Kapitel 10

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„Wir sollten aufbrechen", mahnt Pascal.

Wir versuchen uns noch zu beruhigen und das Geschehen zu verarbeiten. Doch sein Einwand ist gerechtfertigt. Wir wissen nicht, ob uns noch von anderer Seite Gefahr droht und sollten deshalb so schnell wie möglich aufbrechen.

Ich kontrolliere noch einmal schnell den Lagerplatz, damit auch ja nichts liegen bleibt und auch wenig darauf hinweist, dass wir hier waren. Dann gehe ich zu meinem Pferd. Die anderen sitzen bereits auf ihren Tieren und warten eigentlich nur noch auf mich.

Ich greife nach oben, um mich am Sattel festzuhalten, um mich daran nach oben zu ziehen, da springt plötzlich ein Mann auf mich zu. Geistesgegenwärtig lasse ich mein Pferd los, trete zur Seite und drehe mich zu ihm um. Dabei ziehe ich völlig automatisch mein Schwert und gehe in Kampfposition.

„Immer noch du!", faucht mir ein Mann entgegen. „Du bist verdammt zäh. Aber das wird dir jetzt nicht mehr viel nützen."

„Was willst du von mir?", frage ich. „Ich habe dir nie etwas getan."

„Du bist die Brut des Teufels", meint er hasserfüllt.

„Ach ja, nur gut, dass du meinen Vater kennst, ich selbst habe ihn nie gesehen."

„Mit dir wird diese verdammte Blutlinie aussterben. Erst dann kann das Land in Frieden leben."

„Blutlinie, Frieden, ich? Bist du nicht bei Sinnen?"

„Ich habe dir schon genug gesagt. Aber es nützt dir nichts mehr. Du wirst jetzt so und so sterben", fährt er mich an.

Im selben Moment geht er zum Angriff über. Ich schaue mich kurz um und blicke in die schockierten Gesichter von Samantha, Lili und Rebecca. Pascal ist dabei sein Schwert zu ziehen.

„Schütz du die Frauen, sollte noch so ein Verrückter in der Nähe sein!", weise ich ihn an.

„Verrückter!", spuckt der Mann förmlich aus.

Dabei springt er auf mich zu und will mir einen Schlag mit seinem Schwert versetzen. Abgelenkt durch die Sorge um meine Begleiter reagiere ich ein wenig zu spät auf den Angriff. Ich springe zwar zur Seite und lass mich am Boden abrollen, aber er erwischt mich doch an der linken Schulter. Es ist ein kleiner, aber etwas schmerzhafter Schnitt.

In einer fließenden Bewegung stehe ich aber sofort wieder auf und greife nun selbst an. Ich täusche einen Angriff auf der linken Seite an, ändere aber blitzschnell und versetze ihm einen Schlag gegen die rechte Seite. Er ist etwas langsam und ich erwische ihn an der Hüfte. Dort klafft eine tiefe Wunde, aus der Blut sickert. Er ist nicht der geübteste Schwertkämpfer.

„Warum willst du mich töten? Ich verstehe das immer noch nicht."

„Das ist mir egal", faucht er. „Du musst es auch nicht verstehen."

Erneut geht er auf mich los, ich pariere und greife meinerseits an. Doch er hält dagegen und Metall schlägt gegen Metall. So geht es eine ganze Weile. Ab und zu erhasche ich einen Blick auf meine Begleiter. Vor allem Lili merke ich an, dass sie Angst um mich hat.

Der Angreifer ist nicht schlecht, aber auch nicht der Beste. Ich schaffe es immer öfter, ihn in Bedrängnis zu bringen und bin leicht im Vorteil. Seine Wunde an der rechten Hüfte macht ihm zu schaffen und es ist mir auch gelungen ihm zwei oder drei weitere kleinere Verletzungen zuzufügen.

Ich bemerke, wie langsam seine Kraft nachlässt, wie er immer wieder ins Taumeln kommt und unkontrolliert ins Leere schlägt. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass er nicht mehr lange durchhalten wird. Ich bin erleichtert.

Blöderweise rutsche ich im steilen Gelände plötzlich auf einem losen Stein aus, der unter mir einfach wegrutscht, mein Standbein verliert den Halt und reibt über den Boden nach vorne weg. Damit komme ich aus dem Gleichgewicht, verliere den Halt und knalle mit dem Rücken auf den mit Steinen übersäten Boden.

Legenda Major - Gerneratio proximaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt