K A P I T E L 07
Kaum hatte ich den Waldrand erreicht übermannte mich die Verwandlung, welche dieses Mal so sehr schmerzte, dass es sich anfühlte, als würde man mir die Haut vom Körper reißen und danach jeden Knochen einzeln brechen.
Normalerweise tat nur die erste Verwandlung weh. Dass es jetzt genauso war, lag daran, dass Cara und ich nicht länger eins waren. In diesem Moment waren wir kein Team, keine Einheit, sondern zwei Fremde, die unterschiedliche Dinge wollten.
Ein herzzerreißendes Jaulen entfloh meiner Kehle, als ich in rasanten Tempo durch den Wald preschte. Meine Pfoten trommelten in einem gleichmäßigen Takt über den Waldboden. Der eisige Wind riss an meinem Fell. Es war das erste Mal, seit ich Cara zurück hatte, dass ich mich verwandelt hatte und auch wenn ich mich die ganze Zeit danach gesehnt habe, wieder in Wolfsgestalt durch den Wald zu jagen und mich vor allem auch nach ihr gesehnt habe, zweifelte ich das erste Mal in meinem Leben das Dasein als Lykaner an. Die Verbundenheit zu meiner Wölfin war auf einmal verschwunden und ich hatte noch nicht einmal jemanden, dem ich die Schuld dafür geben konnte.
Ich war wütend. Wütend auf die Mörder von Noah, die Mondgöttin, das Schicksal, den fremden Alpha, Cara und natürlich auf mich selbst. Und ich war enttäuscht. Enttäuscht und traurig. Einsam. Diese Einsamkeit drohte mich gerade jetzt einzunehmen, sie hing an mir wie die Finsternis der Nacht an meinem Fell. All die Gefühle, die ich in den letzten Jahren durch meine teilnahmslosigkeit so erfolgreich geschafft habe zu unterdrücken, drohten jetzt, mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen und mich in die Tiefe zu reißen und ich hatte niemanden, der mir wieder hoch helfen würde.
Ich wusste, dass ich irgendwas dagegen tun musste, dass ich das Gefühlschaos, welches in meinem Inneren wie ein Orkan wütete, unter Kontrolle bringen musste, bevor es mich verschluckte, doch ich wusste beim besten Willen nicht wie und mein Hilferuf, ein klägliches Jaulen verklang zwischen den Bäumen und wurde von der Finsternis, welche mich einnehmen wollte, verschluckt.
Wieso?, heulte ich in meinen Gedanken und unterbrach somit das stetige Heulen von Cara.
Kraftlos ließ ich mich irgendwann einfach in das hohe Gras fallen und blieb so regungslos liegen. Ich wusste weder wo ich war, noch wie weit ich gelaufen war. Aber das waren Probleme, um die ich mich später würde kümmern können.
Er ist unser Mate, ich, nein wir, brauchen ihn!, hallte ihre Stimme irgendwann nach einer Weile des Schweigens in meinem Kopf wieder und ihre Antwort machte mich rasend vor Wut. Ich war so wütend, dass diese eine Emotion alle anderen für einen Moment übertraf und, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu explodieren.
Nein, das ist er nicht!, knurrte ich sie erbost an und knurrte nicht nur in meinem Kopf sondern auch in die Tiefen des Waldes hinein.
Noah ist unser Mate! Wie konntest du ihn nur vergessen?Ich hatte keine Kraft mehr. Die letzten Stunden waren so nervenaufreibend, dass ich nur noch schlafen und vergessen wollte, doch daran war gar nicht zu denken. Mir war klar, dass ich den Schatten meiner Vergangenheit nicht ewig entfliehen konnte und mich ihnen irgendwann würde stellen müssen und dieser Zeitpunkt war augenscheinlich jetzt gekommen.
Ich habe ihn nicht vergessen. Ich habe genauso sehr gelitten wie du und ich tue es immer noch. Der Schmerz wird nie weggehen, Mercy. Er wird immer da sein, es wird nur irgendwann erträglicher.
Wenn du ihn nicht vergessen hättest, dann würdest du nicht einen anderen an seiner Stelle als unseren Gefährten bezeichnen!, ich zitterte vor Wut und zugleich machte sich Verständnislosigkeit in mir breit.

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forever mate *pausiert*
WerewolfSeit dem Tod ihres Mates hat Mercy den Glauben in das Gute verloren und sich von anderen ihrer Art abgekapselt. Doch was ist, wenn plötzlich ein Typ in ihr Leben tritt der behauptet, sie sei seine Mate? Ist es möglich, dass Mercy einen zweiten Seele...