Kapitel 40

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Verzweiflung.
Und Wut.
Und Hass.
Und alles.
Denn in den letzten Tagen kamen ihre Gefühle zurück. Mit einer Wucht, die sie überrannte. Sie hatte seit sie Klein war kaum gefühlt. Die meiste Zeit war da einfach Nichts. Leere, die sich tief in sie reinfrass. So hatte sie nie gelernt mit Gefühlen umzugehen oder über sie zusprechen. Jetzt waren sie plötzlich da. Von einem auf den anderen Moment. Sie fing an zu zittern und zu schluchtsen. Ihre Hand presste sie auf ihren Mund, um keine Geräusche zu machen. So blieb sie etwas. Ihr Kopf lag weiterhin auf ihren Knien. Mit ihren Armen umschlungen sie ihre Beine. Ihre Nägel bohrte sich in ihre Haut. Hätte man ihr Gesicht gesehen, sah man neben knallroten Augen auch noch ein schmerzverzerrtes Gesicht. Genau so fanden Birgit und Alex sie etwas später vor.
"Hey was ist los?" fragte Birgit.
Als keine Antwort kam, kniete Alex sich vor sie.
"Kannst du mich mal kurz anschauen?" fragte er, als auch darauf keine Antwort kam, drückte er ihr Kinn sanft nach oben. Doch er spürte schnell, dass er das gesamte Gewicht ihres Kopfes in den Händen hatte. Sofort stütze er ihren Kopf, wie man es bei Babys tat, die ihren Kopf noch nicht halten können.
"Hast du was genommen?" fragte er sie weiter. Sie war sicher wach, deshalb wunderte er sich über den Kopf. Wieder keine Antwort. Er setzte einen Schmerzreiz. Nichts.
"Kannst du mir mal Equipment holen? Und bring Phil mit " bat er Birgit, welche sofort loslief. Er begann schonmal den Puls zu fühlen, welcher sehr schwach war. Auch ihre Atmung war sehr langsam.
"Hey. Atmen nicht vergessen. Eiiiiiiin aaaaatemen und auuuuus aaaaatmen." gab er ihr den Rhythmus vor. Sie begann schnell diesen anzunehmen. Doch es hielt nur kurz an.
"Atmen nicht vergessen." So fing sie wieder an.
"Was ist los?" fragte Phil, der aus seinem Bett kam.
"Wir haben sie so gefunden. Sie schafft es nicht ihren Kopf selbstzu halten. Und vergisst zu atmen."
Bei dem Stichwort atmete sie einmal ein.
Phil suchte die Umgebung ab, doch fand nichts. Danach begann er sie abzutasten, aber nichts. Auch nachdem Birgit wieder da war, fanden sie nichts.
"Ihre Lippen sind ganz schön blau." merkte Phil an und drückte wieder leicht auf ihre Brust. An das Atmen zu erinnern half schon etwas, aber nicht alleine, da sie sonst nicht ausatmete.
"Wir sollten Hilfe holen." meinte Birgit.
"Warte kurz, sie atmet wieder selbst. Und der Kopf wird leichter." meinte Alex. Als wäre das ihr Stichwort, klarte sie wieder auf. Sie dah sich kurz um umd verwirrt in die Gesichter der Drei.
"Geht es dir gut?" fragte Alex sofort.
Sie musste kurz überlegen. Ihr ging es ehr das Gegenteil, bis sie merkte, er rede wahrscheinlich ehr über ihre körperliche Verfassung. Sie öffnete kurz den Mund, nickte dann jedoch lieber.
"Was ist passiert?"
Das fragte sie sich auch. Was war passiert? Sie ist hoch gelaufen, als ihre Gefühle sie überrumpelten. Dann hatte sie sich so hingesetzt und den anderen zugehört. Danach war sie wieder wach geworden.
"War in Gedanken." murmelte sie, obwohl es so leise war, dass es kaum verständlich war. Das Zittern in ihrer Stimme war klar zu hören.
"Wie wäre es, du legst dich aufs Sofa und schläfst etwas und ich bleibe bei dir und passe auf." schlug Alex vor und trug sie dorthin. Doch schlaf bekam sie nicht. Ehr eine Erinnerung daran, wie ihr Pflegevater sie immer gezwungen hatte auf dem Sofa zu schlafen, wenn sie Ärger hatte. Die Nächte waren immer besonders schlimm. Obwohl die beiden kleinen so nie etwas mitbekamen, was wahrscheinlich auch die Begründung für die Härte ist. Der Deal war, die beiden sahen es nicht. Ein bestimmter Abend kam in ihr Gedächtnis. Alle drei Mädchen hatte das Zimmer nicht aufgeräumt. Er hatte sie angeschriehen. Dann ging er runter. Sie hatte an dem Abend einen gravierenden Fehler gemacht. Sie war nicht von selbst zu ihm gekommen. Da wusste sie sofort was ihr blüht. Sie bekamm dir normale Strafe, und..
Doch bevor Details kamen, Schnipste jemand vor ihrem Gesicht.
"Hey, du bist schon wieder weggedrivtet. Willst du vielleicht lieber in dein Bett?"
"Ja, kann Birgit kommen?" fragte sie.
"Natürlich."
Und so saß Birgit kurz danach neben ihr.
"Schlaf ruhig etwas." meinte diese ruhig.
Ohne zu antworten schloss sie ihre Augen. Da viel ihr ein, dass heute Samstag war. Doch ihr Vorgehen war nicht mehr so ganz ihr Plan. In ihr war ein Funke Hoffnung, dass sie nun auch wieder positive Sachen spüren würde. Außerdem hatten alle immer das beste gegeben, für sie. Sie konnte das alles nicht einfach wegschmeißen.
"Was ist deine schönste Erinnerung? Der Moment wo du am Glücklichsten warst?" fragte sie Birgit.
"Ich denke, der Moment indem meine Famlilie komplett war. Ich habe realisiert wir waren alle Gesund und Glücklich. Warum fragst du?"
"Ich will auch so eine Erinnerung." meinte sie.
"Die wirst du noch bekommen. Aber was war bei dir bisher das beste? Du hattest bestimmt schon welche."
"Meine Verlobung, mein erster Arbeitstag, Campen.. ach es gibt viele."
"Was fehlt dir den zu dem perfekten Moment?"
"Das er so bleibt. Über jeder Erinnerung hängt ein Schleier. Ein Schleier Traurigkeit. Dass ich die Menschen aus der Erinnerung nie wieder sehen werde. Ich möchte doch nur, dass für diese eine Erinnerung alles bleibt. Bis vor ein paar Wochen hatte ich auch noch welche. Ich habe sogar eine neue gemacht, aber da kam wieder der Schleier. Ich denke, dass ist auch Warum ich es für heute geplant habe. Also einer der Gründe. Nun waren weitere Menschen weg und damit die perfekten Momente. Als diese neue Erinnerung geschaffen wurde, hatte ich gehofft, es würde Bergaufgehen. Ich hatte seit langer Zeit mal wieder wirklich Freude an etwas. Doch dies hielt nichtmals eine Woche an."
"Haben sich deine Pläne für heute denn geändert?" fragte Birgit vorsichtig.

Jeder trägt seine Last - nur nicht jeder zeigt sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt