Wenn die Psyche nicht mehr kann

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Colby lag nun schon seit einer Stunde im Hotel auf dem Bett und versuchte Melissa zu erreichen. Egal ob er schrieb oder anrief, selbst im Haus auf dem Festnetz Telefon hatte er es versucht, sie ging nicht ran. Er wurde unruhig und machte sich Sorgen. Er zappte durch die Nachrichten, aber es war kein Flugzeug verunglückt und es gab auch keinen größeren Autounfall in Davenport und Umgebung. Er schrieb Kate und Savelina, doch auch sie wussten nichts.
Als sie um zehn immer noch nicht zu erreichen war, rief er bei Marek an.
„Colb? Alter was ist los? Um diese Uhrzeit rufst du normal nicht an." Du musst mir einen Gefallen tun! Fahr zu meinem Haus und schau nach Melissa!" Marek wischte sich durchs Gesicht und verzog selbiges. „Was? Wieso?" „Wir sind um 16 Uhr geflogen, wir haben 22 Uhr und sie geht weder ans Telefon, noch liest oder beantwortet sie WhatsApp Nachrichten!"
„Habt ihr euch gestritten?" Er wusste zwar, dass es unmöglich so gewesen sein kann, aber man musste alle Möglichkeiten ausschöpfen. „Blödsinn! Das Wochenende war super. Die Gala lief hervorragend und sie hat sich wirklich gut gemacht. Sie war gut drauf als ich sie verabschiedet habe." Marek schnaufte. „Hmm, okay, dann muss ja was passiert sein in der Zwischenzeit. Ich fahre rüber und meld mich dann."

Es dauerte auch nicht lange, da stand er vor dem Haus und klingelte. Doch auch darauf reagierte niemand. Als Colbys Smartphone aufleuchtete, nahm er es sofort hoch und fragte hastig nach. „Alter, sie macht nicht auf. Die Beleuchtung außen und im Flur ist an, also muss sie zumindest angekommen sein." „Du hast einen Schlüssel, also geh rein und such nach ihr!" Colb war aufgebracht und voller Sorge. Es ging ihm alles nicht schnell genug und immer wieder brüllte er Marek ins Ohr. „Boah Lopez, schnauze! Ich bin doch schon drin. Also Wohnzimmer Check." Er lief die Treppe nach oben, dort war allerdings alles dunkel. Er kontrollierte alle Räume, aber in keinem war sie. „Ich gucke noch Mal in der Küche und unten in deinem Fitnessraum."
Aber auch in allen anderen Räumen, war sie nicht zu finden. „Geh ins Studio, wenn sie dort auch nicht ist, kann sie überall sein."
Marek trottete zur Garagenwohnung. Er war die Stufen nicht Mal ganz oben, sah er schon das Licht und hörte rockige Musik, deutsche, denn er verstand nichts.
„Ich glaube ich habe sie." „Was macht sie?" Colby war erleichtert, aber immer noch unruhig. „Mel?" Marek rief zum Zimmer rein, es kam aber nichts.
„Was zum Teufel? Was?" Oh Fuck, Mel?!" Marek sah sich kurz um und entdeckte dann ein Bein in der Badezimmertür. „Colby ich rufe gleich zurück!"
Er legte auf und wählte direkt 911. „Mel komm schon." Er fühlte ihren Puls, der sehr flach und für ihn kaum Messbar war. Er verständigte den Notarzt, der sich direkt auf den Weg machte. Da die Gästewohnung einen separaten Eingang hatte, beleuchtete er diesen und öffnete die Tür, damit die Helfer reinkommen konnten. Er nahm einen Waschlappen und wusch ihr das Gesicht kalt ab. Sie hatte sich wohl mehrfach übergeben. Er spülte ab und legte ihr dann den kalten Waschlappen ins Genick. „Was hast du gemacht?" Vorsichtig hob er sie hoch und legte sie auf das Bett. Dort lagen eine Familienpizza und diverse Folien von Schokolade und Chips. „Scheiße Mann, was hat dich denn so aus den Socken gehauen?", murmelte er vor sich hin, als er neben dem Bett zwei leere, Wodka Flaschen und einen 6 Pack Bier entdeckte.

Hinter ihm tauchte 20 Minuten später das Team des Einsatzwagens ein. Marek erzählte ihnen, wie er sie gefunden hatte und das er annahm, das sie eine Alkoholvergiftung hatte. Sie war weiterhin nicht ansprechbar, weshalb sie direkt zum Krankenhaus fuhren. „Ich komme gleich nach, ich werde ihrem Lebensgefährten Bescheid sagen!", sah er ihnen noch hinterher. Oben in der kleinen Wohnung setzte er sich auf das Bett und schnaufte kurz durch. Sein Handy klingelte ununterbrochen. „Colby..." Er konnte nichts mehr sagen, da sein Freund ihn direkt unterbrach. „Was ist mit ihr? Wo ist sie? Kann ich mit ihr reden?" Ein Räuspern von Marek, ließ ihn am anderen Ende erschaudern. „Colb, sie ist auf dem Weg ins Krankenhaus, sie hat wahrscheinlich eine Alkoholvergiftung." „Eine was? Wieso?"
„Ich habe sie vor der Toilette gefunden. Bewusstlos! Sie muss einen Anfall gehabt haben, hier ist alles voll mit Pizza, Chips und Süßigkeiten. Und auf dem Boden lagen zwei leere Flaschen Wodka und ein Sechser Trail Bud. Sie hat das meiste wohl ausgekotzt, aber das war zu viel Alkohol!"
Colby saß wie ein Häufchen Elend auf seinem Bett und wusste nicht, was er sagen sollte. Er stammelte ununterbrochen ein: „Aber, was, wie?", vor sich hin. „Colby sie muss irgendetwas, warte Mal, diese Musik macht mich wahnsinnig, was ist das?" Er drehte sich um und fand auf der anderen Seite des Bettes, Mels Notebook, auf dem Musik lief. „BO? Wer ist BO?" Er klickte den Player weg und sah dann eine Nachrichtenseite. Er hob den Rechner hoch und sah dort ebenfalls die Zeitung liegen, die sie am Flughafen gekauft hatte.
„Ähm Colbs? Hast du heute Nachrichten gesehen?"
"Ja aber nur wichtige, warum?" Er las ihm den kurzen Artikel der Zeitung vor und wendete sich dann dem Notebook zu. „Sie werfen ihr vor, sich für die Show und für dich operiert zu haben. Ich finde keine Worte dafür!" Marek schüttelte den Kopf. „Colby, ich schmeiße das Zeug hier in den Müll, suche ihre Handtasche und fahr dann ins Krankenhaus, nach ihr sehen." Colby saß immer noch verwirrt und Hilflos da. „Da-Danke! Sag mir Bescheid, wenn etwas sein sollte. Ich komme mit der ersten Maschine morgen früh, ich konnte keine mehr Buchen. Bleib bei ihr, okay?"
„Versprochen Partner, ich sage nur schnell zu Hause Bescheid." „Danke Mann!"


Marek fühlte sich nicht wohl an diesem Platz zu sein. Sein langjähriger Freund gehörte hier hin. Hier an die Seite seiner Freundin. Melissa lag in einem der Krankenhausbetten, verkabelt und mit einem Tropf an der Hand. Die Ärzte hatten ihr den Magen ausgepumpt und Medikamente verabreicht. Nun versorgten sie sie mit einer Elektrolyte Lösung und beobachteten ihre Herzleistung. Marek hatte sie früh genug gefunden, sie hatte etwas Flüssigkeit in die Lunge bekommen. Das Piepen machte ihn schier wahnsinnig. Er hoffte einfach dass sie schnell wieder auf die Beine kommen würde.

Colby wälzte sich in seinem Bett hin und her. Es wollte sich kein Schlaf einstellen. Marek hatte ihm zwar gesagt, dass sie auf dem Zimmer und gut versorgt war, aber er machte sich dennoch Sorgen um sie. Er verfluchte die Presse für das, was sie getan hatten, er hasste die Menschen dafür, dass sie über andere urteilten, dass sie jeden, Norm gerecht haben wollten. Diese Frau, hatte schon so viel erreicht, trotz aller Rückschläge und lag nun im Krankenhaus, weil sie an dem, was andere über sie sagten, zerbrochen war.
Warum sprachen andere für ihn? Warum wünschten sie ihm alles etwas, das er nicht wollte? Und warum zum Teufel konnte sich niemand für ihn freuen?
Er musste einen Weg finden, der breiten Masse das Maul zu stopfen und seine Freundin dabei zu unterstützen ihre innere Stärke wiederzufinden und das Ganze für sich zu nutzen.

Es war 4 Uhr, als er am Terminal auftauchte und sein Ticket vorlegte. Der Flug würde zum Glück nicht lange dauern. Peterson hatte am Abend noch die E-Mail bekommen und beantwortet. Er wollte sich ebenso Zeitnah in den Flieger setzen und nach Iowa kommen.
Melissa brauchte seine Unterstützung und die sollte sie auch bekommen.
Kaum war Colby in seinem Taxi, vibrierte sein Telefon.

Nia >was ist mit Melissa? Hast du sie gefunden?"<

> Sie ist im Krankenhaus, ich bin auf dem Weg. <

Nia > Krankenhaus? Warum? Was ist passiert? <

>Rückfall plus Alkoholvergiftung. Mehr weiß ich auch noch nicht. <

Nia> Ich komme, sobald ich kann! Kopf hoch...Bin in Gedanken bei euch! <

>Danke! <

Sein Kopf dröhnte, als er nach der gefühlt ewig dauernden Fahrt endlich im Krankenhaus ankam. Er rannte die Gänge entlang, bis er endlich an das Zimmer kam, in dem sie lag. Er klopfte an und öffnete langsam die Tür. Marek war im Sessel eingeschlafen und Melissa... Es erschreckte ihn, als er sah, wie sie da lag. Ihre Haut grau und leblos. Ihre Lippen waren gesprungen. Das Piepen schallte durch den Raum und bohrte sich in seinen Kopf. Langsam ging er auf das Bett zu und nahm ihre Hand. Sie war kalt. Marek öffnete die Augen und rieb sich den Nacken, der von seiner Schlafposition schmerzte.
„Hey Bro." Colby sah ihn an. „Hey Kumpel." Marek riss die Augen auf. „Du siehst scheiße aus! Nicht geschlafen?" „Nein, wie könnte ich auch? Wie geht es ihr?" „Die Ärzte kommen sicher bald. Sie haben ihr den Magen ausgepumpt und versorgen sie jetzt mit Flüssigkeit. Wenn sie sich gut macht, kann sie heute Nachmittag nachhause. Ich würde einfach warten, bis sie wach wird." „Geh nachhause, ich schaffe das jetzt alleine." Marek nickte und legte seine Hand kurz auf Colbys Schulter.
Colby streichelte immer wieder Melissas Hand. Er legte seinen Kopf auf sie und hoffte auf ein Zeichen, das sie bald aufwachen würde.

Er musste eingeschlafen sein, denn als er die Augen öffnete, spürte er ihre Hand in seinen Haaren. Für einen Moment glaubte er an einen Traum, schoss allerdings hoch, als er ihre Stimme hörte. „Mel, du bist wach." Ihre Augen glänzten und ein feines Lächeln zierte ihre Lippen. „Was machst du nur?" Mit trockener Kehle, die wirklich schmerzte, versuchte sie ihm zu antworten. „Ich... Die Artikel... Warum?" Sanft streichelte er ihr über die Wange.
„Du musst jetzt nicht reden, wir holen einen der Ärzte und wenn du darfst, gehen wir nachhause! Doc ist auch schon auf dem Weg, ohne ihn wirst du nicht mehr zurechtkommen, auch wenn ich es mir wünschen würde." Tränen liefen über ihr Gesicht. „Es tut mir so leid!" Nun war es passiert, sie hatte ihm Sorgen bereitet, war nicht gut für ihn. Nie wollte sie das es ihm schlecht ging ihretwegen. „Ich bin nicht gut für dich!", krächzte sie ihm entgegen. „Hör auf damit! Du wirst wieder gesund und wir finden einen Weg damit du besser damit zurechtkommst. Gemeinsam!"
Colby ließ sie nicht mehr aus dem Auge. Die Ärzte untersuchten sie und rieten ihr dazu noch eine Nacht zu bleiben, was sie allerdings ablehnte. Sie wollte Heim. Krankenhäuser waren das schlimmste für sie. In solch kalten Räumen, litt ihre Mutter monatelang und starb alleine, in so einem Bett. Sie wollte weg und es war ihr egal, ob die Ärzte das gut fanden oder nicht.
Die Ärzte gaben ihr noch etwas für ihren Magen mit, der durch das Auspumpen und dem vielen Alkohol und Essen, schonend wieder an Nahrung gewöhnt werden musste.

Colby brachte sie ins Schlafzimmer und kümmerte sich rührend um sie. Er stand komplett unter Strom, obwohl er nun seit 24 Stunden wach war und dringend schlaf benötigte, wie auch Dr. Peterson feststellte. „Ich werde für eine Weile in der Stadt wohnen und zu einem täglichen Besuch herkommen. Wir müssen anders an die Sache ran gehen Melissa. Und du Colby, leg dich zu ihr und schlaf endlich, es bringt ihr nichts, wenn du zusammenklappst!" Beide Nickten und Colby verschwand tatsächlich im Bett, nachdem er Peterson zur Tür gebracht hatte. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", kuschelte er sich an sie ran und atmete tief ihren Duft ein.
„Schlaf, ich erzähle es dir später!", streichelte Mel über seinen Arm. Beide schlossen die Augen und schliefen bis in den nächsten Morgen.
Als Coby erwachte, lag sie nicht neben ihm. Auf sein Rufen reagierte sie auch nicht. Erneut raste sein Herz. Im Badezimmer war sie nicht. Als er wieder ins Schlafzimmer kam, entdeckte er einen Zettel auf ihrem Kissen.

Ich muss Nachdenken... Bin bald zurück!
Ich liebe dich...Mel


Mehrfach las er die kurze Nachricht, fuhr sich immer wieder durchs Gesicht und die Haare. Er überlegte, wo sie hingegangen sein könnte, schließlich ging gerade erst die Sonne auf. Die Sonne! Schnell schlüpfte er in eine Jogginghose und eine Sweatshirt Jacke, schnappte sich seinen Schlüssel und zog im Gehen seine Schuhe an. Er fuhr Außen rum zu dem steinernen Pavillon und rannte den Hügel hinauf. Melissa saß mit einer dicken Decke und seiner Strickmütze auf dem Kopf da und starrte in die orange rote Farbe des Sonnenaufganges. Langsam ging er auf sie zu, doch sie Spürte seine Anwesenheit. „Ich liebe dich, das tue ich wirklich! Allerdings frage ich mich, ob wir eine reale Chance haben." Colby kniete sich vor sie und nahm ihre Hände. „Wir gehören zusammen Mel! Wir werden das hinbekommen! Wenn wir dich erst Mal gestärkt haben, dann..." „Colb bitte." Sie riss sich von der Aussicht weg und sah ihm in die Augen. „Sie werden mich niemals akzeptieren. Ich werde immer die falsche sein! Zu groß, zu dick, vielleicht auch irgendwann zu dünn, wer weiß das schon. Die Haare sind zu dünn, zu langweilig, zu lang, zu kurz. Die Beine nicht schlank genug, die Füße zu groß. Die Lippen zu breit, zu schmal, die Augenbrauen zu fein und die Augen stehen zu nah aneinander. Am besten gehe ich auch gleich zu Zahnarzt und wenn ich das alles verbessert habe, bin ich die, die sich für dich unters Messer legt, um für dich perfekt zu sein. Ich kann das nicht! Sie gönnen es mir nicht Glücklich zu sein! Und zu allem Übel werde ich für dich zur Last! Du bist hier und nicht bei deinem Termin, du machst dir Sorgen, du schläfst nicht und du weißt nicht mehr, wie du mit mir umgehen sollst." Colby sah sie forschend an. „Ich weiß davon Colby. Du weißt nicht mehr, was du noch machen sollst. Kann ich verstehen, mir gehts genauso!"

„Wir mussten nur unseren Weg finden und den Anfang machen wir, indem du engmaschige Gespräche mit Doc führst. Ich habe mich schlau gemacht und einen Wing Tsun Lehrer gefunden, der derzeit in Buffalo ist. Wir werden ihn Einladen, damit er uns Unterrichtet. Es hilft dir bestimmt." „Mag sein..." Melissa ließ den Kopf hängen, atmete tief ein und Colby konnte erkennen, wie die Tränen tropften. „..Ich denke, es wäre besser, wenn ich gehe!"
„Was? Nein!" Colby fuhr hoch und umklammerte sie. „Du wirst ihnen nicht geben, was sie wollen." Melissa legte ihm die Decke um, zog ihn zu einem innigen Kuss an sich und ergab sich ihrer Tränen. „Es tut mir leid!", flüsterte sie in den Kuss, drehte sich weg und rannte den Hügel runter. Sprachlos und verwirrt, blieb Colby einen Moment wie angewurzelt stehen, ehe er ihr nachlief. Was er nicht wusste, sie hatte sich bereits ein Taxi bestellt, das sie nun abholte und wegfuhr. An seinem Auto angekommen, sah er nur noch, wie das Cap vor ihm wegfuhr. Tausend Gefühle schossen durch ihn durch. Die Wut ließ ihn gegen den Autoreifen treten, tränen sammelten sich in seinen Augen, die er direkt wieder wegwischte. Minutenlang sah er in die Richtung, in die sie verschwunden war. Zurück am Haus sah er, das sie eine Tasche dabeihaben musste, denn es fehlten Jeans und Hoodies. Er nahm sein Telefon vom Nachttisch und wählte ihre Nummer. Sie war aber nicht erreichbar.

> Wir können alles schaffen, du musst es nur wollen. Ich liebe dich und das sollte wichtiger sein, als die Worte, von ein paar Idioten. Ich weiß du bist verletzt und ich werde alles dafür tun, dass es dir besser geht. Eine Trennung von dir ertrage ich nicht... Bitte lass uns einen anderen Weg finden! <

Er ließ sich aufs Bett fallen, starrte an die Decke und ließ zu, dass ihn seine Gefühle übermannten. Heiß lief es aus den Augenwinkeln und brannte sich in seine Haut. Sie war weg, die Medien hatten es geschafft. Er hasste diese Schmierfinken dafür.
Sein Körper wurde schwer wie Blei, er hatte das Gefühl, sich nicht mehr rühren zu können. Es schmerzte, den Arm zu heben, um am Flughafen anzurufen. Dort gab es allerdings keine Buchung für sie.
Weder für Melissa Keller noch Melissa Lopez, wie sie es zuletzt gebucht hatten, gab es eine Zimmer Reservierung. Sie war vorerst verschwunden. Da er Kate nicht aufregen wollte, rief er bei Nia an um sie zu fragen, ob Mel sich gemeldet hätte.
„Sie hat mir nur geschrieben, dass sie sich meldet, aber das war ziemlich früh heute Morgen." „Sie ist weg Sav! Sie hat mir gesagt, dass sie das nicht mehr kann. Die Medien haben meine Beziehung auf dem Gewissen!" Seine Stimme klang brüchig und rau. Savelina spürte seine Verzweiflung. „Du liebst sie .." Sie kam nicht Mal dazu es fertig auszusprechen, als sie ein: „Ja verdammt!", hörte. „Sav, ich will sie heiraten, ich will das sie bei mir bleibt!" „Weiß sie davon?" „Nein ich wollte noch warten. Ein Trip nur wir zwei, ohne Presse ohne Stress."
„Ich werde mit ihr reden, wenn sie sich meldet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie diese Trennung wirklich will! Sie ist dabei zu dir zu ziehen, hat ihren Job gekündigt und dann soll das umsonst gewesen sein? Glaube ich nicht. Sie ist verletzt, enttäuscht und verzweifelt! Sie muss zur Ruhe kommen und für sich einen Weg finden, dann kann sie sich wieder für dich und euer Leben öffnen." Colby atmete schwer. Er wollte sich das alles nicht vorstellen. Er wollte Melissa zurück und sich an den Medien rächen. „Colb? Fahr zu Josh oder Marek und lenk dich ab. Melissa hat einfach einen extremen, inneren Druck. Ich melde mich bei dir, wenn ich was weiß, okay?" „Ja ist okay, danke!" „Keine Ursache und nun Kopf hoch. Sie kommt wieder, ganz bestimmt. Du musst jetzt stark sein, für euch beide." Das harte schlucken hörte sie durchs Telefon. „Ich kann dich verstehen, aber es wird keinen einfachen Weg geben!"

Melissa war mit dem Taxi zum Flughafen gefahren und hatte ihr Reserviertes Ticket nach Florida geholt. Sie hatte es nur auf Keller über ihre noch Firma gebucht, weshalb Colb da auch keine Auskunft bekam. Es ging ihr Verdammt schlecht. Ihr Magen war noch lädiert von ihrem Alkohol und Essens Exzess. Ihr Kopf dröhnte, die Augen brannten vom Weinen und ihr Herz war schwerer denn je. Sie wollte die Beziehung nicht beenden, aber was hatte sie denn für eine Wahl? Niemals würde man sie akzeptieren. Ignorieren konnte sie die Presse nicht, sie war allgegenwärtig, wenn sie in der Öffentlichkeit auftauchten.
Trotz unendlicher Übelkeit, stieg sie ins Flugzeug und machte sich auf den Weg zu Savelina. Sie brauchte jetzt eine Freundin, die sie verstand und mit all dem auch zu tun hatte.
Vom Flughafen aus nahm sie ein Taxi zu ihr. Nia öffnete die Tür, nachdem es geklingelt hatte und sah dann in die roten Augen ihrer Freundin. „Mel, scheiße komm rein!", fiel sie ihr um den Hals. „Colby sucht dich schon überall." Erneut fing Mel an zu weinen. „Ich... Ich hab .." Nia nahm ihre Freundin mit rein und schob sie zur Couch. „Ich weiß, er hat es mir erzählt. Ihm geht es genauso wie dir. Warum machst du denn so etwas?"
„Ich kann das nicht mehr. Der Alkohol... Das war ein Hilferuf, verstehst du? Ich habe noch nie bei einem Anfall, Alkohol getrunken. Ich mag eigentlich auch keinen, weshalb ich, wenn überhaupt, nur süße Cocktails trinke. Und dann werde ich im Krankenhaus wach und erfahre, was ich mir angetan habe. Was passiert dann das nächste Mal?"
„Glaubst du, dass es dir hilft, wenn du deine Beziehung opferst?" „Ich falle ihm nur zur Last, deshalb ist es besser."

Savelina wusste, je mehr sie bohren würde, umso schlimmer würde sie es machen. Sie bot ihr das Bett an und kochte ihr einen Magen freundlichen Tee. Nachdem sie eingeschlafen war, schrieb sie Colby, das Mel bei ihr war und es besser wäre, wenn er nicht herkommen, sondern den Psychologen schicken würde. Der Arme Mann wusste auch, was er getan hatte, bei Melissa. Andere würden wahrscheinlich nur zu ihm in die Praxis kommen. Colby gab schweren Herzens nach und versicherte ihr, dass er Peterson vorbeischicken würde. Es war ihm egal was er bezahlen musste, Hauptsache ihr ginge es bald besser.

Peterson hatte sich der Situation angenommen und war zu Melissa geflogen. Nach einem langen Gespräch, kamen sie überein, dass es besser wäre, wenn sie mit ihm nach Philadelphia kommen und in seine mitbetreuende Klinik gehen würde. Dort bekam sie ein Einzelzimmer, das war ihr Wunsch. Sie nahm an Gruppensitzungen teil in denen jeder seine Geschichte erzählte, so weit wie man sie erzählen wollte und konnte. Sie bekam intensive Einzelgespräche und Anwendungen. In den ersten vier Wochen hörte niemand etwas von ihr. Colby litt unter dieser Trennung. Er vermisste sie und machte sich täglich Gedanken darüber, wie er ihr helfen konnte. Die Feiertage verbrachte er bei seinen Eltern und Neujahr alleine in seinem, nein, in ihrem Haus. Jede Sekunde seines Tages dachte er an sie. Er hatte alle Termine für Veranstaltungen abgesagt und sogar seine Schüler, Marek überlassen. Er trainierte Stundenlang bei Josh, redete aber mit niemandem. Man konnte ihm ansehen, wie sehr es ihn Beschäftigte und das ihm diese Trennung alles andere als guttat. Es war natürlich auch der Presse nicht entgangen, was Melissa passiert war und dass sie sich nach der Trennung in Behandlung befand. Jedoch drehte irgendjemand an der Tatsache und irgendwann hieß es, dass er sich von ihr getrennt hätte und sie deshalb nun in Therapie wäre. Es kotzte ihn dermaßen an und die Wut stieg rasant. Allerdings wollte er auch nicht überreagieren. Er verfasste einen Twitter Post, den er bei Facebook und Instagram ebenfalls veröffentlichte.

*Wie einige mitbekommen haben, wurde meine Beziehung mit Melissa, von Anfang an durch den Dreck gezogen. Unverbesserliche und dumme Menschen wird es immer geben, die andere klein machen und beleidigen müssen. Das machen sie, um sich besser zu fühlen, davon abzulenken, was sie für ein trauriges Leben führen. Dass aber die Medien alle mitmachen, teilweise sogar als Anführer fungieren, empfinde ich als trauriges Zeichen dafür, wie ekelhaft diese Welt geworden ist! Hier wurde eine Frau angegriffen, die eine schwere Zeit hinter sich hat, die eine Krankheit entwickelt und dagegen angekämpft hat. Sie hat alleine mit ihrem Willen und ihrer Stärke, eine Menge an Gewicht verloren, an Ballast hinter sich gelassen und ihre Lebensfreude wiedergewonnen. Wir haben zueinander gefunden, auf eine Weise, die ich nie für möglich gehalten hätte. Sie ist die Frau die ich liebe, die ich bewundere und verehre! Niemand von euch da draußen wird mir diese Liebe schlecht machen! Ihr habt sie in eine Krise gejagt, aus der sie sich nun befreien muss. Sie wird es schaffen und wird umso stärker zurückkommen.
Ich persönlich bin fertig mit euch! Ihr sagt mir, ihr mögt mich und treten auf meinem Leben herum. Damit möchte ich mich nicht mehr befassen, weshalb ich mich aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückziehen werde! Ich bin stolz auf die Fans, die von Anfang an hinter mir und meiner Laufbahn als Wrestler gestanden haben, ich bin euch Dankbar für alles und ich weiß, ihr werdet immer einen Weg finden, Kontakt mit mir aufzunehmen. Dem werde ich mich auch nicht verschließen, ihr wart immer meine Nummer 1. Doch in meinem Leben gibt es nun mehr, als das und dafür werde ich alles geben. Vielen Dank für alles. C.L*



Natürlich hatte es große Wellen geschlagen und auch wenn Vince ihn verstehen konnte, so war er tierisch angepisst, dass er ihn nicht vorher kontaktiert hatte. Jon allerdings, feierte ihn dafür. Er konnte ihm die Last nicht nehmen und auch nichts an der Situation ändern, aber er verstand ihn und er befürwortete seine Entscheidung. Ebenso Joe, der immer hinter ihm stand, wenn er ihn brauchte. Das Josh und Marek zu ihm halten würden, war ihm bewusst, er hatte eine stabile Mauer aufgebaut, die ihn immer hielt. Nun brauchte er nur noch seine Frau zurück.

Drei lange Monate war sie nun schon nicht mehr bei ihm. Sie telefonierten zwar seit kurzen wieder, er bekam auch ab und zu Mal eine Nachricht, aber er durfte nicht nachfragen, kein Auslöser sein. Peterson hatte ihm geraten, zu warten, bis Melissa soweit war. Sie hatte Fortschritte gemacht und er würde sie auch gehen lassen, wenn sie den Wunsch äußern würde, aber er wusste auch, dass sie Angst hatte. Angst wieder in die mediale Falle zu treten.
Die Gefühle für Colby waren nicht erloschen, im Gegenteil, sie vermisste ihn jeden Tag mehr.
Nachdem sie in den ersten 6 Wochen überhaupt nicht gegessen hatte, waren sie kurz davor sie zu verlegen, aber dann kam Nia. Sie war der einzige Besuch, den Melissa wollte. Sie hatte ihr eine DVD mitgebracht. Embrace - Du bist schön! Sie hatte lange Spaziergänge mit ihr, tiefe und innige Gespräche. Sie verstand Melissa und auch die Angst, die Scham und das ungute Gefühl.
Dieser Film oder besser diese Dokumentation, half Melissa zu verstehen. sie akzeptierte ihre Gefühle und versuchte ihrem Körper dafür Dankbar zu sein, was er schon mit ihr erlebt und durchgemacht hatte. Was er ihr verziehen hatte und wie sie immer wieder, ihre Anfälle überlebt hatte. Es würde noch ein langer Weg werden, aber sie wollte ihn gehen.

> Wenn du noch einen Platz in deinem Herzen für mich freihast, würde ich dich gerne sehen. Ich würde auch ins Gästeapartment gehen. Du fehlst mir und auch wenn ich vielleicht alles kaputt gemacht habe, ich möchte wenigstens die Freundschaft erhalten. Ich habe am Wochenende (Freitag bis Montagmorgen) Ausgang. Ich weiß nicht, ob ich länger bleiben kann, das liegt an dir. Mel<

Colbys Telefon vibrierte und schob sich über den Hallenboden. Er war gerade mitten in seinem CrossFit Programm, das er mit doppelten Übungen gestreckt hatte. Josh beobachtete das ganze Argwöhnisch. Das hatte er im letzten Jahr schon einmal mit ihm erlebt. „Dein Handy!", knurrte er ihn an.
„Ja gleich!", schnaubte Col zurück. „Es ist Mel!" Sofort stoppte Colb und schnappte sich sein Telefon. Erleichterung machte sich breit und sofort spürte man wie die Anspannung, die im Raum gelegen hatte, verschwand. „Gott sei Dank!", murmelte Josh und hievte seine Hanteln.

> Du hast deinen Platz in meinem Herzen nie verloren und auch nichts kaputt gemacht! Du fehlst hier total und ich würde mich freuen, wenn du wieder in meinem Leben wärst. Du musst auch nicht über die Garage ziehen, dann wäre ich beleidigt, es sei denn, du brauchst diesen Abstand zwischen uns. Ich liebe und brauche dich Babe! <

„Gute Nachrichten scheint mir", schnaufte Josh beim Hanteln stemmen. „Sie kommt am Wochenende nachhause!"

Wie ein SchmetterlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt