5.

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POV: Maya

Ich schließe gerade, in Gedanken zu Kyle, die Tür von Alinas Wohnung auf und erschrecke mich. Alina steht wie ein Geist mit einer Chipstüte vor mir, im Türrahmen vom Wohnzimmer, angelehnt und grinst.
„Heilige Scheisse! Du hast mich erschreckt!", rufe ich ihr zu und ziehe meine Schuhe aus. Sie ignoriert jedoch meine Aussage und kommt auf mich zu. „Naaa, wie war euer Treffen? Habt ihr schon rumgeknuscht?", fragt sie mit einem vielsagenden Blick und stupst mich von der Seite an, sodass ich fast hinfliege. „Ich hab euch vom Fenster beobachtet. Deinen verliebten Blick kann man von 100 Metern erkennen." Sie beginnt amüsiert zu lachen und ich beginne zu erzählen.

„OMG! Ihr habt ein Date!", springt Alina auf und hält sich die Hand vor dem Mund. „Ich freue mich so für dich", kreischt sie immer noch überglücklich und ich sehe ihr noch glücklicher zu. Sie freut sich mehr für mich, als ich mich selbst. Und dafür liebe ich sie so. Ich schmeiße mich auf das Bett und schaue auf die Decke. ‚Was schenkt man einen Typen, wenn man das erste mal bei ihm Zuhause ist?', frage ich mich. Da ich sowieso vorhabe morgen einkaufen zu gehen, schaue ich mich mal nach einer Kleinigkeit um. Ich möchte nämlich nicht mit leeren Händen Kyle besuchen.

Am nächsten Morgen schlendere ich mit meinem riesigen Einkaufswagen durch das Supermarkt. Gleich nachdem ich mich von Alina verabschiedet habe und sie zur Arbeit gefahren ist, habe ich mich auf dem Weg gemacht. Ich möchte gerade in die Obstabteilung, als ich um die Ecke biege und mit einem anderen Einkaufswagen zusammenstoße.
Ich möchte mich gerade entschuldigen, als ich ein bekanntes Gesicht wieder erkenne. „Sie schon wieder", kommt Enitan mir entgegen und mustert mich. Ich bin jedoch nicht besonders überrascht ihn zu sehen. „Wissen Sie was, langsam werden wir ja richtige Freunde, weil wir uns so oft begegnen", erwidere ich ironisch und drehe mein Einkaufswagen um, sodass wir nebeneinander weiterlaufen. Mir fällt jetzt erst auf, wie groß er eigentlich ist. Obwohl ich 1,66m groß bin, ist er ein Kopf größer als ich.

Ich werfe einen unauffälligen Blick in sein Einkaufswagen, was im Gegensatz zu meinem Einkaufswagen, welches mit Käse, Toast, Schokolade und Salt & Vinegar Chips bereits bis zur Hälfte gefüllt ist.
Nicht nur voller sondern auch gesünder. Sein Einkaufswagen besteht hauptsächlich aus Obst und Gemüse. Also das komplette Gegenteil von meiner Auswahl. Als wir an dem Weinregal ankommen, bleibe ich stehen. Ich schaue mich um und greife stolz nach dem, was ich gesucht habe. „Mein Lieblingswein", präsentiere ich ihm stolz die Weinflasche in der Hand.

„Mag ich nicht", sagt er daraufhin, ohne seine Miene zu verändern. Ich würde alles geben, um mal eine Emotion auf seinem Gesicht zu sehen. „Warum?", frage ich erstaunt, da es tatsächlich mein Lieblingswein ist und total gut schmeckt.
Ohne lange zu überlegen, antwortet er: „Es ist billig und ich trinke hauptsächlich nur einen bestimmten Wein." Jetzt bin ich noch verwirrter als vorher. Ich hätte nämlich erwartet, dass er sagt, dass es ihm nicht schmeckt oder es ihm zu süß ist. Was hat es denn damit zu tun, dass es billig ist? Ich habe ihn total falsch eingeschätzt. Er ist arroganter, als ich gedacht habe. „Probiert hast du es aber schon, oder?" Ich schaue ihn eine Weile an und als er stumm bleibt, verstehe ich. Nein, hat er nicht.

„Billig heißt nicht gleich schlecht. Sie können nicht urteilen, ohne es überhaupt probiert zu haben", versuche ich klarzustellen und lege die Weinflasche in meinem Einkaufswagen. Er sagt daraufhin nichts, also fahre ich fort: „Ihr Verhalten erinnert mich an neulich, als Sie das Mädchen zurückgewiesen haben. Woher wollen Sie wissen, dass sie nicht die richtige ist, ohne es überhaupt ausprobiert zu haben?" Ich verschränke die Arme und erwarte eine Antwort. Und ich bekomme eine. Nur nicht auf meine Frage. „Interessiert Sie mein Liebesleben so sehr?", fragt er stattdessen amüsiert. Ich werde rot und wechsele schnell das Thema.

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