K A P I T E L 06
"Und cheese!"
Grinsend lagen Sara und ich uns für das Foto in den Armen.
Die Feier fand in der Turnhalle unserer örtlichen Highshool statt, da diese groß genug für zwei Rudel war.
An den Eingangstüren stand neben zwei Türstehern, zwei bullige Männer, die ich nur vom sehen kannte und welche aufpassen sollten, dass nur Mitglieder der beiden Rudel reinkamen, außerdem eine Fotografin, welcher von jedem vor dem Reingehen ein Foto mit der Einwegkamera machte, welches sich sofort entwickelte. Wir bekamen zwei, damit jeder eines hatte. Eine schöne Erinnerung, an einen hoffentlich schönen Abend.
Die Musik wummerte uns bereits im Flur entgegen, wo nur vereinzelt Lykaner oder Menschen rumstanden und als wir den Flur mit den Umkleidekabinen und Toiletten hinter uns ließen und in die große Halle eintraten, glaubte ich meinen Augen kaum- die sonst langweilige Sporthalle war herrlich geschmückt: Die Tore, aus welchen man die Sportgeräte holen konnte waren geöffnet und statt den Sportgeräten standen dort Tische mit unterschiedlichen Snacks und Getränken.
Scheinwerfer die nachträglich angebracht wurden tauchten den Raum in ein schummriges, buntes Licht und Girlanden hingen an den Wänden.An den Rändern wurden Sitzgelegenheiten bestehend aus Bierzeltgarnituren und Stehtische aufgestellt. Auf den Tischen standen Vasen mit Blumensträußen und auf den Bänken lagen Kissen.
Die Mitte der Halle sollte wohl als Tanzfläche fungieren. Ein paar Pärchen machten sich diese bereits zunutze und wiegten im Takt der Musik hin und her.
Als wir eintraten, lagen einige Blicke meiner eigenen Rudelmitglieder kurzzeitig auf mir. Erst spiegelte sich Verwirrung auf ihren Gesichtern wieder, immerhin hatte ich mich die letzten Jahre aus allem rausgehalten, doch dann nickten sie mir lächelnd zu und widmeten sich wieder ihren Tätigkeiten.
Die Beziehungen innerhalb eines Rudels sahen so aus, dass das Rudel wie eine Familie war und wenn jemand starb, litten alle mit den Angehörigen mit, alle fühlten den Schmerz. Sie freuten sich, dass es mir wieder besser ging.
Meine Eltern hatte ich bis jetzt noch nicht gesehen, wobei ich darüber ganz froh war, denn ich hatte mir noch immer keine Gedanken darüber gemacht, wie ich ihnen von Cara erzählen sollte.
Gemeinsam holten Sara und ich uns etwas zu trinken und stellten uns abseits hin. Unsere anderen Freunde waren bis jetzt noch nirgends zu sehen und so beobachteten wir einfach das Treiben und vor allem die fremden Lykaner und Menschen, wenn manche von ihnen menschliche Mates hatten.
Irgendwo in der Menge habe ich kurz Killian sehen können, an seiner Seite eine wunderschöne junge Frau, doch genauso schnell waren sie auch wieder verschwunden.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als mich jemand auf der Schulter antippte. Als ich mich umdrehte, blickte ich in das strahlende Gesicht von Killian. Neben ihm die blonde Schönheit, deren Lächeln ich sofort erwiderte. Es war eines der Lächeln, bei denen man nicht anders konnte als ebenfalls zu lächeln, wenn man es sah.
"Du musst dann Lorette sein, freut mich. Ich bin Mercy", begrüßte ich sie und reichte ihr meine Hand, doch sie ignorierte diese und zog mich in eine herzliche Umarmung.
Auch Sara begrüßte die Beiden.
Während die anderen sich unterhielten und ich dem Gespräch mit halben Ohr lauschte, dachte ich über diese Feier nach.
Sie sollte der Verbundenheit unserer Rudel dienen, doch keiner konnte mir sagen, wieso dieses Rudel hier war. Wo waren sie vorher und wieso mussten sie diesen Ort verlassen? Normalerweise war ein Rudel sässig, sobald es sich an einem Ort niedergelassen hatte und dies war meist der Ort, an dem es gegründet wurde. Was also, trieb das Rudel in unser kleines Städtchen? Wie zuvor schloss ich geschäftlichen Gründe aus, denn dazu war unsere Stadt definitiv zu klein und unscheinbar... Das war es, was unsere Stadt war, klein und unscheinbar und wann ging ich an einen kleinen und unscheinbaren Ort? Wenn ich mich verstecken wollte. Doch wovor sollte sich das fremde Rudel verstecken wollen? Und wieso wusste keiner davon?
Ich wurde aus meinen sich kreisenden Gedanken gerissen, als ein Knurren, welches meinen gesamten Körper zum Erzittern brachte das Stimmengewirr und die Musik durchschnitt. Augenblicklich wurde es leise, die Gespräche verstummten. Die Musik lief zwar noch immer, doch die Gitarrenklänge rückten in den Hintergrund, als ich wieder diesen unwiderstehlichen Duft nach Wald und Sommerwiese einatmete. In meinem Inneren wurde es unruhig und ich spürte, wie Cara an die Oberfläche kam. Mein Körper versteifte sich, kaum merklich rückte ich an die Wand und ließ meine Augen unruhig suchend über die Menge schweifen, bis sie an einem großen jungen Mann hängen blieben, der gerade von der Menge ausgespuckt wurde.
Er war muskulös und steckte in schwarzen Anzug, was unglaublich heiß aussah. Seine Haare waren braun und hübsch zurecht gemacht und auf diese Entfernung konnte ich seine Augenfarbe kaum erkennen, doch diese schien auf jeden Fall dunkel.
Sein dunkler Blick wanderte an mir herunter, verursachte ein heißes Kribbeln unter meiner Haut und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
Und dann, zeitgleich wie Cara in meinem Kopf, verließ ein Wort, welches mein Leben für immer verändern sollte seinen Mund.
"Mate!", knurrte er über die Musik hinweg und ein Raunen ging durch den Raum. Bei seinem Rudel ausgelöst, weil er ihr Alpha oder zumindest der zukünftige Alpha war, was man unschwer an seiner Ausstrahlung erkennen konnte und bei meinem Rudel ausgelöst durch das Wissen, dass mein Mate bereits vor zwei Jahren gestorben ist.
Ich wusste es, ich fühlte es an meinem ganzen Körper. Das Kribbeln, die Zuneigung und die Sehnsucht nach ihm. Die Reaktionen, die seine bloßen Blicke und seine Stimme bei mir hervorriefen. Sie gingen mir unter die Haut. Es fühlte sich genauso an, wie als ich Noah getroffen habe. Doch das konnte nicht sein. Das war so absurd und unmöglich, dass mein Verstand aussetzte.
Kopfschüttelnd trat ich unsicher nach hinten, mit Tränen in den Augen, die drohten jeden Moment über meine Wangen zu fließen und einem unglaublichen Schmerz in meinem Herzen, der mich aufschluchzen ließ und mich beinahe in die Knie zwang. Es war, als würden die Wunden die durch Nohas Tod entstanden sind wieder neu aufreißen. Ich musste einen fürchterlichen Anblick abgeben, denn ich konnte das Entsetzen in den Gesichtern der Anderen sehen. Einige aus meinem Rudel schoben sich zwischen den Alpha und mich als er zu mir kommen wollte, was ihn dazu brachte, erbost aufzuknurren.
"Lasst mich durch, meine Mate!"
Unruhe breitete sich aus. Immer mehr aus meinem Rudel bildeten eine schützende Mauer zwischen ihm und mir, was den Mitgliedern des anderen Rudels ein Knurren entlockte, denn sie stellten sich nicht nur ihrem Alpha in den Weg, sie verweigerten ihnen auch noch ihre Luna.
"Nein", hauchte ich zunächst nur leise, doch die näheren Umstehenden mussten dies durch ihre Wolfsohren gehört haben.
"Nein!", gab ich dann lauter von mir und ging bestimmt nach hinten.
"Du bist nicht mein Mate!", schrie ich ihm dann entgegen, um ihm, aber auch mich und vor allem Cara davon zu überzeugen und mit einem letzten Blick auf sein entsetztes und vor Schmerz verzogenes Gesicht nahm ich mein Kleid in die Hände, drehte mich um und rannte davon.
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forever mate *pausiert*
WerewolfSeit dem Tod ihres Mates hat Mercy den Glauben in das Gute verloren und sich von anderen ihrer Art abgekapselt. Doch was ist, wenn plötzlich ein Typ in ihr Leben tritt der behauptet, sie sei seine Mate? Ist es möglich, dass Mercy einen zweiten Seele...