Epilog

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Ich schaue Peter überglücklich an. Er hält unsere kleine Tochter in der Hand, die ich soeben zur Welt gebracht habe. Sein Blick ruht ehrfürchtig auf dem kleinen Wesen, das sich in seinen Arm kuschelt.

Wir haben etwa zwei Jahre nach dem Antrag geheiratet. Mein Gott, war das eine Aufregung. Ich hätte ja gerne gleich am nächsten Tag geheiratet. Aber das war nicht so einfach. Die Vorbereitungen haben ewig gedauert. Schließlich kommt es nicht so oft vor, dass die Königin heiratet. Wir haben danach unsere Zweisamkeit genossen, bis ich etwa drei Jahre später schwanger wurde. Wir waren überglücklich, weil wir uns sehnlichst auf das Kind gefreut haben. Auch Samantha, Lili und Rebecca waren ganz aus dem Häuschen.

Nun ist sie da und während mein Mann sie liebevoll betrachtet, als müsste er sich jede einzelne Pore einprägen, schaue ich mich vorsichtig im Zimmer um. Wir sind zum Glück allein.

„Pass gut auf unseren kleinen Drachen auf", sage ich. Er reißt bei diesen Worten die Augen weit auf und schaut mich verwundert an.

„Du meinst?"

„Ich weiß es!", antworte ich. „Ich sehe ihre Magie. Die Kleine ist sehr mächtig."

„Du meinst, sie ist nicht nur ein Drache?"

„Sie beherrscht auch alle fünf Elemente."

Staunend wendet er seinen Blick wieder auf das kleine Mädchen. Er schaut sie nun mit ganz anderen Augen an.


„Hast du schon einen Namen für sie?"

„Ich würde sie gerne Aurora nennen. Ich wünsche mir, dass sie den Namen der Freundin meiner Großmutter bekommt, die ursprünglich Königin dieses Landes werden sollte. Ich bin mir sicher, sie wird eine ganz große Königin."

„Aurora Simons, klingt nicht schlecht."

Hier endet das Buch. Wow, das war wieder spannend. Ich lege es zur Seite, weil ich dringend aufs Klo muss. Es hat mich von Anfang an so gefesselt, dass ich es unbedingt zu Ende lesen wollte. Erneut hat mich das Buch in seinen Bann gezogen und ich habe keine Ahnung, was diese Bücher an sich haben, dass ich mir jedes Mal so vorkomme, als hätte ich alles selbst erlebt.

Während ich erleichtert zurück zum Erker gehe, denke ich über dieses zweite Buch nach. Es war fast noch spannender und mitreißender als das erste. Es war aber genauso realistisch. Ich kontrolliere zur Sicherheit an meinem Körper eine jener Stellen, an denen ich im Schwertkampf gegen den Rebellen eine Verletzung davongetragen habe. Aber da ist nichts. Also habe ich vermutlich alles nur geträumt.

Als ich das Buch wieder zur Hand nehme und es erneut aufschlage, staune ich nicht schlecht. Wie schon beim ersten Buch ist es plötzlich nicht mehr das, was ich soeben gelesen habe. „Rotkäppchen" steht auf der ersten Innenseite. Keine Widmung in einer fremden Sprache, keine Warnung und auch der Text entspricht dem Märchen, das ich noch aus Kindertagen kenne.

Frustriert stehe ich auf und schiebe das Buch zurück. Doch was ich sehe, verschlägt mir die Sprache. Neben dem ersten Buch steht plötzlich ein weiteres, ein drittes Buch. Es sieht identisch gleich aus. Womöglich sind es die „Sieben Geißlein", denke ich sarkastisch. Kurz überlege ich, ob ich es wirklich herausziehen soll. Ach Mann! Meine verdammte Neugier! Natürlich ziehe ich es heraus und lese schockiert den Titel: „Legenda Major – Aurorea mundi".

ENDE


Legenda Major - Gerneratio proximaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt