Kapitel 15

274 6 0
                                    

Jacky saß mit den Rücken zur Tür auf der Liege, ihr Handy lag mit einem Sprung, von dem Alex wusste das er vorher nicht da war, auf dem Boden. Sie hielt sich ihre Ohren zu. Als Alex sich bemerkbar machte, nahm Jacky schnell die Hände von den Ohren, sprang auf und steckte das Handy in ihre Tasche. "Was ist passiert?" fragte Alex besorgt. "Schau mich mal bitte an."  fügte er hinzu, als sie nicht reagierte. "Ich will Dustin besuchen." sagte Jacky und lief Richtung Tür, ohne auf Alex einzugehen. Dieser Folgte ihr zu Dustin. Ihm ging es leider immernoch nicht besser. "Kommst du mit, wir wollen nochmal zu Charlotte. Die ist im Pausenraum." meinte Alex und Jacky folgte. Auf den Weg erhielt Alex einen Anruf und so ging Jacky schon vor. "Hey Amalia, hey Linda." bergrüßte sie die Assistenzärztin und die Pflegerin. "Hey Jacky." sagten diese in einem komischen Tonfall. "Alles gut bei dir? Du klingst als ob du dir Gedanken machst." fragte Jacky Amalia besorgt. "Mir geht der Einsatz nicht mehr aus dem Kopf. Der wo sich der Junge auf die Schienen gelegt hat." begann Amalia. "Mir geht er auch nicht aus dem Kopf, er war noch so jung." erzählte auch Linda. "Wir hätten nichts mehr für ihn tun können. Der Zug kam, aber er wollte es so. Es ist schlimm, dass er sich fühlte das es der einzige Ausweg war, aber das können wir nicht ändern. Wir haben gemacht was wir konnten." beruhigte Jacky ihre Kolleginnen und setzte sich zu ihnen auf das Sofa. Auch ihr war der Einsatz nah gegangen, doch das wollte sie nicht zugeben. "Danke, genau das musste ich hören." meinte Linda, dem sich Amalia anschloss. "Was machst du eigentlich hier?" fragte die Krankenschwester. "Dustin besuchen..." fing Jacky an. "Naja nicht wirklich." meinte Alex, der gerade reinkam. Hinter ihm folgten Birgit und Charlotte in ihren normalen Klamotten. Bevor der Arzt die Situation erklären konnte, gingen die Melder von Amalia und Linda. "So Jacky was war vorhin los während wir draußen waren?" fragte Birgit. Alex hatte definitiv den anderen was erzählt. "Ich habe mich nur mit Linda und Amalia unterhalten." begann Jacky, doch als Birgit ihr einen du- kannst-uns-nicht-verarschen-Blick gab, wusste sie sie muss es erklären. Jacky dachte daran was wirklich passiert war. Sie hatte zwei Sprachachricht von Grace erhalten, ehrgesagt eine von ihr und eine von einer Freundin von Grace. Die erste Beinhaltete eine Danksagung von Grace, dafür das Jacky sich so gut um Zoe und Fiona gekümmert hat. In der zweiten wurde gesagt: Hallo Jacky, hier ist Mary, die Beste Freundin von Grace. Es tut mir Leid dir mitteilen zu müssen, dass Grace leider auch von uns gegangen ist. Sie hat es nicht mehr Ausgehalten und Medikamente genommen. Zu viele. Ich melde mich in den nächsten Tagen nochmal bei dir.
Doch das wollte sie den anderen nicht erzählen. "Mir ist nur mein Handy runtergefallen." antwortete Jacky schließlich. "Und dann hält man sich die Ohren zu?" hinterfragte der Arzt. "Ja?" antwortete Jacky, obwohl es ehr nach einer Frage klang. "Nein. Entweder du hast was gehört, was dir nicht gefällt oder du hast ein Geräusch im Ohr was man sich anschauen müsste." kommentierte Charlotte. "Lotte mit meinen Ohren ist alles ok, es ist nur dass ich was nicht hören wollte. Das Piepen vom Gerät." redete Jacky sich raus. "Du bist eine echt schlechte Lügnerin weißt du das? Du stehst jeden Tag neben solchen Geräten und beschwerst dich nicht. Man sollte dich mal an einen Lügen-Detektor anschließen." meinte Birgit. "Steh mal bitte auf." wieß die jüngere Ärztin an. "Lotte warum?" meinte die Santäterin daraufhin. "Mach einfach." antwortete Charlotte und stand auf. Auch die andere stand auf. Charlotte stellte sich vor Jacky und zog diese in ihre Arme. Es war eine Umarmung, die viel in Jacky auslöste. Die Art an Umarmung bei der man sich geborgen fühlt, nicht die schnelle Umarmung zur Begrüßung. Es war aber auch eine Umarmung die sie schon lange nicht mehr bekommen hatte, aber auch die Umarmung die man bekam wenn etwas passiert war. Mit dieser Umarmung wurde Jacky klar wen sie in den letzten Monaten verloren hatte. Sie konnte die Tränen nicht mehr aufhalten und sie liefen einfach. Ihr Körper begann zu zittern. Charlotte begann ihr über den Rücken zu streichen. Die Ärztin spürte wie ihre Freundin in ihren Armen langsam schwach wurde und legte sie auf Sofa. Jacky begann immer schneller zu Atmen und konnte sich kaum noch beruhigen. Alex holte schnell eine Hyperventilationsmaske und drückte sie Jacky auf das Gesicht. Diese wurde schnell ruhiger und atmete wieder normal. Sie setzte sich wieder hin, auch wenn sie nicht mehr weinte, zitterte sie immernoch am ganzen Körper. Birgit setzte sich neben sie, so dass sie ihren Arm um ihre jüngste Kollegin legen konnte. Diese schlief dort auch schnell ein. "Was ist ihr in ihren 19 Jahren Lebenszeit passiert, dass sowas auslöst?" fragte Alex traurig, als er sicher war das Jacky schlief. "Viel, davon wahrscheinlich nichts verarbeitet. Und ihre Eltern sind Tod. " meinet Charlotte. "Ich hatte doch letztlich einen Einsatz an dem Tag von Dustins Unfall. Jacky wollte ja weiter arbeiten und ist dann mit Omar gefahren. Also Einsatzstichwort war Schwangere Person. Wir sind also hin, doch Omar und Jacky sind nicht gekommen. Deswegen haben wir einen anderen RTW bestellt. Die Schwangere war die ganze Zeit panisch, wo Leo sei. Ich dachte erst es sei ihr Angreifer, da sie noch andere Verletzungen hatte. Als wir sie im RTW hatten, kam irgendwann Jacky rein. Leo war der Sohn, den die beiden gefunden haben. Jacky hat sie schnell beruhigt. Jacky ist ja bei uns mitgefahren, deswegen war ich am Ende bei ihr hinten. Sie kannte die Patientin. Die beiden haben sich unterhalten und die Konversation ging so:
F: "Geht's Leo wirklich gut? Warum ist da Blut an deinem Handschuh?"
J: "Ihm geht es gut. Das ist mein eigenes Blut, habe nur eine kleien Platzwunde am Kopf. Mach dir keine Sorgen, nur eine Schramme."

Erst da habe ich gesehen, dass sie verletzt ist. Ihr halbes Gesicht war voll Blut, sie war blass, hatte blaue Lippen. Sie wollte aber das ich ihrer Freundin helfe und nicht ihr.

J: "Warum hast du nichts gesagt? Du hättest mir erzählen können, dass es eine hochrisiko Schwangerschaft ist.
F: "Wollte ich auch. Ich wollte dich damit nicht belasten, du hattest andere Dinge im Kopf.
J: "Für dich habe ich doch immer Zeit. Mach dir um mich keine Sorgen, ich komm klar. Wir hatten die gleichen Dinge im Kopf. Wir schaffen das, zusammen ok? Wir haben schon alles geschafft."
F: "Ich mach mir aber auch Sorgen um dich. Kannst du mir was versprechen?
J: "Alles was du willst."
F: "Wenn ich sterbe und komm jetzt nicht mit du schaffst das, passt du dann auf meine Kinder auf?"
J: "Natürlich. Ich ziehe sie auf wie meine eigenen, zusammen mit Mia.
F: "Und versprech mir, dass du dich auch um dich selber kümmerst. Trauer nicht zu lange um mich und lebe dein Leben, du bist noch jung. Du bist an nichts Schuld und nehm dir Zeit für dich. Du schaffst das."
J: "Versprochen aber bitte denk das nicht, du schaffst das. Du überlebst das.
F: "Und versprich mir das du lebst und dich um dich kümmerst, du weißt was ich meine."
J:
F: "Versprich es mir Jacky."
J: "Versprochen."
Dass heißt irgendwas ist schon passiert und ihre Überlebenschancen waren nicht gerade groß. Ich verstehe jetzt erst was die mit dem letzten Teil meinte, was mir Sorgen macht." erzählte Birgit. "Mir auch, ich will keine Kollegin durch Suizid verlieren." meinte Alex. "Wirst du nicht. Ich bringe mich schon nicht um. Ich habe schon einen Kollegen durch Selbstmord verloren, das tue ich euch nicht an. Deswegen ziehe ich ja auch weg." meinte Jacky und richtete sich wieder auf. "Seit wann bist du wach?" fragte Birgit. "Fast die ganze Zeit." meinte Jacky. "Was war eben los?" fragte Alex besorgt.

Jeder trägt seine Last - nur nicht jeder zeigt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt