Sehnsucht

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Melissa war nun schon seit knapp drei Monaten zurück und hatte weder Kate etwas über die Gründe erzählt, noch hatte sie die Nachrichten und E-Mails gelesen, geschweige denn war sie ans Telefon gegangen, wenn Colby oder zu anfangs, Jon angerufen hatten.
Einzig Nia hatte Kontakt mit ihr aufnehmen können. Ihr erzählte Melissa auch alles.
Sie vertraute ihr, sie wusste, Nia würde sie verstehen und sich in sie hineinfühlen. Waren sie doch gleich groß und von ähnlicher Statur. Außerdem kannte Jax ihren Kollegen schon ein paar Jahre und konnte Mel ein paar beruhigende Worte mitgeben. Ihr Training machte sie weiter, sie wollte keine Rückschritte riskieren. TJ hatte ihr genug Proteinpulver mitgegeben, was sie auch Regelmäßig trank. Das Frühstück hatte sie gestrichen und die Mahlzeiten auf das mindeste der nötigen Kalorien reduziert. Nia blieb das nicht verborgen, denn jedes Mal, wenn sie bei Mel war, aß sie nichts oder nur eine Kleinigkeit, mit der Ausrede, sie hätte schon gegessen.
Die Kilos schmolzen schneller, als sie es sollten, denn die Haut, kam nicht nach. Noch weniger als ihr ehemaliger Coach ihr gesagt hatte. Jon hatte irgendwann bei Melissa vor der Tür gestanden, nachdem Kate ihm die Adresse geschickte hatte.

„So Boston, du wirst mir jetzt Mal zuhören!", stürzte er an ihr vorbei, in ihre Küche und setzte sich an den Tisch, der dort stand. Mel, die gerade erst aufgestanden und noch total zerzaust war, sah ihn perplex an. „Was willst du denn hier?" Jon musterte sie und fing an zu lachen. „Ich glaube, du musst dir neue Klamotten kaufen." Mel sah an sich herunter. Ihre Lieblingshose, war mittlerweile so groß, dass sie das Gummiband hatte ausschneiden müssen, um es enger zu knoten. „Da pass ich ja noch mit rein."
„Boah übertreib net! Warte hier ich zieh mich nur kurz an. Da steht ein Kaffeeautomat, obendrüber sind Tassen, viel Spaß."
Zufrieden sah er ihr nach und machte sich dann ans Werk. Tasse und Kaffee freundete sich gerade an, als er Joe schrieb.

> Bro, ich bin da. Zielperson sieht zwar krank aus, aber hat mega Fortschritte gemacht. Ich schaue, wie weit ich komme! <

> Alter, lass das Colby nicht wissen, der bringt dich um! <

Melissa kam kurz darauf in einem ihrer Stretch Röcke und einer Wickelbluse gekleidet zurück. Die Haare hatte sie offengelassen, trug aber Colbys Haargummi am Handgelenk.
„Ach guck an, da hat sich aber jemand verändert! Lass mal Foto machen!"
„Vergiss es Jon, du wirst ihm kein Foto schicken!" In seinem typisch, Spitzbübischen grinsen, sah er sie an. „Habe ich nicht vor, ds soll er sich selbst ansehen, ich will den direkten Vergleich, also los, zier dich nicht so.Bitte."
Meckernd musterte sie ihn und stellte sich dann, an ihre Wohnzimmerwand. Er machte seine drei Fotos und setzte sich dann Zufrieden an den Tisch.
„Würde mir der Herr Good dann endlich sagen, was er will?"
Genüsslich nippte er an seinem Kaffee und ließ sie warten. Genau sah er sie sich an und überlegte, was und wie er nun weiter machen sollte, denn dieser Besuch war eher spontan passiert, als geplant.

„Ich will überhaupt nichts, ich möchte nur sehen, wie es dir geht und ob du genauso in den Seilen hängst, wie das Mädchen in DP. Aber scheinbar bist du knallhart!"
Überrascht von seinen Worten, die gewohnt direkt waren, ließ sie ihren Blick über den Tisch gleiten. „Mir geht es gut, wie du siehst."
„Was ich sehe ist eine Frau, die zwar einiges an Gewicht verloren hat, aber dennoch so krank aussieht, dass es nicht mehr feierlich ist. Wir fehlen dir, gibs zu!"
Melissa versuchte das Schmunzeln zu unterdrücken. „Ne ne ne, nicht verkneifen, lass raus! Mensch Melissa, ich weiß, dass er dich verletzt hat, aber soll ich dir was sagen? Da bin ich schuld!" Nun hatte er ihre Aufmerksamkeit. „Du? Inwiefern?" „Das kann ich dir nicht sagen oder besser, ich sollte es nicht." Stoppte er sie eher er sich erklärt hatte. „Moment Jon, wir waren uns einig, dass wir ehrlich geradeaus miteinander umgehen, also machs Maul auf!"
„Ich habe ihm gesagt, er soll sich wie ein Trainer verhalten. Abstand und objektiv."
Melissas Augen wurden immer kleiner. Am liebsten hätte sie ihn in der Luft zerrissen.
„Jon, ich glaube, es ist besser, wenn du gehst! Ich weiß, dass ich nicht zu ihm oder einen von euch passe, aber ich dachte wir wären Freunde. So kann man sich irren!"
„Mel, ich wollte damit verhindern, dass er dir weh tut! Überleg doch einfach Mal, wie es dir gehen würde, wenn sich das intensiviert und am Ende heulst du ihm nach und er hat wieder irgendeine Kleine im Arm, die er irgendwo aufgegabelt hat. Denn das ist nicht so unwahrscheinlich, wenn man dich genau beobachtet, wenn es nicht sogar schon zu spät ist!"
„Zu spät für was?" „Das du dich nicht in den Gigolo verknallt hast."
Kurz glühten ihre Wangen auf und ihre Pupillen weiteten sich. „Sag ich doch!", deutet er auf sie und schnaufte. „Ich will verhindern, dass du rückfällig wirst, dass dein Kampf und der große Erfolg dahin sind, wenn du merkst, dass es einseitig ist." Mehr als ein Nicken kam nicht mehr von ihr.

„Es wäre schön, wenn du wieder kommen würdest, aber ich kann verstehen, wenn du es nicht tust! Wir haben uns alle an deine Sprüche gewöhnt und uns fehlt unsere Potts! Überlegs dir einfach Mal." „Weißt du Jon, ich hatte wirklich viel Spaß! Ich wollte schon nicht mehr dort weg und habe in der kompletten Zeit, nicht einmal an Essen gedacht oder daran, was passiert, wenn das Jahr vorbei ist.
Jeder von euch, hat mir das Gefühl gegeben, das ich dazu gehöre und ihr mir wirklich helfen wollt. Was du getan hast, ist zwar für mich eine kleine Katastrophe, aber es zeigt mir, dass es richtig war, nach seiner Aussage zu gehen! Ich gehöre dort nicht hin und bin hier besser aufgehoben! Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie mein weiterer Weg aussehen wird, deshalb bin ich für die nächsten 3 Monate auch nicht daran interessiert, meine Meinung zu ändern. Danach, vielleicht. Denn jeden verdammten Tag, denke ich an all das, was war und an euch. Ich denke daran, wie das alles angefangen hat und natürlich an ihn. Er fehlt mir, sehr sogar! Der Sport ist nicht mehr das, was er Mal war und das ganze drum herum... Wir hatten eine tolle Zeit."

Jon hatte noch ein paar Versuche gewagt, aber dann doch aufgegeben, vorerst. Er ließ sie alleine und fuhr zurück zum Flughafen. Von dort aus, schickte er Joe das Bild, welches er gerade gemacht hatte.
>Unser kleiner hat Spuren hinterlassen. Guter Job würde ich sagen, allerdings hat sie nicht nur ihr Gewicht verloren. <

Melissa verfiel ins Nachdenken. Jeden Abend saß sie am Computer und forschte, überlegte und machte Termine. Sie wollte die erste OP hinter sich bringen. Die hängende Haut behinderte sie bei diversen Übungen. Sie ließ sich doppelt und dreifach Beraten und machte letzten Endes einen Termin in der Schweiz.
Sie wollte weg, nicht erreichbar sein und Ruhe. Mit Peterson sprach sie schon lange vorher darüber und ließ sich von ihm und ihrem Arzt krankschreiben.
Kate erzählte sie, dass sie eine Kur machen wollte, da sie wusste, dass sie sich sonst zu große Sorgen machen würde.
Während Melissa ihre „Freunde" weiter ignorierte und ihre weiteren Schritte plante, versuchte Colby nicht mehr, sie zu erreichen.
Er hatte sich in seine Arbeit gestürzt, in sein Training und auf die Sache mit dem Fernsehen. Paula war ein komplett anderer Typ als Melissa. Sie redete ununterbrochen, versuchte in jeder Sekunde zu gefallen und alles besonders gutzumachen.
Nie widersprach sie oder schimpfte. Ihm fehlten die Deutschen Worte und Flüche, die durch die Halle donnerten. Er war froh, dass er sie nur einmal im Monat sehen musste, da sie zusätzlich nicht Mal wirkliche Fortschritte machte.

Josh kannte ihn schon lange und wusste, in ihm arbeitete es, es nervte ihn regelrecht, dass er Melissa nicht mehr erreicht hatte und sie sich auch seit Monaten nicht meldete. Es nervte ihn, dass er mit jemanden arbeiten musste, die wie ein Roboter funktionierte. Ansprechen durfte man ihn allerdings nicht darauf, da Blockte er komplett ab. Sie ließen ihn machen, eine Woche, einen Monat. Irgendwann standen Jon und Joe auf der Matte.
„So mein Freund, du ziehst dich jetzt an und bewegst deinen Arsch nach draußen ins Auto!"
Verblüfft setzte er sich auf und blickte zwischen den beiden hin und her. „Öhm, nein?"
Joe sah zu Jon und beide nickten kurz, dann packten sie ihn jeweils an einem Arm und schleiften ihn nach draußen. Josh hatte das ganze verfolgt und unterdessen Colbs Bauchtasche geholt und war zum Auto rausgelaufen. Sie schoben den, sich wild wehrenden Mann nach draußen und in den SUV, den Josh geöffnet hatte. Joe nahm die Schlüssel und setzte sich hinters Steuer.
Jon nahm den Leihwagen und fuhr ihm hinterher. Am Lopez Anwesen angekommen, öffnete Colby das Tor und beide fuhren hinein.
„Du gehst jetzt duschen und dich umziehen, dann sehen wir uns hier unten wieder!", befahl Joe mit einem ernsten Blick.
Der jüngste der drei, verzog sich murrend nach oben und kam eine halbe Stunde später, geduscht und umgezogen zurück. „Könnt ihr mir Mal verraten, was das soll?"

Die beiden saßen mit Bier auf seiner Couch und warteten darauf, dass er sich dazusetzte.
„Sag uns lieber Mal, was du für Probleme hast! Die haben alle keinen Bock mehr mit dir zu arbeiten. Du bringst entweder nur dumme Sprüche oder bist in deiner eigenen kleinen Welt", fing Jon an zu erzählen und prostete seinen Bros zu.
„Ich habe viel Arbeit und keine Ahnung wo mir der Kopf steht", versuchte er sich rauszureden.
„Alter, den Stress hast du dir in den letzten Wochen angehäuft! Josh hat erzählt, dass du fast rund um die Uhr dort bist oder bei irgendwelchen Veranstaltungen, die dir die WWE aufhalst.
„Du hattest ein fast freies Jahr vor dir! Ein Jahr mit genug Zeit für dich, deine Freunde und Arbeit."
Colby rollte mit den Augen und setzte die Bierflasche an. „Das Jahr habe ich aber nicht mehr, ich kann alle Termine neu Belegen und das tue ich." „Ja und mit welcher Laune? Das bist doch nicht du!", fügte Joe hinzu.
„Der Lopez, den wir kennen und der uns oft auf die Nüsse geht, ist nie schlecht gelaunt oder Zickig!", fing Jon an zu meckern.
„Du zockst, du kannst nicht still sitzen du redest nur dummes Zeug und bist ein Philanthrop, wie es im Buch steht!
So wie der Bulle da!", deutete er auf Joe. „Du findest immer Menschen, die sich mit dir verstehen oder mit denen du dich austauschen kannst."

„Ich weiß von Nia und Jon, das zwischen Melissa und dir eine ganz besondere Chemie herrscht." Joe konnte seine Ausführung nicht zu Ende bringen, da war Colby schon wieder aufgesprungen. „Seid ihr hier, wegen Mel?" Beide sahen ihn an und nickten.
„Dann war das umsonst! Sie hat sich dazu entschieden in Boston weiterzumachen. Da sie mich Ignoriert, schätze ich, dass sie das mit Nia alleine durchzieht. Wenn ihr also etwas über sie erfahren wollt, meldet euch bei ihr!"
„Stopp!" Joe stellte sich neben ihn und sah ihm direkt an die Stelle, an denen seine Augen auftauchen würden, wenn er sich zu ihm drehen würde. „Setzen, jetzt!" Seufzend ließ er sich wieder fallen und legte die Beine auf den Tisch.
„Ich habe mit Nia gesprochen und bevor ich sage, was sie mir erzählt hat, will ich wissen, was war! Ohne Grund, rennt sie nicht weg.
Sie ist hier aufgeblüht, das hast du selbst gesagt. Ihr habt euch Blind verstanden und vertraut. Man könnte sagen, es ging bei ihr etwas schneller, als bei uns damals. Warum also, sollte sie einfach gehen und dich obendrein Ignorieren?"
„Nicht nur den Affen, mich ebenfalls!", meldete sich Jon dazwischen verkniff sich allerdings zu sagen, dass er bei ihr gewesen war.

„Ok." Colby fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und erzählte ihnen, dass das Gespräch zwischen ihnen, dass sie geführt hatten, nach dem Melissa die erste Woche bei ihm war, einiges ausgelöst hatte. „Ich habe mich dann etwas Distanziert und zurückgenommen.
Ich habe Nia und Josh mehr für sie eingespannt." „Sonst kümmert es dich auch nicht, wenn wir dir etwas Raten!", wunderte sich Jon, ließ ihn aber weitererzählen. „Nachdem ich das zu ihr gesagt hatte, was wirklich einfach nur unglücklich rausgerutscht war, ist sie aufgestanden und mit dem Taxi davon gerauscht. Von Jon habe ich dann erfahren, dass sie zum Flughafen ist und Sam hat mir geschrieben, dass sie die Wohnung geräumt hatte."
„Ziemlich flink die kleine!", amüsierte sich Jon und konnte erkennen, dass die anderen beiden auch Grinsten.
„Ich habe sie seitdem weder gehört, noch gesehen. Meine Nachrichten werden weder gelesen noch beantwortet, ebenso die E-Mails."
„Du bist ein Trottel! Aber sei es drum. Wir haben dir damals schon was gesagt und nun hat es sich Bestätigt, ob du willst oder nicht.
Was Melissa angeht weiß ich, dass es ihr gut geht und sie weiter hart trainiert." Auf Joe sagte nichts von Jons Besuch.
„Allerdings hat Nia das Gefühl, das sie die krasse Tour fährt. Shakes statt Nahrungsmittel. Außerdem weiß ich, dass sie für ein paar Wochen in die Schweiz reisen wird." Joe schaute beide der Reihe nach an.
„Nia wollte mir nicht sagen warum, sie wollte Mels Vertrauen nicht missbrauchen, aber wir wissen alle, warum sie dahin will!"

Schweigend nickten sie. „Dass sie eine haben würde, war klar, da hatten wir uns auch schon drüber unterhalten, allerdings denke ich, dass es jetzt noch zu früh ist. Klar, man wird einen großen Unterschied feststellen und es wird ihr helfen, aber ich weiß nicht, ob es so gut war, das mittendrin zu tun." „Colby, es geht nicht Mal darum, dass sie das macht, es geht darum, dass sie alleine ist! Niemand ist bei ihr und das über Wochen. Sie wird Schmerzen haben, sie wird alleine sein."
„Ich hoffe darauf, dass Nia sich Zeit nehmen und hinfliegen kann, ich meine sie wäre bei der Euro Tour dabei.
Zumindest sollte sie mit Melissa reden, vielleicht bekommt sie ja was hin."
Die Jungs hatten noch nicht ganz ausgesprochen, war Colby schon am Telefon.

> Nia, bitte versuch Melissa zu überreden, sich bei mir zu melden! Ich weiß was sie vorhat und möchte zumindest Ansprechpartner sein, wenn ich schon nicht bei ihr sein soll, ohne Grund geht sie nicht nach Europa. <

Nia > Ich werde mit ihr reden, versprochen. Sobald ich die Adresse habe, schick ich sie dir, lass dir was einfallen! <

>Versprochen! <

„Sie redet mit ihr und schickt mir ihre Adresse, dann kann ich ihr was schicken."
Die drei redeten bis spät in den Abend. Erst kotzte sich Joe aus und eröffnete Colby wie er das ganze sah und empfand, danach zog Jon ihm die Ohren lang. Am Ende saßen sie aber wieder lachend und scherzend zusammen, einig, das Colb in Zukunft sein Ding machen sollte, es war schließlich sein Leben und nicht das seiner Kumpel. Den Fehler wollten sie nicht noch einmal machen.
„Können wir im Gästehaus pennen oder muss ich in die Besenkammer?", streckte sich Jon und gähnte. „Ihr müsste die anderen beiden Zimmer nehmen, also die Besenkammern. Hab das Gästeapartment noch nicht sauber gemacht oder sauber machen lassen."
„Solange du nicht drin pennst, ist alles ok, hätte auch kein Bock aufputzen", winkte Jon ab und lief los.
„Ich hole die Taschen aus dem Auto."
„Junge, wenn was ist, meld dich bei mir, ich kann dich eher verstehen, als der Spinner."
Joe nickte in Jons Richtung und schmunzelte. „Alles ok, wirklich! Das ist ganz allein deine Entscheidung." Joe fuhr ihm über den Kopf und gab ihm eine, Männer Umarmung.
„Lass uns pennen gehen, ich muss morgen direkt weiter." Bevor er am nächsten Morgen abflog, schickte er Colby noch das aktuelle Foto, welches Jon von ihr gemacht hatte.
Colby sah es mit Magenschmerzen an. Sie sah sehr fertig aus. Blass, dunkle Augenringe, mattes Haar. Ja sie hatte noch Mal eine große Schippe draufgelegt und kaum einer, der sie vor ein paar Monaten getroffen hatte, würde sie direkt wiedererkennen, aber gesund, sah wirklich anders aus.


Melissa war verdammt mulmig bei dem Gedanken, dass ihr nach Ankunft an Bauch und Oberarmen Fett abgesaugt und am Ende der Woche die Überschüssige Haut, abgenommen werden sollte. Zusätzlich bekam sie eine Brust Straffung, denn alleine mit Sport, würde sie da nichts erreichen. Dieser Weg war einfach unerlässlich, auch wenn viele sagten, sie solle warten. Sie wollte es jetzt und es war ihr egal, sie war doch eh alleine.
Das Zimmer war gemütlich eingerichtet, sie hatte nicht das Gefühl, in einem Krankenhaus zu sein. Der Arzt hatte seine eigene Praxis mit OP-Nutzung in der Hauptklinik nebenan.
Sie durfte sich diesen ansehen, ehe er desinfiziert wurde. Die Schwestern waren sehr nett und hilfsbereit. Niemand gab ihr ein schlechtes Gefühl, zumindest nicht spürbar, die wahren Gedanken kannte sie, da würden auch sie keine Ausnahme sein.
Der Arzt hatte sich schon zuvor mehrfach mit seinem Kollegen in Massachusetts unterhalten und Beraten, wusste also um, was es ging. Er sah sich Melissas Bauch, Arme und Brust an und markierte die Stellen, an denen er zuerst Fett absaugen wollte, ehe die Hautfalten, abgenommen wurden.
Brust und Oberarme würde er danach direkt machen und den Bauch drei bis vier Tage später. Damit konnte sie sich Zeit nehmen, um zu überlegen, ob sie die auch gleich oder doch lieber erst in einem halben Jahr machen wollte, denn alleine die Brust OP, würde tierische schmerzen hinterlassen. Er erklärte ihr alles noch zwei weitere Male, ließ sie dann den Vertrag und Einverständniserklärung Unterschreiben. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen und die Erholungsphase, die sehr schmerzhaft war, verlief auch zufriedenstellend, weshalb der Arzt ihrem weiter bestehenden Wunsch, zustimmte und sie erneut in den OP fuhr.


Nia war mit der ersten Gruppe nach Europa geflogen und konnte sich nach der Show in der Schweiz, direkt abkapseln und Melissa besuchen. Unfreiwillig hatte sie Claudio davon erzählt, da sie einen Fahrer gefragt hatte, wie sie dorthin kam. Er versprach nichts zu erzählen und gab ihr ein Armband mit, das die deutsche Flagge zeigte. „Das wollte ich ihr mitbringen, wenn ich sie in Boston besuche, aber nun... Sag ihr liebe Grüße von... Cap!", räusperte er sich.
„Schon ok, ich kenne ihr Faible." Nia nahm es an und schlug ihm belustigt auf die Schulter.

Eine Stunde später lief sie den hellen und doch warm wirkenden Flur entlang und suchte die Tür zu Melissa. Sie hatte sich neben der Klinik ein Zimmer genommen, in dem sie die erste Woche verbringen wollte, bis sie in ein Ferienhaus wechselte, das sie günstiger kommen würde, als jedes Hotelzimmer. Nia klopfte an und wartete. Ein dumpfes „Moment", ließ sie erleichtert ausatmen.
„Hey Nia, schön dass du da bist!", fiel ihr Melissa um den Hals. „Du kannst schon wieder laufen?" „Die OP ist nun drei Wochen her, ich muss sogar einmal in der Stunde, mindestens aufstehen und laufen, das muss sich ja alles wieder regenerieren!"
„Oh Mann Mel, ich weiß nicht, ich hätte schiss vor so was!"
Melissa sah sie mit verzogenem Gesicht an und ließ sich langsam in den Sessel runter.
„Glaub mir, ich würde das nicht tun, wenn es nicht nötig wäre! Der Arzt hat mir aber Hoffnungen gemacht, dass eine zweite nicht unbedingt gemacht werden müsste. Wenn ich nach abheilen, wieder in mein Programm reinkomme, wäre es möglich, dass ich ruhe habe. Da ich sowieso nie so ein Figürchen wie Becks oder die anderen bekommen würde, ist es mir also Egal, wenn ich nicht perfekt aussehe. Hauptsache die Masse ist weg und ich kann gesünder weiterleben.
Meine Therapie läuft gut und ich habe bis heute keine Rückfälle mehr gehabt."
Mel war stolz, rechnete aber nicht mit Gegenwehr von Nia. „Du hast zwar nicht mehr gegessen, aber du hast angefangen dich falsch zu ernähren und teilweise sogar zu wenig zu dir zu nehmen. Der nächste Anfall ist da nicht weit!"

Um das Thema herumwindend versuchte Melissa über etwas anderes zu reden, fand aber in Nia einen Endgegner.
„Ich möchte, dass du dich nach deiner OP-Diät, an den Plan hältst, den ich dir demnächst zuschicke! Du musst dich ausgewogen und gut ernähren. Es bringt dir und deinem Körper nichts, wenn du hungerst oder nur Shakes trinkst! Gerade mit deiner Geschichte, ist das Risiko, dass du eine Fressattacke bekommst, extrem hoch. Genauso kann es sein, dass du ins komplette Gegenteil abrutschst, du bist gefährdet Melissa. Essstörungen gehen nicht einfach weg!"
„Verdammt, ich weiß. Ich wollte nur mein OP-Gewicht erreichen und danach normal weitermachen. Die ganze Sache hat mich aus der Bahn geworfen. Ich hatte mich so an das alles gewöhnt und ... Mann Nia, diese Freundschaft ist so schnell entstanden, ich vermisse das alles.
Ich habe immer gedacht, nur Kinder können sich innerhalb von Stunden so gut verstehen und aus dem nichts eine tolle Freundschaft entstehen lassen. So wie Kate und ich, aber dann kam Colby und seine direkte Art, seine Witze und das Verständnis mir gegenüber.
Das passte einfach, irgendwie. Für mein Herz kann ich nichts, das spielt verrückt und ich hoffe, dass ich es jetzt wieder unter Kontrolle bekomme... wo er. Wo er nicht mehr da ist."

Nia kannte Melissas Gefühlswelt und hatte ihr dazu geraten ehrlich mit sich selbst und ihm zu sein. Für ihre Freundschaft wäre das am wichtigsten, auch wenn sie eine Weile mit gebrochenem Herzen zurückbleiben würde. Doch Melissa hatte sich vor Jahren geschworen, niemals wieder einem Mann zu sage, was sie fühlte, denn jeder hatte mit ihr gespielt und sie enttäuscht. Sie wollte das nicht mehr.
„Versprich mir einfach, dass du dich an den Plan hältst, den ich dir gebe. Ich möchte nicht, dass du deiner Krankheit verfällst, nur weil du einem Problem aus dem Weg gehen willst. Außerdem überleg einfach Mal, ob du dich nicht wieder mit ihm Vertragen möchtest, seit deinem Abgang, versucht er es dir zu erklären! Er ist sich seiner falschen Worte bewusst, es liegt jetzt an dir, ob das wieder was wird. Ich fände es schade Mel!"
Wie ein getretener Hund verzog sie das Gesicht. „Ihr seid euch alle Einig, oder?" Nia nickte lächelnd und kniete sich neben sie.
„Potts gehört zu stark Industries, wenn man es in deinen Worten ausdrücken will. Wir wissen beide, das Mr. Stark leicht ungestüm ist, wenn man ihn alleine lässt!" Kichernd nickten sie, dieser Vergleich war mehr als passend.

„Nia hat mir die Adresse geschickt, was mach ich denn nun damit?" Nattie grinste ihn von unten herauf an. „Blumen vielleicht, du Dödel?" *Dödel* sagte sie auf Deutsch. Das hatte ihr Melissa beigebracht, da sie sich über das Wort so köstlich amüsiert hatte.
Sie wusste was es bedeutete und sprach es gerne aus. Melissa hatte sich gekringelt vorlachen, als Nattie es zu sprechen lernte. „Blumen?" „Colb, bist du vom Mond? Ja Blumen. Das macht man halt so.. Es gibt ja schließlich mehr als nur rote Rosen mein lieber!"
„Hast ja recht, ich lass mir was einfallen."
Das Gespräch mit seinen Bros, hatte eine Blockade in ihm gelöst. Seitdem hatte er auch täglich Kontakt mit Joe und tauschte sich mit ihm aus, vertraute ihm nach und nach, alles an und spürte selbst, wie er immer friedlicher und gelöster wurde.
So, als wenn ihm ein ganzes Backsteinhaus von der Seele gefallen wäre.

Bei Melissa war irgendwann ein Blumenstrauß im Ferienhaus angekommen, der nicht bunter hätte sein können. Zum Glück hatte er eine passende Vase mit verschenkt, sonst hätte sie das Riesen teil nie mit Wasser versorgen können.
Rosen in den unterschiedlichsten Farben, Orchideen, Gerbera, große grüne Blätter, neben Gräsern und Schleierkraut. Beeren und Ästen, Ranken und vielem mehr. Er war wunderschön und ganz besonders freute sie sich über die kleinen Schmetterlinge, die über den Blüten zu schweben schienen.
Anbei war eine Karte, die ebenfalls mit einem Schmetterling bedruckt war.

Hey Pepper,

ich möchte mich für das, was ich gesagt habe Entschuldigen, noch Mal, ich habe es bereits per Nachrichten versucht. Ich möchte nur, dass du weißt, das mir unsere Freundschaft wirklich etwas bedeutet und du mir jetzt langsam ganz schön fehlst. Man gewöhnt sich nämlich schnell an Menschen, die in einer fremden Sprache Fluchen, als kämen sie vom Bau. du musst mir echt glauben, dass ich so etwas noch nie wirklich erlebt habe. Ich bin offen, den Menschen gegenüber, aber so schnell habe ich selbst mit meinen Bros keine Freundschaft geschlossen, die so offen und ehrlich war.
Komm schnell wieder auf die Beine und beweg deinen Hintern hier her, wir warten auf dich!
Woher ich die Adresse habe?

Ich bin Iron Man! ;-)



Melissa grinste. „Du bist ein Idiot, ohne Scheiß!"
Sie stellte den Strauß auf den Esstisch und die Karte daneben. Mit ihrem Handy legte sie sich, in eine Decke gewickelt, auf die Terrasse.
Nach und nach trudelten alle Nachrichten ein, die er ihr geschrieben hatte und sie las sie alle. Es dauerte eine halbe Ewigkeit und je öfter er schreiben musste umso verzweifelter und wütender lasen sie sich. Nachdem sie auch die E-Mails gelesen hatte, machte sie ein Foto ihrer aktuellen Aussicht und schickte es ihm, mit dem Vermerk.
* Ich habe gerade wunderschöne Blumen von Iron Man bekommen, ich hoffe, du bist jetzt neidisch! Ich genieße meinen Urlaub und werde danach mit neuer Kraft an Werk gehen. Herzlichst, Mel *

Mit einem fetten Grinsen las Colby die Nachricht. Becks und Josh, die gerade vor ihm standen, sahen sich wissend an. „Das verlorene Kind ist heimgekehrt!", merkte Josh an und reichte Becky das Tau für die nächste Übung.
Colby wedelte mit dem Smartphone und schürzte die Lippen etwas. „Ich muss kurz weg, macht ohne mich weiter."
Wie von der Tarantel gestochen, raste er aus der Halle und war für den Rest des Tages verschwunden.
Abends schrieb er ihr und hoffte, dass sie tatsächlich wieder „zurück" war.

>Guten Abend Miss Potts, ich hoffe, sie hatten einen angenehmen Tag. <
>Mr. Stark, sie müssten wissen, dass ihr Tag bei weitem Aufregender sein sollte, als meiner. <
>Haben sie das Memo erhalten?>
>Welches Memo? <
> Miss Potts, ich hatte ihnen doch ein Memo zukommen lassen, dass sie einer Dame in der Schweiz eine Kleinigkeit zusenden sollten. <
> Ich kümmere mich immer um ihre Freundinnen, Mr. Stark. Deshalb können sie davon ausgehen, dass ich auch das Erledigt habe.
Meines Wissens nach, haben sie auch bereits eine Antwort erhalten. <
> Das stimmt, allerdings konnte ich nicht herauslesen, ob sie weiteren Treffen, offen gegenüberstehen würde. <
>Ich schätze, damit müssen sie noch einen Moment warten. Aber ich meine das betreffende Person demnächst Geburtstag hat, vielleicht sind sie ja eingeladen zu einem Umtrunk? Warten wir es einfach ab<

Mit einem erleichterten Grinsen verabschiedete er sich in die Nacht und las sie die Nachrichten noch Mal durch.

Nia hatte sich unterdessen Informiert, was Melissa unterstützend machen konnte, wenn sie das ok von den Ärzten bekam, wieder mit dem Sport zu starten. Von den Experten bei der WWE, bekam sie den Tipp, für Sport Corsagen Gurte. Diese Fitness Belts würden den Rücken und Bauch stützen und halten, während sie auf dem Laufband unterwegs war oder diverse Übungen macht. In den nächsten Wochen würde sie sowieso eine Stützkorsage tragen müssen, dann konnte sie danach direkt wechseln, also besorgte sie ihrer Freundin dieses Teil.

Wie ein SchmetterlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt