wortlose Gespräche

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Endlich sind wir im Krankenhaus angekommen.
Schnell begebe ich mich an die Rezeption und frage nach Leon.
Eine ältere liebe Krankenschwester teilt mir mit, dass Leon sich noch im Operationsraum befindet.
-Wenn ihr den blauen Pfeilen folgt, findet ihr auf eurer Rechten das Wartezimmer. Ihr könnt euch gerne etwas von der Kantine holen. Ein Arzt wird sie über Neuigkeiten informieren aufmunternd lächelt sie uns zu, bevor sie sich zu einem Pärchen neben uns wendet.

-Ich hol mir einen Kaffee. Willst du auch was? Blake richtet sich vor mir auf, wartet auf eine Antwort
Doch ich kann meinen Blick nicht von der Leere abwenden. In meinem Kopf bildet sich die Antwort Ja, aber meine Lippen sind wie versteinert.
Wortlos wendet sich Blake von mir ab.
Einige Minuten später treffen die Jungs im Krankenhaus ein.
Sie setzen sich um mich herum, Jamie legt seinen Arm um mich und ich lasse meinen Kopf erschöpft auf seine Schulter fallen
-Was haben die Ärzte gesagt? Fragt John mich leise.
Innerlich bereite ich wieder eine Antwort vor, doch wie zuvor verlassen die Wörter meinen Mund nicht
-Er wird noch operiert. Bis jetzt hat uns kein Arzt informiert
Wir drehen uns alle in Blakes Richtung und ich nicke im dankend zu, weil er für mich gesprochen hat.
Wortlos reicht er mir einen Becher
Heiße Schokolade. Ich schenke ihm ein müdes Lächeln und seh wie er ein paar Stühle weiter Platz nimmt.

-Sind Sie Monique Laurent?
Ich hebe meinen Kopf und blicke in das Gesicht eines Arztes.
Endlich!
-Ja? Ich räusper mich, um meine Stimme, nach dem ganzem Schweigen, wieder zu erlangen.
-Die Kugel hat Ihren Bruder nur knapp neben dem Herzen erwischt. Kleine Arterien wurden verletzt, was zum ganzen Blutverlust beigetragen hat. Er ist momentan stabil, wird aber noch weiter operiert. Ich würde ihnen empfehlen nach Hause zu fahren und morgen früh wieder zu kommen. Ruhen sie sich aus, ich sehe sie sind alle erschöpft er wirft einen Blick auf uns alle und scheint verwundert davon ein Mädchen zu sehen welches von 5 breite und muskulösen Männern begleitet wird. Erleichtert atme ich auf und verabschiede mich dankend von ihm.

Matt ist mit John zum Polizeipräsidium gefahren um sich dort mit einem Informant zu treffen, der uns immer wieder mal über verschiedene Fortschritte einer Ermittlung informiert. In dem Fall, um Leons.

Ich habe mich dazu entschlossen die Nacht im Krankenhaus zu verbringen.
Zum Glück leisten mir Jamie und David Gesellschaft.
Blake wollte eine rauchen gehen. Mittlerweile fehlt er seit 20 Minuten.
Mit der Ausrede, ich würde frische Luft schnappen wollen, wende ich mich von Jamie und David ab.

Langsam schreite ich durch das Krankenhaus. Der Geruch nach Desinfektionsmittel betäubt meine Nase. Die weissen, kalten Wände werden nur von einem leichten Blau, welches aus den Lampen reflektiert wird, bedeckt.

Ich öffne langsam die Tür zum Hinterhof und sehe Blake, mit dem Rücken zu mir, auf einer Bank sitzen. Seine Schultern sind erheblich gesunken. Er hat seine Ellbogen auf seine Knie gestützt und seinen Kopf in die Handflächen gelegt.
Es verwundert mich ihn in so einer Haltung zu sehen, die fast verzweifelt scheint. Sonst macht er immer einen selbstbewussten Eindruck.

Langsam nähere ich mich ihm und nehme neben ihm Platz.
Als er mich bemerkt, lehnt er sich zurück. Er greift in seine Jackentasche und reicht mir eine Zigarette. Ich nehme sie entgegen und lehne mich zu ihm, um sie an der Flamme die er mir entgegen hält, anzuzünden.

- Ich hasse Krankenhäuser bricht er die Stille. Fragend sehe ich ihn an, traurig entgegnet er meinen Blick ehe er weiter spricht.
-Es erinnert mich an damals, als meine Mutter angeschossen wurde. Gott sei Dank hat sie überlebt. Aber dieses Warten, in diesen kalten Räumen hat... er brauchte den Satz nicht beenden. Ich kenne das Gefuhl zu gut.
- Mein Vater, brach zum ersten Mal vor meinen Augen zusammen. Es ist hart den Mann, der immer mein Held war und unverwundbar schien, plötzlich weinen zu sehen.
Ich brachte diesen Tag keine Träne zu Stande. Ich dachte, einer von uns MUSS stark bleiben.
Ich bin erschrocken darüber dass er sich mir gegenüber öffnet, daher wusste ich nicht damit umzugehen. Nach kurzer Stille war ich es die, die die Stille brach
-Wie alt warst du zu der Zeit? fragend seh ich ihn an
-Es war mein 9ter Geburtstag gab er leise von sich
-Du hast sehr erwachsen gehandelt für einen Neunjährigen. ich versuche ihm ein kleines Lächeln zu schenken. Langsam heben sich seine Mundwinkel und ich erblicke sein Grübchen, was mich dazu bringt ihm ein breites Lächeln zu schenken.
- Hab ich dir schon gesagt, dass dir ein Lächeln steht? er sieht mich wieder so frech an wie zu Beginn unserer Begegnung
-Gewöhn dich nicht dran gebe ich ihm grinsend zurück während ich aufstehe und wieder das Gebäude betrete.

- Wir wollten grade zu euch. Der Doc hat nach dir gesucht teilt David mir mit
-Was hat er gesagt? mit großen Augen sehe ich ihn an doch er hebt nur seine Hände
-Auskunft nur an nächste Verwandte äffte Jamie den Arzt nach.
-Ja, aber er kommt bald wieder hier vorbei meint David und ignoriert damit Jamies schauspielerische Fähigkeiten.
Kichernd setze ich mich auf meinen Platz und sehe wie Blake sich neben mich setzt.
Unsere Blicke treffen sich kurz und wir lächeln uns an ehe er beschämt auf den Boden schaut.

Ein einziger Blick kann ganze Sätze in sich tragen.
Wortlose Sätze entstehen dann, wenn jedes Wort zu wenig ausdrückt, zu schwach ist.
In unserem Blick ging es darum dass wir uns gegenseitig dankten, für die Hilfe des anderen.
Ich befreite ihn kurz von seinen schmerzlichen Erinnerungen, mit einer Geste die ich nur selten offenbare, mit einem Lächeln.
Und er befreite mich für einen Augenblick von meiner Angst, allein durch seine Aufmerksamkeit die er kurzzeitig nur mir schenkte.

- Monique! die Jungs wecken mich aus meinem Tagtraum
Fragend sehe ich sie an wie sie mit dem Kopf vor mir deuten. Da steht wieder der Arzt von vorhin.
Ruckartig stehe ich von meinem Platz auf und warte darauf, dass er anfängt zu sprechen.
- Die OP ist gut verlaufen. Ihr Bruder befindet sich in einem Einzelzimmer. Sie können aber erst morgen früh zu ihm, er braucht noch Ruhe und Schlaf. Ich empfehle euch noch mal, gehen sie nach Hause.
Er hat es geschafft
Danke Gott. Danke!
Hinter mir höre ich wie die Jungs sich in die Hände klatschen.
Ich danke dem Arzt und drehe mich zu ihnen um.
Aus Reflex stürze ich mich in Blakes Umarmung. Überrascht von meinem Gefühlsausbruch, entwende ich mich wieder von ihm. Die perplexen Blicke von Jamie und David blicken uns abwechselnd an. Blake kratzt sich verlegen am Hinterkopf und sieht dabei schüchtern auf den Boden.

-Ich fahre gibt Blake von sich als wir meinen Mustang erreichen.
Müde setze ich mich auf den Beifahrersitz und schließe meine Augen.

Ich merke wie ich weggetragen werde. Zögernd öffne ich meine Augen und erkenne unseren Flur wieder. Ich heb meinen Kopf und sehe Blake wie er konzentriert nach vorne blickt. Wahrscheinlich hat er gespürt dass ich ihn ansehe, da er mich anguckt und anlächelt.
-Hey flüster ich, noch immer in seinen Armen
-Hey grinst er zurück.
Im Zimmer angekommen lässt er mich vorsichtig runter
-Wird das jetzt jede Nacht so ablaufen? schmunzelnd sehe ich ihn an.
Ganz entspannt lehnt er sich an den Türrahmen und grinst mir zu
-Gewöhn dich nicht dran zwinkert er mir zu Ich schlafe auf der Couch. Dann fahr ich morgen mit dir mit.
Langsam schließt er die Tür hinter sich.
Ich bin ihm dankbar dafür dass er mich nicht allein zu Hause lässt.

Kaum zu glauben, es gibt Menschen die an einem Tag in dein Leben treten und dir das Gefühl geben, nie gefehlt zu haben.

Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt