Kapitel 3

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Nach etwa 10 Minuten ist alles vorbei. Ich höre nur noch einige wenige Pferde, die aber auf der Stelle tänzeln und nicht herumgaloppieren.

„Absitzen!", höre ich schließlich.

Daraufhin folgt das typische Scheppern von Metall, wenn Reiter vom Pferd steigen und einige Schritte gehen. Ich frage mich, warum ich dieses Geräusch kenne. Ich wüsste nicht, dass ich jemals in meinem Leben Ritter gesehen hätte. So weit von der Hauptstadt entfernt lassen sie sich normalerweise nicht blicken. Aber etwas anderes zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Allem Anschein nach haben die Ritter die Situation unter Kontrolle. Das beruhigt mich.

„Ihr könnt herauskommen, die Gefahr ist vorbei!", ruft ein Mann. Ich gehe stark davon aus, dass es sich um den Anführer der Ritter handelt.

Ich überlege kurz, was ich machen soll. Sehr schnell komme ich zum Schluss, dass ich nicht ewig unter dem Podest hocken bleiben kann. Deshalb krabble ich hervor und blicke mich vorsichtig um. Etwa ein Dutzend Ritter stehen im Hof. Vor ihnen der Mann mit dem roten Schopf auf dem Helm.

Ich habe schon mal etwas von ihm gehört. Mir fallen die Erzählungen wieder ein, die ich ab und zu im Dorf aufgeschnappt habe. Seine Truppe soll besonders mutig und entschlossen sein. Er selbst soll ein Mann sein, dem der König am meisten vertraut.

Als er mich erblickt, mustert er mich eingehend und kommt auf mich zu. Das kommt mir etwas sonderbar vor, da doch auch andere Bedienstete aus den verschiedenen Ecken des Landsitzes hervorkommen. Er hat aber nur Augen für mich.

„Wie heißt du?", will er wissen.

„Wer will das wissen?", halte ich dagegen.

„Oh, verzeiht, ich bin Lord Rasmus. Darf ich nun Euren Namen erfahren?"

„Ich bin Serena, eine Magd hier auf dem Anwesen."

„Ihr steht unter meinem besonderen Schutz. Ich wünsche, dass Ihr Euch immer in meiner Nähe aufhaltet."

„Soll das ein Befehl sein?"

Ich bin überrascht. Wie kommt er dazu, mir eine Anweisung zu geben. Sonderbar ist auch, dass ich unter seinem persönlichen Schutz stehen soll. Das ist normalerweise nur hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten. Ich aber bin ja nur eine einfache Magd.

„Es ist eine Bitte und ich werde Euch nachher auch erklären, was es damit auf sich hat."

„Das ist gut. Ich würde niemals von einem Fremden Befehle entgegennehmen."

Er schmunzelt ein wenig, das kann ich an seinen Augen sehen. Mehr gibt der Helm von seinem Gesicht nicht preis. Lange kann ich seine stahlblauen Augen aber nicht bewundern, denn er dreht sich abrupt um und ruft seinen Männern zu.

„Sammelt die Leichen ein und überprüft die Überlebenden, kümmert euch um die Verletzten. Jemand soll die Pferde versorgen."

Bei seinen Befehlen wird mir bewusst, dass wir angegriffen wurden und will schauen, wer getötet und wer verwundet wurde. Ich will helfen, wenn ich kann.

Sir Baltasar liegt mitten im Hof. In seinem Bauch klafft eine riesige Wunde, aus der seine Gedärme quillen. Es ist ein grauenvoller Anblick. Ich hoffe, dass sie seine Überreste zudecken oder wegschaffen. Lukas liegt immer noch tot auf dem Podest und auch der Stallbursche, der Liebhaber von Lady Rosa, hat nicht überlebt.

Da fällt mir ein, dass ich noch gesehen habe, wie Lady Rosa von einem der Räuber verfolgt wurde. Ich suche die Gegend ab, in welche die beiden gelaufen sind und tatsächlich erblicke ich in der Nähe des Schweinestalls einen der Räuber, der mit heruntergelassener Hose daliegt. Das Hemd an seinem Rücken ist blutgetränkt. Er muss mit einem Schwerthieb getötet worden sein.

Legenda Major - Gerneratio proximaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt