09 | Mate

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K A P I T E L 09

Innerlich schrie ich, doch da das als Wolf kaum möglich war, jaulte und fiepste ich, als ich erschrocken hoch fuhr.

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, das Blut rauschte in meinen Ohren und mein gesamter Körper zitterte. Die Bilder des Traumes spielten sich noch immer ziemlich lebhaft vor meinen inneren Augen ab, als ich versuchte, auf meine zitternden Beine zu kommen.

Schwerfällig versuchte ich zu Atem zu kommen und mir einzureden, dass das nur ein Traum war, doch es war die bittere Realität.

Der Wolf mit den Narben war der Mörder von Noah und Noah war tot. Gestorben in seinem eigenen Blut und ich konnte nichts tun, als dabei zusehen.

Jede Nacht wurde ich von diesem Traum geweckt. Jede verdammte Nacht, seitdem er tot war, doch dieses Mal war etwas anders. Der Traum war anders gewesen. Ich habe nicht nur Noah an den Tod verloren, sondern auch den Alpha. Meinen anderen Gefährten. Etwas, was ich nie verkraften könnte.

Es dämmerte bereits und ich war noch immer in dem Wald. An der Stelle, wo ich gestern eingeschlafen bin.

Sobald ich mich zumindest weitgehend beruhigt hatte, blickte ich auf und schreckte sogleich zurück, als ich geradewegs in braune Augen blickte, die mich anstarrten.

Der Alpha stand nur einige Meter von mir entfernt und ich rügte mich innerlich dafür, dass ich weder während des Schlafens, noch als ich aufgewacht bin, mitbekommen habe, dass da noch jemand anderes war. Jetzt mochte ich vielleicht Glück gehabt haben, doch irgendwann stand vielleicht jemand vor mir, der keine guten Absichten hatte. Jemand, der mich tot sehen wollte. Jemand, wie der Mörder meines Mates.

Ich knurrte leise, als der braune Wolf auf mich zu kommen wollte. Er war riesig. Bestimmt zwei Köpfe größer als ich und hatte braunes, lockiges Fell, welches unglaublich weich aussah.

Wie um mir zu signalisieren, dass er nicht vor hatte, mir etwas anzutun, legte er sich winselnd auf den Boden, was mich verwirrt inne halten ließ, denn das war eine unterwürfige Geste und von einem Alpha kaum zu erwarten.

Er ist unser Mate. Wir sind seine Luna und ihm ebenbürtig., schnurrte Cara und sandte mir ihre Gefühle. Sie sehnte sich nach ihrem Mate. Da waren Sehnsucht und Schmerz wegen Noahs Verlust und auch Liebe ihm gegenüber, doch da waren auch Sehnsucht und Liebe dem Alpha gegenüber und Schmerz, weil ich ihn auf Abstand hielt.

Dass ich nicht weiter zurückwich, sondern regungslos stehen blieb und ihn nur stumm beobachtete, schien er als gutes Zeichen zu sehen, denn an dem Flimmern um seinem Körper erkannte ich die einsetzende Verwandlung und dann stand er aufeinmal wieder als Mensch vor mir und sein Anblick raubte mir den Atem. Beinahe auch den Verstand.

Er trug noch immer seine Anzughose, doch das Sacko musste er sich ausgezogen haben, denn ein weißes Hemd bot durch die oberen offenen Knöpfe Anblick auf seine glatte Haut und die Muskeln, die sich darunter verbargen. Seine Haare waren braun und ebenso wie sein Fell lockig und auch seine Augenfarbe konnte ich im Gegensatz zur Situation in der Turnhalle erkennen. Sie waren braun und so dunkel wie Zartbitterschokolade. Auch als Mensch überragte er mich mit seiner Größe um Längen. Abermals wanderten meine Augen seinen Körper hinab und blieben einen Moment an seinen Beinen hängen, welche ebenfalls schlank und muskulös zu sein schienen. Schluckend leckte ich mir über die Schnauze und spürte das Kribbeln, welches sich von meiner Magengegend aus überall in meinem Körper ausbreitete.

Der Anzug stand ihm einfach nur verdammt gut.

Quatsch, er sah einfach verdammt gut aus.

Als ich ihm wieder ins Gesicht sah, strahlten seine Augen und ich erkannte peinlichberührt, dass er meine Musterungen und mein Starren bemerkt haben musste. Ebenso wenig schien ihm die Wirkung, die er auf mich hatte, zu entgehen.

forever mate *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt