Die kühle Morgenluft empfing den Jungen hinterhältig. Wenn er gestern Abend gewusst hätte, dass es dermaßen kalt werden würde, hätte er definitiv nicht nur eine zerfetzte Hose und ein dünnes T-Shirt angezogen.
Jetzt saß er hier, im Schatten eines großen Baumes, seine dürren Arme um seine Beine umschlungen und mit noch zerfetzteren Hose als zuvor. Die Kälte kroch ihm in die Gliedmaßen und Knochen. Was wenn er hier sterben würde?
In einem dunklen Wald, seine Leiche würde nicht einmal gefunden werden, da sie schon von den zahlreichen Kreaturen und Monstern verspeist worden war. Der Junge erschauderte bei dem Gedanken. Die Vögel zwitscherten fröhlich in den Baumkronen.
Er hörte den Gesängen zu und schloss die Augen. Entspannung und starke Müdigkeit überfielen ihn.
Nein, er musste wachbleiben. Sonst würde er vermutlich niemals hier rauskommen.Der Elfjährige mummelte sich immer weiter in den Fetzen seines Hemdes ein. Dennoch half es ihm nicht vor der Kälte. Kein Wunder, das war ja nichtmal mehr ein kleines Tuch.
Erschöpft fasste er sich ins fleckige, beschmutzte Gesicht. Vertrocknetes Blut blieb an seinen Fingern kleben. Dieses mal hatte er keine Schmerzen, es lag wohl daran, dass durch die extreme Kälte in seinem Körper jeder Schmerz betäubt wurde. Wenn er doch nur wenigstens eine Decke hätte.. Egal wie dünn.Der Brünette wippte langsam hin und her. Hin und wieder gab er ein armseliges Schluchzen von sich, welches durch die Dichte des dunklen Waldes verschluckt wurde. Ihm schwirrte in seiner Verzweiflung immer wieder ein Lied durch den Kopf, welches er früher immer mit seinen Eltern gehört hatte.
Er begann zu Summen und zum Takt zu wippen.
(Ja, diese Parallele zu Stranger Things muss da sein. Ja, dieser Song war zu der Zeit auch noch nicht draußen. Aber: Fantasie.)
,,Darling, you got to let me know"
,,Should I stay or should i go"
,,If you say that you are mine"
,,I'll be here 'til the end of time"Er schloss langsam die Augen. Seine schwache Stimme hallte an den riesigen Bäumen nieder.
Ein kleiner Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg durch die dichten Baumkronen auf den Kopf des kleinen Jungen. Doch er war zu müde, um nach oben zu sehen.
,,So you got to let me know, should I stay or should I go."Bonk. Ein dumpfes Knallen ertönte neben ihm. Der Junge schreckte zusammen. Augenblicklich verstummte er. Seine langen Fingernägel bohrten sich in seine zerrissene Hose und sein Atem wurde unregelmäßig. Das war sein Ende. Kein Zweifel. Jetzt würde er aufgefressen werden.
Bonk. Wieder dieses Geräusch, doch dieses Mal schien es näher. Ein Atmen. Der Junge kniff verängstigt die Augen zusammen und drückte seinen Kopf gegen den Baumstamm hinter sich.
Bonk.
,,Ouch!"Eine hohe Stimme ertönte. Dann kam wieder das Geräusch. ,,Diese blöden Bäume!"
Es war die Stimme eines Jungen. Er schien nicht viel älter zu sein als der Brünette, der am Boden zusammengekauert lag. Dieser öffnete leicht seine Augen. Verwirrt ließ er diese durch die Gegend schweifen. Bonk.
Sofort kniff er wieder die Augen zusammen. Was, wenn das Monster ihn nur locken wollte?
Bonk. ,,MAAAAAN!"Obwohl, ob ein Monster auf solche Ideen kommen würde..
Vorsichtig öffnete er erneut die Augen und sah sich dieses Mal vernünftig um. Bonk.
Und dann, aus den Augenwinkeln, vernahm er eine Gestalt, sie schien ziemlich groß zu sein. Es war beinahe nur ein Schatten. Bonk. ,,Verdammt!"Die Gestalt irrte durch die Bäume. Und jetzt wusste der kleine Junge auch, woher dieses seltsame Geräusch kam.
Die Gestalt irrte nicht durch die Bäume, sie lief gegen die Bäume. Bonk.
Er verzog verwirrt die Augenbrauen. Was zur Hölle war das denn?,,H-Hallo?", flüsterte er aus trockenem Rachen, doch es war so leise, dass die Gestalt es wohl nicht hörte. Er räusperte sich.
,,Hallo? Wer ist da?"
Dann, endlich drehte sich die Gestalt zu ihm um.
,,Hallo? Wer ist da?", wiederholte sie seine Worte. Der Junge biss sich auf die Lippen. Machte dieses Ding ihm etwa nach?
,,Was zur Hölle bist du?", rief er in den Schatten hinein.Die Gestalt kam langsam auf ihn zu. Sie hielt ihre Arme vor den Körper gestreckt, als wäre sie ein Zombie. Oder.. konnte sie nichts sehen?
Es sah tatsächlich so aus, als ob die große Gestalt eine Augenbinde tragen würde. Nun hatte sie den Jungen fast erreicht, doch stand noch immer im Schatten. Sie versuchte, den Brünetten zu fokussieren, doch durch das Tuch, welches seine Augen bedeckte, schien das nicht zu klappen.,,Ähm.. Ich bin ein Enderman. Und was bist du? Du hörst dich nicht an, als ob du hier wohnen würdest."
Endlich kam die Gestalt aus ihrem Schatten. Es war tatsächlich ein Junge, nicht älter als der Kleine selbst, doch er war riesig für sein Alter. Gute 1,80 Meter. Doch das wohl markanteste Körpermerkmal war, dass er schwarz weiß war. Die linke Seite seines Körpers war tiefschwarz, die rechte wolkenweiß. Seine Haare waren ebenfalls gefärbt, doch in genau anderer Reihenfolge. Seine Augen wurden, wie schon gesagt, von einem schwarzen Seidentuch bedeckt.Der kleine Junge schüttelte ungläubig den Kopf.
,,Ich komme nicht von hier. Ich bin ein Mensch. Mein Name ist Toby."
Sein Gegenüber hob missmutig die Augenbrauen. ,,Menschen kommen nicht oft hier her. Aber jedenfalls:
Ich bin Ranboo. Und wie heißt du?"Er hielt Toby lächelnd die Hand. Dieser zuckte kurz, starrte irritiert, und nahm dann unsicher die Hand des Enderman. ,,Mein Name ist nach wie vor Toby- Hab ich doch gerade gesagt"
Ranboo verzog peinlich berührt das Gesicht.
,,Tut mir leid, ich habe ein SUPER schlechtes Gedächtnis. Meine Familie nennt mich manchmal auch Mister Forgettable.."Er griff sich in den Nacken und grinste. Toby lächelte ebenfalls. ,,Warum trägst du eine Augenbinde?"
,,Welche Augenbinde?"
Toby kicherte müde und tippte dem seltsamen Jungen zwischen die Augen.
,,Die Augenbinde"
,,Achso. Ja. Die trage ich, weil wenn du mir in die Augen blickst, es sein könnte, dass ich in einen Enderwalk komme und dich töten will. Aber keine Sorge, solange ich die trage, bist du sicher."
,,Ähm.. okay"Tubbo fragte nicht weiter nach, sondern zuckte mit den Schultern und nahm Ranboos Aussage einfach hin.
,,Also, warum bist du hier?"
Tobys Lächeln verschwand. Augenblicklich begann er zu zittern. Statt etwas zu sagen, zog er einfach sein zerfetztes Shirt hoch und deutete auf eine große Narbe, die einmal eine Bisswunde zu sein schien. Ranboo verstand sofort. (Für die die es nicht verstehen, im Gegensatz zu Ranboo: Tubbo ist ein Werwolf),,O-oh. Das tut mir leid. A-Aber.. Vielleicht kann ich dir helfen?"
Toby schnaufte. ,,Wie denn bitte?"
,,Wohnst du hier im Schloss? Ich kann dich hinbringen, wenn du zu müde bist"
,,Ist das nicht seltsam, wenn plötzlich ein Ranboo durch die Gänge spaziert?"
,,Wer redet vom spazieren? Ich kann mich teleportieren!",,Du lügst.. Das ist doch viel zu cool!"
Toby starrte Ranboo begeistert an. Seine Augen strahlten förmlich. ,,Ich bin halt cool!"
Ranboo stützte stolz seine Arme in die Hüfte und blickte in die Ferne, als würde er ein Königsgemälde nachahmen.
Toby kicherte laut, die morgendliche Kälte hatte er beinahe schon vergessen.Als er sich wieder beruhigt hatte, fiel er Ranboo in die Arme. ,,Dankeschön, Großer"
,,Sind wir jetzt Freunde?"
,,Auf jeden Fall!"
,,Super! Ich hatte noch nie Freunde, weißt du?"An diesem Morgen war alles anders als sonst. Toby saß am selben Platz wie vor fünf Jahren, wie jeden Monat, doch der schusselige Enderman war nirgendwo zu sehen. Nach einer weiteren Stunde warten auf seinen besten Freund stand er enttäuscht auf und humpelte durch die Bäume. Seine Hoffnung, doch noch das Geräusch von Ranboos Körper gegen Holz knallen zu hören, war schon längst verblasst. Der Riese hatte sich schon gestern Abend nicht blicken lassen, nicht als Toby sich verwandelt hatte, nicht, als er sich wieder zurückverwandelt hatte- gar nicht. Sein Freund war noch nie, in den gesamten fünf Jahren, seit dem Tag an dem Toby das erste mal das Blonk gehört hatte, nicht gekommen. Der nun sechzehnjährige Junge wollte nichtmal darum weinen. Er war es schon gewohnt verlassen zu werden. Also humpelte er alleine zum Schloss zurück. Ohne Ranboo.
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The wizard with the smiley mask //dnf//dsmphogwarts
FanfictionDISCLAIMER: Das Buch wurde 2021 geschrieben, und mir ist bewusst, dass viele vorkommende Charaktere heute als kritisch betrachtet werden. Deshalb möchte ich anmerken, dass ALLE Charaktere auf die C! (also fiktionalen Charaktere) basieren. Dream wa...