir begann jemand zu schimpfen, aber das bekam ich nur wage mit. Schnell bog ich ab und hielt am Straßenrand. Gerade rechtzeitig, als mich ein weiterer Schmerz durchzog, der mir bis ins Knochenmark reichte. Mit zittrigen Händen griff ich nach meiner Brust und rief mich zu Ruhe, bis nur noch ein Wort über meine Lippen kam: "Ben."

Ein Kampf ums LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt