~𝙲𝚑𝚊𝚙𝚝𝚎𝚛 𝟸𝟾~

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Als George am morgen des 25. Novembers aus seinem Bett stieg, musste er sich erstmal am Pfosten seines Bettes festhalten. Seine schwitzigen Finger krallten sich im das dunkle Holz des Himmelbettes, er kniff hart seine Augen zusammen, nur um sie danach wieder weit aufzureißen und schwarze Punkte in seinem Blickfeld zu sehen. Keine Sekunde später, seine Augen rollten nach oben an die Zimmerdecke, und sein Körper kippte nach Vorne über. Ein lauter Knall ertönte, und George lag zitternd am Boden.

Ein verwirrtes Grunzen ertönte aus dem Bett gegenüber, George sah nur verschwommen wie ein paar Füße aus dem Bett schwang und ein Kopf hinter der Gardine hervorlugte.
,,George?", murmelte ihm eine verschlafende Stimme entgegen, ,,Alles okay, Kumpel?"
George antwortete dem Schwarzhaarigen nicht, seine schweren Augenlider klappten halb zu, und sein Atem wurde wieder ruhiger.

,,George? Hallo?"
Sein unfokussierter Blick richtete sich halb auf die Silhouette einer mittelgroßen Person mit scheinbar türkisem Nachthemd.
George spürte, wie die dicken Schweißtropfen seine Stirn hinunterrinnten.
Er atmete schwer ein und aus.
,,Ach du meine Güte! George? Kannst du mich hören?"
Eine helle Stimme klang von ganz weit entfernt an Georges Ohr heran, doch er reagierte nicht. Sein Kopf erfüllte nur ein statisches Piepen.
Er nahm ein Patschen auf seiner Wange wahr, wie laut sein Name gerufen wurde, und wie jemand ihm unter die Arme griff und seinen Rücken gegen die kalte Steinwand lehnte.
Ein schwaches Blinzeln, und sein Bewusstsein fiel in ein tiefes, dunkles Loch...

Als George wieder langsam seine Augen öffnete, fühlte er sich so an, als wäre sein Kopf in Wattebäuschen eingepackt. Ein tiefes Pochen hallte in seinen Ohren nieder, gefolgt von einem hohen Piepen. Seine Sicht war verschwommen, wie von tiefem Nebel bedeckt.
,,George? Bist du wach?"
Er kannte diese Stimme. Auch wenn sie von ganz weit weg zu kommen schien, er wusste, dass er den Sprecher kannte.
,,Ich glaube, er wird wieder wach."
Gleich eine zweite, die ihm bekannt vorkam.
Was passierte nun? Träumte er? War er im Halbschlaf und bildete sich die Stimmen nur ein?

Nein, denn schlagartig wurde ihm wieder bewusst, was geschehen war. George konzentrierte sich nun nur noch auf seine Augenlider, welche mittlerweile wieder zugeklappt waren, die wie zugeklebt schienen.
Stattdessen öffnete sich sein staubtrockener Mund, aus dem erstickte Laute, kaum noch ein leises Keuchen, ertönten.
,,Nick?"
Seine Stimme war ihm fremd, dennoch wusste er, dass es er war, der gerade sprach.
Beinahe sofort erwiderte der andere.
,,George, hörst du mich?"
Ein zustimmender Laut, und der Brünette bekam es nun endgültig hin, seine Augen zu öffnen und einen deutlichen Blick auf seine Gegenüber zu werfen.

Zwei schwarzhaarige Jungen betrachteten ihn von einer etwas höheren Perspektive, und George wusste erst nicht zu unterscheiden, wer von beiden jetzt Nick und welcher Zak, sein anderer Zimmergenosse, war, doch auf dem zweiten Blick hatte er schon mehr Wissen.

Ein stummer Blickaustausch, und dann ein lautes, erleichtertes Seufzen seits Nick, der gleich darauf erschöpft nach hinten fiel und seine ungemütliche Position aufzugeben.
Zak strich sich, ebenfalls entspannter, seine Haare aus dem Gesicht.
,,Man, wir dachten, du gibst wieder den Löffel ab"
George, dem immer noch etwas seltsam zumute war, gab daraufhin nur ein trockenes ,,Ha, ha.." von sich und ließ seinen Kopf nach hinten fallen. Eine Welle an Übelkeit überfiel ihn, und er konnte sich gerade noch zusammenreißen, sich nicht dem Drang hinzugeben.

Das nächste Geräusch, welches er nach langer Zeit der Ruhe vernahm, war ein Knistern, welches aus Skeppys Richtung kam, und dann eine Tafel Schokolade, die ihm direkt unter die Nase gehalten wurde.
George verzog angewidert das Gesicht.

,,Lass den Scheiß, Skeppy"
Die große Diskussion der letzten Tage, und George konnte es nicht mehr ertragen. Kein Appetit, kein Hunger, Übelkeit, Schwindel. Georges Alltag hatte sich in den letzten Wochen drastisch verschlechtert, doch er selber bekam es nicht wirklich mit. Durch die Tage lief er nur mit einem dunklen Schleier um seine Gedanken, er wurde stiller und schlief kaum noch.
Doch das einzige, was er davon mitbekam, war die ständige Müdigkeit und die, seiner Meinung nach unberechtigten, Sorgen seiner Freunde.
Und langsam ging es ihn gehörig auf die Nerven.

,,George, du hast gestern nur ein Toastbrot gegessen-"
,,Und? Ich hab eben keinen Hunger"
Nick strich sich durch die Haare, während Skeppy sich aufrichtete, und langsam aus dem Raum ging. Beim Aufstehen klopfte er George und Nick einmal auf die Schulter, lächelte dem Schwarzhaarigen der Beiden aufmunternd zu, und verschwand dann schnell hinter dem Ausgang.
Und dann begann Nick, leise zu reden und George dabei ernst in die Augen zu schauen.
,,George, ich glaube, wir müssen ein ernstes Wörtchen miteinander reden,", fing er an, und wartete kurz Schweigend auf eine Reaktion von George, der langsam den Kopf sinken ließ.
Als er nichts erwiderte, sprach Nick schließlich weiter.
,,So geht das nicht weiter..", murmelte er, wenn auch leicht benommen und mit schwächelnder Stimme, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
George weigerte sich, seinen Freund anzusehen. Zu trotzig war er im Moment, um sich auch nur einen weiteren Satz über sein Essverhalten anzuhören.
,,Du hast dich verändert, George. Du redest kaum noch, beteiligst dich nicht im Unterricht, isst nichts und trinken tust du auch kaum."
Nicks Stimme strauchelte, und der Schwarzhaarige bedeckte schnell seine Augen aus Georges Sichtfeld. Dieser sah nur, wie Wassertropfen auf Nicks weißes T-Shirt landeten, und den Stoff tiefgrau färbten.
,,Ich weiß nicht was mit dir los ist- Ich habe da eine Vermutung, aber ich habe in den letzten Tagen und Wochen gemerkt, dass es mich eigentlich nichts angeht. Aber wer auch immer es sein mag, an dem du so sehr klammerst, lass los.
Er tut dir nicht gut."
George sah das erste Mal während des Gespräches auf. Das Gefühl, erwischt worden zu sein, beschlich ihn tief im Inneren.
Nick bemerkte wohl Georges Reaktion, denn sein Kopf schnellte ebenfalls hoch. Seine roten Augen durchbohrten George, enttäuscht, enttäuscht und wissend sah er ihn an.
,,Es ist wirklich wegen ihm, nicht wahr?"
George schluckte schwer. Er hatte seinem besten Freund vor kurzem Alles gestanden-
Nunja, beinahe alles. Über das entscheidende Wissen verfügte der Stirnbandträger jedenfalls noch nicht.
,,Ich habe dir doch gesagt, dass er nichts Gutes im Schilde führt."
Ertappt sah George zur Seite, bewunderte die rot goldenen Wandmuster und die tiefen grauen Wolken auf der anderen Seite des Fensters.

,,Sieh nur, was er dir angetan hat. Er hat dich manipuliert und dann wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen."

George wollte es nicht wahrhaben. Es konnte nicht stimmen, was Sapnap sagte. Das war nicht möglich.
,,Ich hab keine Ahnung, was zwischen euch geschehen ist, aber George, um Gottes Willen, vergiss es und lass Gras darüber wachsen."
,,Ich kann nicht."
Kratzige Worte, die George im Hals wehtaten.
Schweigen, welches erst nach einer Weile von Nick gebrochen wurde.
,,Warum nicht?"
Es klang unsicher, aber George konnte schon beinahe riechen, dass Nick schon wusste, was sein nächster Satz sein würde.
Er schluckte. Tränen bildeten sich im seinen Augen, und sein Hals began, heftig zu kratzen.
,,Weil..", flüsterte er, hielt inne und verbarg sein Gesicht in seinen Händen.
,,Weil ich-"
Es kostete wahnsinnig viel Überwindung. So viel Schmerz wurde aus Toren, tief im Inneren seiner Seele, freigelassen. George hatte viel nachgedacht in den letzten Tagen.
Und das war sein eindeutiger Schluss aus der Situation.

,,Weil ich ihn liebe, Nick."

Sein bester Freund zuckte nichtmal mit der Wimper, als er das Geständnis hörte. George hatte sich schon auf einen Ansturm an Beleidigungen und Versuchen, ihn von seinem angeblichen Trugschluss abzubringen, eingestellt.
Jetzt war es raus. Und er konnte es sich selber kaum eingestehen.

Doch was stattdessen kam, hätte er nie gedacht.
Arme, die sich um seinen dürren Körper schlossen und ihn nah an sich ranzogen.
Stille. Und dann brach George in Tränen aus.
,,Ich- Ich wollte das do-doch alles seh-selbst nicht Nick! Warum bi-bin i-ich so? War-Warum er? Warum überhaupt ein e-er? D-Das ist abstoßend! Ich bin abstoßend! Ih-Ich bin schwul!
Eine Schwuchtel!"
Tausend Wörter schossen in Georges Gedanken. Wörter, die ihn beschrieben.
Abartig. Ekelerregend. Wertlos. Schwuchtel. Missgeburt. Erbärmlich. Abnormal.

Er schrie beinahe, als er all das von sich gab. Das Verlangen, wild um sich zu schlagen, wurde mit jedem Wort stärker.
,,Bring mich um! Ich will nicht so sein!"
Nick sagte nichts. Das einzige was er tat, war George beruhigend über den Rücken zu streichen.

,,Wah-Warum ausgerechnet er? Warum ein Todesser? Warum jemand, den ich niemals haben kann?"

The start of a whole damn new season 🤭
(1403 Wörter)

The wizard with the smiley mask //dnf//dsmphogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt