10. Erlan

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Um mich herum war alles weiß. Ich stand einfach nur, regungslos, still, und ich hatte keinen blassen Schimmer, wer ich war, und was ich hier machte. Keine Erhebung, keine Unregelmäßigkeit kreuzte meinen Blick, als ich ihn schweifen ließ. Überall gab es nur dieses reine, blendende Weiß, das dennoch kalt wirkte, und mich an Schnee erinnerte. Woher ich mir so sicher war, dass ich stand, obwohl ich weder sehen noch spüren konnte, wo oben und wo unten war? Ich hatte keine Ahnung.

Dann tauchte lautlos, aus dem nichts, ein Funken Dunkelheit vor mir auf. Ich beugte mich vor, und der Funke wirbelte spielerisch um mich herum. Ich lächelte und streckte eine Hand danach aus, und ich wunderte mich nicht über die plötzliche Brise, die mein Haar durcheinanderwirbelte und zwischen meine normalen, menschlichen Finger strich. Der Funke schien sich jedoch zu zieren, wich meinem Griff aus und entfernte sich ein Stück, nur um kurz darauf wieder. Wieder hob ich ihm die Finger entgegen, und diesmal berührte er meine Fingerspitze. Sofort schoss ein unglaublicher, stechender Schmerz tief in meine Brust und nahm mir den Atem, zwang mich in die Knie und füllte meinen Kopf mit wilden, roten Blitzen. Verstört wankte ich hin und her, krachte zu Boden und krümmte mich. Mein gesamter Körper schien sich mit Säure zu überziehen. Der Schmerz ging ins unerträgliche, verschlang mich, verätzte mich mit seinem Feuer... dann war alles mit einem Schlag vorbei. Verwirrt blinzelte ich, und starrte das verschwommene Etwas über mir an. Nach mindestens einer Minute konnte ich dann erkennen, auf was ich da blickte. Es war ein ziemlich abgenutzter Dielenboden, der schon bessere Tage gesehen hatte. Moment mal... Boden? Meine Pupillen weiteten sich, und hastig blickte ich an mir herunter. Ich lag, in mir unbekannter Kleidung, auf einem Bett mit rotem Bezug.

Alles lag richtig herum, und ich hatte auch das Gefühl, der richtige Boden wäre unter mir. Aber warum war dann die 'Decke' über mir so abgenutzt? Die Antwort sollte sich mir später offenbaren, doch jetzt hörte ich das letzte, was ich erwartet hätte: "Ah, die Hoheit ist wach. Wie geht es Euch?"

Ich blinzelte überrascht, und starrte das dunkle Gesicht mit den leuchtend lilanen Augen an, das sich über mich gebeugt hatte. 'Glühende Augen' kam mir in den Sinn, doch diese Augen waren lila, nicht blau. Erst blieb ich ungläubig liegen, dann setzte ich mich ruckartig auf. Dabei hätte ich sicherlich den Kopf des Schwarzen ziemlich hart getroffen, hätte er sich nicht rechtzeitig in winzige, lilane Partikel aufgelöst, und ein Stück entfernt wieder aufgetaucht. Die große, tiefschwarze und doch dürre Gestalt schüttelte den Kopf. "Ihr solltet sich nicht überanstrengen. Ihr seid noch schwach..."

Ich runzelte die Stirn und sah ihn an, dann öffnete ich den Mund und brachte die krächzenden Worte heraus: "Ich- ich bin doch tot!"

Wieder schüttelte der Schwarze den Kopf. "Nein, das seid Ihr nicht. Aber Ihr wäret es fast gewesen... oder seid es gewesen, je nachdem."

"Je nach was?" Fragte ich, dann kam mir etwas anderes in den Sinn:

"Wieso sprichst du meine Sprache?"

Er antwortet schon fast empört, mit klarer Stimme: "Also, mich würde es schon sehr wundern, wenn ich meine eigene Sprache nicht sprechen würde! Ihr dagegen könnt die Sprache sprechen, ohne Mitglied meiner Art zu sein. Es ist nicht Eure Sprache, Majestät, sondern die der Erlan."

Ich schwieg erstmal, von seiner schnellen Antwort überrumpelt, und dachte nach. Nicht meine Sprache? Was sollte das bitte heißen? Dass ich, ohne vorher je auch nur von 'Erlan' gehört zu haben, nun die Sprache nicht nur beherrschte, sondern mir nicht mal mehr bewusst war, dass ich sie sprach? Unmöglich.

"Aber wo sollte ich die Sprache denn gelernt haben? Ich meine, ich kenne dich nicht..."

Ich sah ihn erst verwirrt an. Nichts in dieser Welt machte Sinn. Nicht die Monster, die Welt, die Blöcke, der Junge der mich töten wollte... Der mich getötet hatte.

Verkehrte Welt (Minecraft ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt