Jetzt war Vorsicht gefragt.
Ich schluckte und suchte nach Waffen an der Hexe. Sie schien keine bei sich zu haben, aber das musste ja auch nichts heißen. Wenn das hier eine Hexe war, konnte sie mich womöglich freihändig mit Blitzen beschießen oder so etwas in der Art.
Ein kurzer Blick zur Seite zeigte mir, dass das Haus neben mir eine relativ niedrige Dachkante hatte. Perfekt, wenn ich antäuschen könnte nach vorne zu sprinten, hätte ich vielleicht eine Chance überraschend nach rechts auszubrechen, und auf das Dach zu gelangen. Von dort aus sollte es kein Problem sein auf die Mauer zu springen und zu fliehen...
Nun musste ich nur sicherstellen, dass die Hexe nicht herausfand, was ich vorhatte. Ich atmete einmal tief durch, beachtete die Position der Gegnerin, spannte die Muskeln an...
"Hey! Was glaubt ihr was ihr da macht?"
Der Ruf brach meine Konzentration. Beinahe wäre ich erschrocken in die Luft gesprungen. Ich konnte gerade noch meine Kaputze, die wie durch ein Wunder bei der Verfolgungsjagd oben geblieben war, davor bewahren hinunterzugleiten.
Hektisch hielt ich nach dem Rufer Ausschau. Die Stimme war direkt von hinter mir gekommen, also... Ich drehte mich halb herum und sah eine Gestalt mit einer Art Speer hoch oben auf der Mauer stehen. Eine Wache. Ganz toll. Nun war ich zwischen der Hexe und der Wache eingesperrt, und von keinem wusste ich, wie stark er/sie war. Ganz, ganz schlecht.Ich knurrte unterdrückt, aber wirklich tun konnte ich nichts.
"Leute wie ihr sollten nachts nicht auf den Straßen sein, zumindest wenn sie ihren Kopf behalten wollen. Ihr habt wohl einen Kampf geplant? Nun, das wird entweder bis zur Wachzeit oder für immer warten müssen wenn ihr nicht bald verschwindet. Geht, bevor ich euch verhafte!"
Ich starrte die Wache an. Die war aber nicht gerade bester Laune.
"Ah, das tut uns leid! Es war nicht unsere Absicht zu stören oder gar zu kämpfen!"
Ich erschrak heute schon zum zweiten Mal, als urplötzlich die Hexe direkt neben mir stand und zu der Wache sprach. Wie war die da hin gekommen? Ohne dass ich es gemerkt hatte?
"Mein Freund hier und ich wollen keine Probleme machen," Freund? "Wir wollten sowieso gerade gehen. Und als Dank dafür, dass ihr uns vor mehr Schwierigkeiten bewahrt hast, nehmt doch dies."
Die Hexe holte einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und warf ihn der misstrauischen Wache zu. Diese fing reflexartig, schaute es sich kurz an und steckte ihn dann in eine Tasche.
"Na gut ihr beiden, jetzt müsst ihr aber wirklich gehen. Andere werden vielleicht nicht so gnädig sein wie ich"
"Das geht schon!"
Ziemlich überrumpelt spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich mit festem Griff packte.
Die Hexe rief noch "Danke!" Dann waren wir schon in der nächsten Gasse. Zu geschockt von dem was gerade passiert war, wehrte ich mich nicht, als ich durch mehrere weitere Gassen geschleift wurde. Erst als wir ein bisschen langsamer wurden, schaffte ich es hervorzubringen: "Was..."
Bevor ich jedoch irgendetwas fragen konnte, legte die Hexe die andere Hand auf meinen Mund und zog mich schnell in einen Hauseingang.
"Das muss bis gleich warten, hier können wir nicht reden!" Und damit öffnete sie die Tür hinter uns und schlüpfte hinein.
Drinnen war es merklich wärmer, und heller auch. Wie man das von außen nicht sehen konnte, war mir schleierhaft, aber hier flackerten doch tatsächlich ein paar Fackeln und beleuchteten den Raum.
Es war kein sehr großer Raum, vielleicht zehn mal zehn Blöcke, aber gemütlich eingerichtet. Ein paar Blöcke Wolle in einer Ecke dienten wohl als Sofa, während die ganze gegenüberliegende Wand von Öfen und Kisten eingenommen wurde. Die Wände genauso wie der Boden waren aus Holzbrettern gezimmert, und in die kleinen Fenster war leicht gräulichen Glas eingesetzt. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit mehreren Stühlen. Ich wurde auf einen dieser Stühle gesetzt, und ehe ich mich versah, saß ich gegenüber der Hexe. Was war hier los?
"So, jetzt können wir reden. Du kannst jetzt deine Frage stellen."
Ich verstand zwar nicht was wirklich passiert war, aber die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen. "Warum hast du mich verfolgt?"
"Ah, du bist ziemlich direkt. Also gut...
Ich möchte dir etwas anbieten."
Ich wurde sofort wieder misstrauisch. Wieso sollte sie mir etwas anbieten?
"Aber ich brauche auch etwas von dir."
Wusste ich's doch.
"Weißt du, als du dort im Gasthaus mit dem Barkeeper geredet hast, habe ich die ganze Zeit gelauscht."
Nun, nur noch ein Grund, misstrauischer zu sein.
"Und ich habe außerdem mitbekommen, dass du zur Oberwelt möchtest."
Das alarmierte mich jetzt wirklich. Wenn diese Hexe vorhatte mich aufzuhalten, würde ich sie wirklich bekämpfen müssen!
"Wir suchen Leute wie dich, jemand der auch mal die Autoritäten ignorieren kann um zu bekommen was er will. Ich kann dir einen Deal anbieten, der uns beiden helfen wird."
Ich überlegte."Und was wäre das für ein Deal?"
"Tritt der Rebellion bei und wir bringen dich zur Oberfläche."
Zum dritten Mal an diesem 'Tag' war ich vor Schock wie erstarrt. Rebellion?
"Natürlich nur wenn du bereit bist, dafür auch zu sterben. Du musst nicht unbedingt mitmachen. Aber wir können dich überall hinbringen, und so wie du aussiehst brauchst du außerdem ein neuses Zuhause. Was sagst du?"
Ich sah sie verblüfft blinzelnd an.
"Falls dir diese Begründung noch nicht reicht, will ich dir dies anbieten: Ich kann dir garantieren dass wenn du aussteigen willst wir ein bequemes Haus abseits von allem für dich finden werden. Niemand wird dich dort behelligen."
OK, abgesehen davon dass ich zur Oberfläche musste, klang das doch sehr verlockend... Doch ich konnte mir nicht sicher sein, dass sie die Wahrheit sagte. Dann wiederum musste sie hier ganz schön viel aufs Spiel setzen: So viel sie wusste, könnte ich ihr zustimmen und dann bei nächster Gelegenheit zur Obrigkeit laufen.
Und von meiner Kampfkraft wusste sie auch nichts. Ansonsten hatte ich aber auch nichts zu geben, und wenn ich sie einfach rein legte, würde ich mich auf ewig schlecht fühlen. Deshalb sagte ich leise:
"Ich würde das liebend gerne annehmen, aber du musst wissen, dass ich im Gegenzug nicht wirklich etwas tun kann. Wenn du mein Gespräch belauscht hast, müsstest du eigentlich wissen dass ich nur nachd dem Weg suche. Wer garantiert mir dass du dein Wort einhältst und mich nicht mit leeren Versprechen lockst? Außerdem sind gewisse... Leute hinter mir her, und ich würde nur ungern jemanden da hinzuziehen. Überleg dir deine Antwort gut."Da, ich war ehrlich gewesen. Ich schloss die Augen und lehnte mich auf den Tisch. Ich hatte gerade vielleicht meine einzige Chance vergrault, mit der ich es je an die Oberfläche geschafft hätte, aber ich hatte auch nicht lügen wollen.
"Hmmm... Ich hätte schwören können, dass du eine exzellente Kämpferin bist. Deine Aura schreit das geradezu heraus! Aber, ich würde auch mit dir reisen, wenn du ein absoluter Schwächling wärst. Denn deine Aura sagt nämlich ziemlich klar, dass du außerdem eine ziemlich mutige und treue Person bist. Und das sind Eigenschaften, die wir bei unseren Kameraden suchen! Außerdem funktioniert eien Rebellion nur wenn die Mitglieder hinter der Sache stehen. Und falls dich das auch nicht überzeugt, sieh es so: Der Deal wird auf gegenseitigem Vertrauen und Risiko basieren müssen."
Ha. Ich und treu? Ehrlich und mutig? In meiner Aura? Was sollte das?
Beinahe hätte ich aufgelacht. Diese Beschreibung schien so ziemlich das Gegenteil von dem zu sein, was ich in meiner alten Realität war.
Aber... es war eine vergangene Realität. Und da lag der Punkt: Konnte es sein, das diese Welt mich verändert hatte? Außer leuchtend weißen Augen und Tatoo?
Ich hatte ihr die Wahrheit erzählt, obwohl ich einfach hätte lügen können.
"Ich... denke, dass das ein Deal ist, dem ich zustimmen kann."
Die Hexe grinste. Es schien ein fast wölfisches Grinsen, aber es auch verschmitzt und etwas amüsiert.
"Dann sind wir uns wohl einig!"
Sie hielt mir eine Hand hin, und ich schlug ohne Zögern ein.~~~~
Na, was haltet ihr von der neuen Verbündeten? Ich sag nur so viel: Sie hat mehr zu verbergen, als es scheint...
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Verkehrte Welt (Minecraft ff)
FanfictionMinecraft. Das endlose Spiel der Blöcke. Das tückische Spiel von Herobrine. Das Spiel, in dem ich jetzt gefangen bin. Und das Spiel, das so viel mehr verbirgt als es scheint... Mir gehört Minecraft nicht, sehr wohl aber die Charaktere in diesem Buch...