K A P I T E L 02
Kotzend hing ich über der Toilette.
Heute war ich nicht in der Schule. Schon den ganzen Morgen rumorte es nicht nur in meinem Kopf, sondern vor allem auch in meinen Magen und die Übelkeit, wollte einfach nicht abnehmen.
Zum einen wollte ich all die Gedanken geradezu aus mir herauswürgen, zum anderen lag mein kränklicher Zustand wohl an der plötzlichen Veränderung meines Körpers, die mit dem Auftauchen meiner inneren Wölfin Cara einherging. Auf einmal musste ich mir meinen Körper wieder teilen und auch meine Organe mussten sich erstmal wieder an die neuen Bedingungen anpassen.
Kurzum, mir ging es beschissen.
Nicht nur, weil ich krank war, sondern auch, weil Cara mir das Wort "Mate" förmlich zugebrüllt und somit einige Fragen aufgeworfen hat - auch durch ihre Rückkehr -, die ich so einfach nicht klären konnte, denn noch schien sie zu schwach, um sich nochmals bei mir zu melden. Zumindest unternahm sie keinen Versuch dazu und sie reagierte auch nicht auf meine Versuche, mit ihr zu reden.
An diesem Morgen erlebte ich richtiggehend ein Déjà-vu, denn genauso, habe ich mich auch nach Caras Verschwinden gefühlt, als mein Körper sich das erste Mal umstellen musste, nur eben viel schwächer.
Jetzt verspürte ich im Gegensatz zu vor zwei Jahren, eine ungewohnte Stärke in mir, die mir viel größer erschien als früher, wobei mir das wahrscheinlich einfach nur so vorkam, da ich lange Zeit einfach nur die Schwäche - oder Stärke, wie man es nahm - eines Menschen besaß.
Keuchend stützte ich mich an dem Toilettenkasten ab und wartete einen Moment, bis ich wieder zu Atem kam.
Dann wusch ich meine Hände und mein Gesicht und putzte zum elften Mal an diesem Tag - ja, ich hatte mitgezählt - meine Zähne und dabei war es gerade mal zehn Uhr am Vormittag.
Meine Eltern waren beide bei der Arbeit.
Zwar musste ich meine Mutter dazu überzeugen, dass ich wirklich alleine klar kam - seit dem Tod von Noah und dem Verschwinden von Cara, war sie immer sehr besorgt um mich - zumal ich außerdem Zeit für mich brauchte, aber letztendlich hat sie sich überreden lassen und ist ebenfalls zur Arbeit gefahren. Erzählt, dass Cara wieder da war und, dass ich deswegen nicht wirklich krank war, sondern, dass mein Körper sich nur umstellen musste, hatte ich bisher weder meinen Eltern, noch meinen Freunden. Ich war noch nicht bereit dazu, wusste nicht, wie ich es ihnen sagen sollte und hatte selbst erstmal genug Fragen, die ich vorher geklärt haben wollte.
Erschöpft setzte ich mich auf den Boden und ließ mich mit dem Rücken gegen den Badewannenrand sinken. Ich war ja so müde, aber es würde sich nicht lohnen, zurück in mein Zimmer zu gehen, zumal ich eh nicht schlafen konnte, da sich wieder neue Übelkeit in mir breit machte.
Neben der Schmerzen, verspürte ich ein kleines Gefühl von Sehnsucht und Neugierde, welches ich nicht einordnen konnte. Außerdem musste ich gegen den Drang ankämpfen, nach draußen zu gehen. Irgendwas zog mich regelrecht in den Wald hinaus und ich konnte diesem Drang kaum widerstehen. Es kostete mich all meine verbliebene Kraft.
Wenn ich ehrlich war, dann hat es sich genauso auch angefühlt, bevor ich Noah das erste Mal als meinen Mate erkannt habe.
Lykaner waren ab dem sechzehnten Lebensjahr in der Lage, ihren Gefährten zu finden.
Als ich meinen kennengelernt habe, war ich fünfzehn und er gerade sechzehn geworden. Wir waren schon immer in demselben Rudel, hatten jedoch nie viel miteinander zutun gehabt, was sich ab dem Zeitpunkt geändert hat. Zwei Jahre, zwei wunderschöne Jahre hatten wir gemeinsam verbringen dürfen. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schnell vorbei sein würde, dass einer von uns beiden, so früh würde sterben müssen. Bereits zwei Jahre war es her, aber es fühlte sich beinahe noch immer so an, als sei es erst gestern gewesen, als er vor meinen Augen getötet wurde.
Gequält schloss ich die Augen und sah direkt wieder seinen blutverschmierten Körper vor meinem inneren Auge.
Soldat zu sein war gefährlich, ich habe es schon immer gewusst und trotzdem habe ich mich für diese Position entschieden, habe mich dazu entschieden, die Ausbildung zu Beginnen, denn das Adrenalin bei einem Kampf und der Nervenkitzel haben mich schon als Welpe, wenn wir uns zwar nur freundschaftlich gerauft haben, in ihren Bann gezogen.
Vielleicht war das nicht das Richtige gewesen. Vielleicht wäre Noah jetzt noch am Leben, wenn ich niemals Soldatin geworden wäre. Dann wäre ich in dieser Nacht nicht mitgekommen und jemand anderes hätte ihn vielleicht an meiner Stelle beschützen können. Ich musste echt schwach sein, wenn ich nicht einmal meinen eigenen Mate beschützen konnte. Wie sollte ich dann das ganze Rudel schützen können?
***
Hallo aus Dänemark :)
War hier schonmal jemand von euch oder hat es noch vor?
Dieses Kapitel ist sehr viel kürzer als die Kapitel in diesem Buch es normalerweise sein werden, aber irgendwie ist der Inhalt hiervon trotzdem wichtig.
Dafür, dass dieses Kapitel so kurz war, kommt diese Woche aber noch ein zweites :))
Wenn es dir gefallen hat, hinterlass gerne einen ⭐️, würde mich freuen.
Xx

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forever mate *pausiert*
WerewolfSeit dem Tod ihres Mates hat Mercy den Glauben in das Gute verloren und sich von anderen ihrer Art abgekapselt. Doch was ist, wenn plötzlich ein Typ in ihr Leben tritt der behauptet, sie sei seine Mate? Ist es möglich, dass Mercy einen zweiten Seele...