14.

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POV: Maya

Nach 10 Minuten ist es endlich soweit. Wir dürfen jetzt auch rein. Die Frau erklärt uns nochmal das gleiche, was sie Alina und Adwin erzählt hat, bevor wir reingehen dürfen. „Nicht vergessen, ihr müsst immer zusammenbleiben, damit ihr gemeinsam einen Ausweg findet." Ich verdrehe die Augen. Was ein Liebeskitsch.

Es ist tatsächlich viel größer, als ich erwartet habe, stelle ich fest als wir reingehen. Die Wände bestehen wirklich aus Büschen, die gefühlt zwei Meter hoch sind wie in Filmen. Da wir uns im freien aufhalten, kann man den bewölkten Himmel sehen, wenn man nach oben schaut. Und um ehrlich zu sein, sieht er nicht mehr so blau aus, wie heute morgen. Ich war noch nie in einem Labyrinth, also habe ich keine Erfahrungen. Man muss einfach nur nach Bauchgefühl gehen oder?

Ich laufe vor und Enitan folgt mir stumm.
„Alina hat mich gezwungen mitzukommen", beginne ich das erste mal heute mit ihm zu sprechen. „Also stell dir bitte nichts falsches vor." Ich möchte nicht, dass er das hier tatsächlich für so etwas wie ein Date hält, also sage ich ihm klar und deutlich was Sache ist.
„Glaub mir, ich bin auch nicht freiwillig hier", erwidert er mit seiner tiefen Stimme. Ach echt? Ich dachte Alina hätte vorhin gesagt, er wäre freiwillig eingesprungen.
„Außerdem habe ich morgen ein Date, also muss ich sowieso früh wieder weg", platzt es unüberlegt aus mir heraus. Enitan sagt daraufhin nichts. Ich verfluche mich selbst. Was versuche ich hier eigentlich? Ihm zu zeigen, dass dieser fast Kuss mir nichts bedeutet hat? Oder möchte ich ihm zeigen, dass ich ihn nicht mag? Mag ich ihn denn? Möchte ich ihn eifersüchtig machen? Verflucht ich weiß es auch nicht. Er verwirrt mich. Besser gesagt verwirre ich mich selbst.

Ich würde jetzt gerne mal sein Gesichtsausdruck sehen. Ist er vielleicht sauer? Als ich nach links abbiegen möchte, unterbricht er diesmal die unerträgliche Stille. „Es geht da lang", sagt er ausdruckslos und zeigt nach rechts. Ich drehe mich um und mustere ihn konzentriert, während ich versuche etwas an seinem Gesichtsausdruck abzulesen. Aber nichts. Ich erkenne nichts. Warum ist er sich da so sicher? Ich denke nämlich nicht, dass er schon einmal hier war. „Mein Bauchgefühl sagt mir aber links", widerspreche ich schroff. Jetzt schaut er mich düster an. „Dein Bauchgefühl täuscht dich aber."
Ich keuche belustigt nach Luft. Geht es hier wirklich um die Richtungen oder spielen wir wieder eins seiner Spielchen? „Weißt du was, geh du nach rechts, ich gehe nach links", werfe ich grimmig ein und laufe nach links, ohne auf seine Antwort zu warten. Ich brauche ihn nicht.

Ich laufe bereits ungefähr seit 10 Minuten alleine rum, was bedeutet, dass er wirklich nach rechts gegangen sein muss. Ich weiß nicht, ob ich erfreut darüber sein soll oder nicht. Nach weiteren 10 Minuten habe ich mich verlaufen. Besser gesagt befinde ich mich in einer Sackgasse. Mittlerweile sieht jede Ecke gleich aus und ich bin total verwirrt.
Okey, das reicht. Ich öffne meine kleine Tasche, um mein Handy rauszuholen. Ich wühle darin herum und stelle fest, dass ich es Zuhause vergessen habe. Fuck.

Als ich dann endgültig die Zeit aus den Augen verliere, ist es schon dunkel geworden. Das ist aber nicht alles. Wenn man denkt, dass es nicht schlimmer hätte kommen können, dann falsch gedacht. Im nächsten Moment spüre ich einen Regentropfen auf mich fallen. Nein, bitte nicht das jetzt auch noch.
Als dann die Regentropfen ein paar Minuten später stärker runter prasseln, beginne ich zu rennen.
Ich renne, renne und renne. Aber nichts. Ich verstehe nicht, wie ich jedes mal wieder am gleichen Ort lande. Ist das überhaupt der gleiche Ort? Ach, ich weiß nicht. Also gebe ich endgültig auf. Ich laufe in eine kleine Ecke und ducke mich runter. Meine Beine können mich langsam auch nicht mehr tragen. Das ist das erste und letzte mal, dass ich mein Fuß in ein Labyrinth setze.

Langsam wird mir auch ganz schön kalt, da ich nur ein dünnes kurzes Sommerkleid trage und mittlerweile klitschnass bin.
Ich lege meine Arme auf meine Knie und lehne meinen Stirn dagegen. Eine Weile höre ich nur den Regen auf den Boden prasseln. Aber dann plötzlich höre ich etwas knistern und bekomme Angst. Wer würde denn keine Angst bekommen, wenn er alleine im Dunkeln und im Regen in einem Labyrinth festsitzt.
Ich traue mich nicht einmal hochzuschauen, weil es sowieso stockdunkel ist und ich viel zu sehr Angst habe. Also rede ich mir ein, dass da nichts ist.

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