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POV: Maya

Ungläubig lege ich meine Hand auf meinen Mund und muss verarbeiten, was Olive mir da gerade erzählt hat. Sofort sind alle Erinnerungen wieder zurück. Ich kannte Enitan schon vorher?! Wie konnte ich bloß unsere erste Begegnung vergessen?
Jetzt verstehe ich auch, was er an dem Tag meinte mit „Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung?", denn im Gegensatz zu mir, scheint er es nicht vergessen zu haben. Und ich trottel dachte, er meint die Begegnung im Cloud 9.
Aber warum hat er das nicht einfach erzählt?

Ich bestelle gerade im Café, bei einem neuen Angestellten, einen Milchshake für mich und einen Americano für Enitan, um gleich danach ins Cloud 9 zu gehen. Ich bin schon mega ungeduldig und kann es kaum abwarten, Enitan zu fragen, warum er mir nichts erzählt hat. Während ich auf meine Bestellung warte, werde ich auf das Gespräch von zwei Frauen aufmerksam. „Das ist sie oder?", fragt die rothaarige Frau mit den kurzen Haaren der anderen und mustert mich genau. Ich bin verwirrt, da wir drei die einzigen Anwesenden sind, abgesehen von dem Angestellten an der Theke. Ich mustere sie unauffällig. Sie scheinen in meinem Alter zu sein.

Während ich darauf warte, dass er meine Bestellung zubereitet, versuche ich die verstohlenen Blicke der zwei zu ignorieren, was nicht besonders einfach ist bei dieser ohrenbetäubenden Stille, dass nur ihre Stimmen umhüllt. „Ja, richtig eklig! wie kann man sich an verheiratete Männer ranmachen?", sagt die brunette mit den locken mit extra lauter Stimme, was mir endgültig den Kragen platzen lässt. „Möchtet ihr mir vielleicht etwas mitteilen?", frage ich genervt.

„Schämst du dich nicht?", entgegnet die brunette mit einem angeekelten Gesichtsausdruck, als hätte sie darauf gewartet, dass ich diese Frage stelle. Ich runzele die Stirn. „Warum sollte ich?"
Jetzt stehen sie auf und kommen auf mich zu. Dabei habe ich ein mieses Gefühl. „Er ist verheiratet", platzt es aus der rothaarigen heraus. Ich verstehe nicht worüber sie sprechen.
Als sie meinen verwirrten Gesichtsausdruck sehen, beginnen sie ungläubig zu lachen.
„Tust du nur so oder weiß du es wirklich nicht?" Sie verschränkt die Arme vor die Brust.
„Ich habe keine Ahnung worüber ihr sprecht. Entweder ihr kommt auf den Punkt oder wir lassen das ganze einfach", zische ich sie jetzt etwas wütend an und warte ab, was als nächstes kommt.

„Enitan", beginnt sie weiterzusprechen. Allein bei seinem Namen, beginnt mein Herz wie wild zu klopfen. Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl bei der Sache. „Er ist verheiratet", beendet sie ihren Satz. Ich erstarre. Worüber sprechen diese Frauen? Enitan ist verheiratet? Woher kennen die mich und Enitan überhaupt? Soll das ein Witz sein? Ich habe so viele Fragen.
Als ich keine Reaktion zeige, stupst die eine Frau die andere an. „Sie glaubt uns nicht."
Deswegen zuckt sie ihr Handy heraus und tippt wild darauf los, bevor sie es mir im nächsten Moment vor das Gesicht hält. Mein Mund klappt langsam auf, als ich auf den kleinen Bildschirm Enitan erkenne. Er trägt einen schwarzen Smoking und neben ihm steht eine hübsche Blondine mit einem strahlenden Lächeln, die ein Brautkleid trägt.

„Ashley war für einige Monate auf einer Geschäftsreise und er betrügt sie einfach."
Ich schüttele panisch den Kopf und weiche ein paar Schritte zurück. Das ist nicht echt. Sie lügen dich doch an. Enitan würde sowas niemals machen, versuche ich mir einzureden. Der Name Ashley kommt mir irgendwie bekannt vor. Jedoch setzt mein Herz einen Schlag aus, als ich das Datum unten auf dem Bild erkenne.

26.6.2017

Ich muss sofort an den Ring in seinem Badezimmer denken, worauf dieses Datum eingraviert war. Es ist echt.
Enitan. Ist. Verheiratet.

Ich renne sofort aus dem Café zur Cloud 9.
In diesen zehn Schritten, die ich auf dem Weg mache, gehen mir tausende Gedanken durch den Kopf. Ist das alles wahr, was die zwei erzählt haben? Hat er mich die ganze Zeit über angelogen? War das alles nur ein Spiel?
Ich muss ihn sofort sehen. Ich brauche eine Erklärung.

Ich laufe die Stufen hoch und möchte gerade die Tür öffnen, als ich von außen eine Frau erkenne. Es ist die Frau auf dem Bild. Mein Magen zieht sich sofort zusammen und mir wird augenblicklich schlecht.
Ist das ein Traum? Ein Albtraum?
Ich umfasse immer noch die Türklinke, schaffe es aber nicht, sie zu öffnen. Also stehe ich einfach nur erstarrt da und beobachte sie.
Enitan steht mit dem Rücken zu mir, weswegen ich nur sie von vorne sehen kann.
Im nächsten Moment ist ihr Gesicht auch nicht mehr zu erkennen, als sie sich auf die Fußspitzen stellt und Enitan küsst. Sie küssen sich.

Ich stolpere panisch zurück, weswegen ich die drei Stufen runterfliege. Dabei fällt mein Handy auch noch auf dem Boden und das Display geht komplett kaputt. Aber das ist mir im Moment scheißegal. Denn der einzige Schmerz, den ich fühle, mein zerbrochenes Herz ist. Es tut verdammt weh. Also stehe ich schnell wieder auf und renne einfach drauf los. Ich weiß nicht wohin aber ich renne. Obwohl meine Beine sich so anfühlen, als würden sie jede Sekunde nachgeben, lasse ich nicht locker und renne weiter. Als ich meine brennenden Augen wahrnehme und kaum noch klar sehen kann, realisiere ich, dass ich weine.

Ich möchte hier weg. Einfach nur weg.

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.... Eure Meinung zu diesem Kapitel?

Dieses Kapitel ist etwas kürzer als sonst, also folgt gleich direkt das nächste, welches auch etwas kurz ist...

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