23. Machtrelikte

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Lärm folgte dem Ausruf.
Monster riefen durcheinander, drängten vor oder zurück und verfielen in Panik. Einige Waffen, Schwerter und Messer und Lanzen richteten sich auf mich. Mitten durch das Chaos schnitt eine klare Stimme: "Meine hochgeschätzten Rebellen, ich möchte euch unsere neue Rekrutin Stefanie vorstellen."
Abrupt verstummten alle, die sich im Raum befanden. Stille breitete sich aus und Waffen wurden gesenkt. Verwirrt blickte ich Aeleo an, während ich dem Schweinemensch immernoch mein Schwert an die Gurgel hielt. Die junge Hexe stand, an den Türrahmen gelehnt, weiterhin am Eingang und wirkte bemerkenswert entspannt, ja, geradezu amüsiert. Mit einer Hand machte sie mir gegenüber eine Geste nach unten, was ich als einen Befehl verstand, mein Schwert zu senken. Ich entfernte es von der Kehle meines Gefangenen, wenn auch mit großem Widerwillen. Meine übernatürliche Waffe verschwand als sich mein Griff um sie lockerte und löste sich in kleine Lichtpartikel auf, die schnell erloschen.

Der Zombie-Schweine-Mutant hingegen flüchtete, sobald er sich endlich meinem eisernen Griff entwenden konnte, und gesellte sich stolpernd zu den anderen. Mir kam der Verdacht, dass mir hier etwas entging.
"Wie ihr seht ist sie nicht zu unterschätzen. Und bitte Beomor, du weißt dass du Kalmith nicht trauen kannst wenn es um Wetten geht."
Irgendetwas hatte ich definitiv missverstanden.
"Was soll sie denn von uns denken, wenn wir ihr ein Bild von inneren Konflikten bieten?"
Oh. Ich hatte es tatsächlich falsch verstanden. Statt einem Angriff hatte es einen Streit gegeben, welcher diesen 'Beomor' dazu gebracht hatte 'Kalmith' zu bedrohen, und ich, die ich im falschen Moment herein kam, hatte natürlich die völlig falschen Schlüsse gezogen. Toll. Toller Start in einer neuen Gruppe. Jetzt werden sie mir ganz sicher vertrauen.

"Und jetzt lasst doch bitte das Missverständnis Missverständnis sein und begrüßt ein neues Mitglied!"
Schöner Versuch, Aeleo, aber so einfach ging das nicht. Ich musterte kalkulierend die Monster im Raum. Mit großer Zurückhaltung begannen sie vor mich zu treten. Als erstes stoppte vor mir ein großer, leicht bläulicher Zombie, der mich kurz abschätzend absuchte, mit tiefer Stimme "Desso, Neue. Nette Binde." grummelte und dann zur Seite abwich. Nach ihm kam die Person die ich 'gerettet' hatte, eines der grünen armlosen Wesen. "Kalmith, zu deinen Diensten," sagte dieser in einem lispelnden, etwas freundlicherem Ton, aber man merkte ihm an wie nervös er war.
Den ersten Zwei folgte dann ein Strom von Monstern aller Rassen, von den riesigen Spinnen zu weiteren Hexen zu Skeletten. Viele sahen mich mit unverhohlenem Misstrauen an. Vielleicht dachten sie, ich würde es wegen meiner 'Blindheit' nicht merken.
Ich werde nicht lügen: So sehr ich mich auch bemühte, im Durcheinander der vielen Bekanntschaften verlor ich schnell den Überblick, welcher Name zu wem gehörte. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie die Rebellen sich im Gegenzug äußerst enthusiastisch um Aeleo scharten.
Als endlich auch der Letzte sich mir vorgestellt hatte, spürte ich, wie Aeleo hinter mir aufkam und ihre Hand auf meine Schulter legte. Mir kam der Gedanke, dass das ihre Lieblingsgeste sein musste, dann würde ich durch ihre laute Ansprache abgelenkt.
"Stefanie hier hat ihre Kampfkraft auch am vorherigen Tag bewiesen." Sie führte mich tiefer in den Raum, an einen Tisch um den sich rasch auch die Anderen verteilten. "Und sie hat euch etwas mitgebracht; etwas wonach wir schon lange gesucht haben. Wärst du so gut, Stefanie?"
Ich blickte sie verwirrt an, auch wenn sie das durch die Augenbinde nicht sehen konnte. Redete sie von meiner Erinnerung?
"Das Schwert," wisperte sie mir zu.
Erst dachte ich, sie meine mein eigenes Schwert, doch das hatten die Rebellen ja schon gesehen. Dann fiel mir die einzige andere Waffe ein, die ich in meinem Besitz hatte: Das schwarze Schwert des Zombies. Aber woher wusste sie davon?! Egal -
darüber würde ich sie später noch befragen können.
Langsam griff ich in meine Tasche und zog aus dem mysteriösen Aufbewahrungsraum mit Bedacht die lange, scharf funkelnde Klinge hervor. Behutsam legte ich sie auf den Tisch. Wie ich sie jetzt so im hellen Licht der Lampen betrachtete, fiel mir zum ersten Mal auf wie elegant sie war. Im Kampf war keine Zeit das Schwert deines Gegners großartig zu bewundern, schließlich würde es die Klinge sein die dich tötete wenn du nicht aufpasste. Hier, in der (relativ) sicheren Basis hatte ich alle Zeit die ich brauchte.
Das Schwert das nun vor mir lag glich entfernt meinem eigenen, in dem, dass die Länge und das Design ähnlich waren, doch da hörten die Ähnlichkeiten schon auf. Die Klinge war sehr viel länger und dünner, der Griff etwas dicker. Die nachtschwarze, glatte Oberfläche schien außerdem zu leuchten, nein, sie leuchtete tatsächlich! Schimmernde Wellen violetten Lichts tanzten über das mir unbekannte Material. Die Konturen waren fließend, die Kanten scharf und die Übergänge makellos. Kurz gesagt: Es war ein atemberaubend schönes Mordinstrument.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 18, 2017 ⏰

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