15.

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POV: Maya

„Hast du alles?", frage ich ein letztes Mal, bevor ich uns nochmal abchecke. Alina trägt ein weißes Kleid mit korsettartiger Brustpartie und Puffärmeln. Mit ihren Blonden kurzen Haaren sieht sie aus wie ein Engel.
Ich trage hingegen nur ein Figurbetontes graues Kleid. Sie nickt. „Alles klar, dann gehe ich schonmal vor, Adwin wartet schon", sagt sie erfreut und öffnet die Tür. „Wir sehen uns dann da", verabschiede ich mich von ihr und nehme mein Handy aus der Tasche, um auf Kyles Nachricht zu warten. Wir haben uns darauf geeinigt, dass Alina mit Adwin fährt und ich mit Kyle.

Kyles Nachricht kommt dann ungefähr nach 10 Minuten, woraufhin ich auch runter gehe.
„Wow, du siehst bezaubernd aus", kommt mir Kyle entgegen und küsst mich auf die Wange, was mich überrascht und erröten lässt. Mein Blick schweift seinen Körper entlang. Eine blaue Jeans mit einem schwarzen Shirt. Basic aber nicht schlecht.

Im Auto beginnen wir einen Smalltalk und das ist mir lieber als Stille. „Und wie läufts so im Café?", fragt er interessiert. Oh. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, dass er gar nicht weiß, dass ich dort nicht mehr arbeite. „Ich arbeite seit einer Weile nicht mehr im Café."
„Ach echt? Was machst du denn dann?", fragt er jetzt neugierig. „Ich arbeite im Cloud 9", antworte ich knapp. Jetzt hebt er überrascht die Augenbrauen. „Im Cloud 9 von Enitan Bradly? Ernsthaft?" Ich bin verwirrt. „Kennst du Enitan?"
Er schüttelt den Kopf. „Nicht wirklich. Aber jeder in der Stadt weiß, dass er ein arrogantes Arschloch ist. Er ist total unfreundlich, eiskalt und lässt niemanden an sich ran. Also kann man sagen, dass er Menschen ohne Grund hasst." Ich kneife meine Augenbrauen zusammen und mustere ihn konzentriert.

Ich habe tatsächlich die ganze Zeit über das gleiche über Enitan gedacht. Aber das stimmt gar nicht. Wie kann er sowas sagen, ohne ihn überhaupt zu kennen? Enitan ist nicht eiskalt und genauso wenig hasst er Menschen ohne Grund. Er ist total nett und hilfsbereit. Er hat mir einen Pflaster gegeben, als ich mich verletzt habe. Er hat mich eingestellt und mir mit meinem Buch geholfen, als ich nicht mehr weiter wusste. Er hat mich mit zu seiner Mutter genommen und sich total gut um mich gekümmert, als es mir schlecht ging. Er hat sogar seine einzige Regel für mich gebrochen. Aber vor allem hat er mich nicht im Regen alleine zurückgelassen.
Ich bin selbst total verblüfft über meine Denkweise über Enitan. Wir kennen uns jetzt seit einem Monat und in der Zeit habe ich ihn etwas besser kennengelernt.

„Wenn man ihn besser kennenlernt, dann ist er gar nicht so schlimm", widerspreche ich aber gehe nicht weiter darauf ein. Also schaue aus dem Fenster und versuche über etwas anderes zu denken, ehe ich das Thema wechsle.

Es dauert nicht besonders lange bis wir ankommen. Wir steigen aus und laufen gemeinsam zur Haustür eines riesigen Hauses. Ich habe Simon wirklich unterschätzt. Obwohl er der Besitzer eines kleinen Cafés ist, besitzt er ein riesengroßes Haus.

Als die Tür aufgerissen wird, kommt uns ein strahlender Simon entgegen. „Kyle! Was geht?" Er klatscht mit Kyle ein und bemerkt mich jetzt auch. „Maya? Schön dich wiederzusehen." Ich lächle ihn an. „Kommt rein, kommt rein."
Im Wohnzimmer angekommen lasse ich mein Blick durch den Raum schweifen. Es ist mega voll und total stickig. Kyle hatte mir erzählt, dass ungefähr 50 Leute eingeladen sind. Aber wenn jeder jemanden mitbringt, würde es mich nicht wundern, wenn hier tatsächlich 100 Leute auftauchen würden. Aber so groß wie dieses Haus ist, würde sogar die dreifache Menge reinpassen.
Lauter bunte Disco Lichter scheinen herum und laute Musik ertönt durch die Lautsprecher. Da es bereits 19 Uhr ist, ist es relativ dunkel, also kommen die bunten Lichter umso mehr in den Vordergrund.

Die Musik ist relativ laut, weswegen ich Kyle nicht höre, als er etwas sagt. „Was?", rufe ich etwas lauter.
Jetzt deutet er mit dem Kopf zu einer anderen Tür, wo Alina reinkommt. Als sie uns sieht, kommt sie lächelnd auf uns zu. „Naaa ihr zwei", begrüßt sie uns grinsend. Ich bemerke, dass sie alleine ist. „Wo ist Adwin?", frage ich irritiert. Jetzt beißt sie sich an der Innenseite ihrer Wange. Sie wirkt nervös. Verdächtig. „Er sitzt dort drüben mit einpaar Freunden", antwortet sie schließlich. Mein Blick folgt ihrem und als ich die drei Typen auf dem Sofa sitzen sehe, fällt mir Adwin als erster auf. Mein Blick wandert zu seinem Freund, der in einem Gespräch mit ihm verwickelt ist. Als ich anschließend zu dem anderen Typ schaue, sind auch seine Augen auf mich fixiert. Zwei bekannte, dunkle, braune Augen.

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