Der liebe Alkohol

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Jeder aß etwas von dem wirklich guten Kuchen und Kate organisierte, dass der obere Teil eingefroren und der Untere Kühl gestellt wurde, damit Mark es am Tag darauf abholen konnte.
Drei Blocks weiter, befand sich das Lokal, in dem sie feiern wollten. Dort kamen auch noch ein paar Arbeitskollegen dazu und die Familie von Kate und Mark.

Der DJ, spielte abwechslungsreiche Musik und war von Becky schon vorab gebeten worden, sich in den Deutschen Chats umzusehen, da dort die Songs, anders abgemischt, gespielt wurden.
Bevor Melissa dazu kam, wieder in einem Gespräch zu versinken, bestellte Colby die erste Runde und reichte ihr, einen Cocktail.
„Auf das Geburtstagskind, das heute Mal auf nichts achtet und ihren Tag genießt." Sie prosteten sich zu und nahmen jeder einen Schluck.
„Boah, ich vertrage auch nichts mehr, der kommt mir echt stark vor!" Melissa verzog das Gesicht. „Das ändert sich heute noch, glaub mir."
Joe gesellte sich auch irgendwann zu ihnen, um die Chance zu nutzen, Melissa besser kennenzulernen. Sie erzählte ihm, wie die ersten Wochen waren und vom ersten Treffen mit Jon und Claudio, dass sie nachhaltig beeinflusst hatte und was sie mit Colby nach dem Training erlebt hatte, wie witzig es war. Und dabei strahlte sie und verfiel schon fast ins Schwärmen.

Als Colby zur Toilette verschwunden war, nutzte Joe seine Chance.
„Wie lange hast du jetzt nicht mehr mit ihnen trainiert?" Mel leerte ihr Glas und rechnete nach. „Ich war zwei Monate bei ihm in Davenport, dann war ich knapp drei Monate zu Hause und habe mit Savelina und Drew mein Workout gemacht. Dann war ich knapp drei Monate außer Gefecht gesetzt und habe jetzt vor zwei Wochen langsam angefangen mit Walken und letzte Woche mit Joggen und Gewichten."
„Wann gehts wieder zurück?" Melissa schnappte nach Luft und schien Merklich Nervös zu werden. „Wer sagt, dass ich zurückgehe?" Joes Braue schnellte hoch. „Ich gehe davon aus, da du dort alles zur Verfügung hast und ihr das Projekt gemeinsam begonnen habt."
„Ich wüsste nicht Mal, ob ich die Wohnung wieder bekommen würde, wenn ich jetzt sage, ich komme noch Mal für ein paar Monate." „Das dürfte das kleinste Problem sein, dein Kumpel hat ein Gästeapartment." „Ich weiß, da war ich schon eine Woche untergebracht."
„Na dann auf, Koffer gepackt und über die Garage gezogen. Das intensive Training, das du für den Rest brauchst, musst du unter Kontrolle fortführen und mit deiner OP ist das ganze wieder eine andere Sache, das würde ich nicht alleine in die Hand nehmen."
Melissa fiel kein Gegenargument ein, außer, dass sie nicht einfach bei ihm „wohnen" konnte.
„Es kann dich niemand zwingen Melissa, hat auch niemand vor. Ich denke nur, es wäre die beste und günstigste Lösung für dich und ihr zwei könnt eure Freundschaft wieder aufleben lassen, denn ihr habt euch gutgetan und ihr vermisst euch."

Mit aufquellenden Augen sah sie den großgewachsenen an und seufzte. „Ich komme dann auch ab und zu vorbei, versprochen." Mit seiner Faust boxte er ihr leicht auf den Oberarm.
„Wo ist das Mädchen?" Jon tauchte vor ihnen auf und hielt zwei Gläser in der Hand. „Schnauze Good!", tauchte der Gesuchte hinter ihm auf.
„Ach, da is er ja!" „Was willst du?" Jon Grinste in Spitzbübisch an. „Ich habe euch da Mal was geholt, der ist gut!" Er drückte Mel und Colb je ein Glas in die Hand. Er selbst nahm dann auch eines und schob Joe eines hin.
„So Boston, alles Gute und hoffentlich bleibst du uns in unserem Bund auch erhalten. Bist ne coole Socke und ich denke, wir werden noch viel Spaß mit dir haben!" Alle schmunzelten und hoben das Glas. „Stopp! Nicht trinken."
Verwundert trafen ihn die Blicke der drei. „Bruderschaft trinken, dann müsst ihr in Zukunft jeden Krach ertragen und sofort klären! Mit uns. "
Er hakte sich bei Melissa ein und nickte ihr zu. Sie exte ihr Glas und wurde direkt von Jon an den Wangen gepackt und geküsst.
„So, Schwester, jetzt der Lulatsch hier." Joe fuhr sich durchs Gesicht und zuckte dann mit den Schultern. „Ihr spinnt!", lachte sie auf und hakte sich dann bei Joe ein. Auch er exte und gab ihr einen kleinen Kuss. „So und nun der da." Drew war dazugekommen und schob nun Colby in ihre Richtung.
„Ich bin gleich voll, Leute!", ließ sie sich das Glas neu befüllen und hakte sich bei Colbs ein. Sie versank in seinen Augen, während sie ihre Gläser leerten und mit fast explodierendem Herzen, stand sie vor ihm und wartete auf das, was kommen musste.
Unsicher sah er sie an, schenkte ihr aber dann doch ein Lächeln. Mit seiner Hand an ihrer Wange schob er ihr Gesicht nah an seines und legte seine Lippen auf ihre. Sie traute sich nicht die Augen zu schließen, sie brannte innerlich und auch wenn es nur Sekunden waren, es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Kate hatte das ganze mitgefilmt und bei jedem Kuss ein Foto gemacht. „Das glaubt sie mir morgen sonst nicht!", hatte sie sich bei Mark verteidigt.

„Dann können wir ja nun von den Mädchen Getränken, zu den guten Sachen wechseln!", legte Jon seinen Arm um Melissas Mitte und zog sie in Richtung Tanzfläche, neben der Sitzgelegenheiten standen. Es dauerte auch nicht lange, da waren alle Plätze belegt und Melissa umringt.
Joe und Colby standen noch an ihren alten Plätzen und unterhielten sich angeregt.
Mel wurde von den anderen gefeiert, irgendeiner hatte immer eine neue Runde bestellt und statt Anekdoten über Melissa, gab es nun witzige Geschichten aus ihrer gemeinsamen Zeit bei der WWE und den aktuellen Projekten.

Melissa hatte schon schnell gemerkt, dass ihr Pegel angestiegen war und wechselte für eine Weile zu Wasser. Die Musik, die der DJ ausgesucht hatte, gefiel ihr und irgendwann beschloss sie, mit Nattie und Nia zu tanzen. Sie hatten an den Tagen, an denen sie gemeinsam trainierten, mit einer Tanzlehrerin geübt, da es für Mel die beste Maßnahme für Ausdauer und Kraft war.
Sie lernten Hip-Hop Schritte und lateinamerikanische Rhythmen, die sie jetzt gemeinsam auf der Tanzfläche zum Besten gaben.
Kate ließ sich davon anstecken und zog ihren Mann ebenfalls dorthin. Die „richtigen" Kerle jedoch, blieben sitzen oder stehen und schauten nur zu.
Völlig im Adrenalin und Alkoholrausch versackt, bekam man Melissa kaum noch von der Tanzfläche. Nachdem sie mit Will ein paar Runden gedreht hatte, stand Colby plötzlich vor ihr. „Hier, trink Mal was." Er hatte ihr etwas Wasser gereicht, was sie mit einem Zug leerte.
„Komm mit!" Mel strahlte ihn an und zog an seinem Arm. „Tanzen? Ich? Vergiss es." „Komm schon, du Spielverderber."
Joe schob ihn an und unfreiwillig, lief er ihr hinterher. Jon gab ihm noch einen Schnaps mit auf den Weg und grinste. „Das lass ich mir nicht entgehen!" Kaum das die beiden tanzten, startete er sein Handy. Wenn der Herr, ich tanze niemals außer auf meiner Hochzeit, Lopez, das wirklich durchzog, musste er es einfach festhalten.

Die Gruppe tanzte und grölte bei den Songs mit, immer wieder legte sie sich in seine Arme und sah verdammt Glücklich aus.
Voll bis zum Kragen, aber glücklich.



Dumpfe Schläge gegen ihre Schläfen und eine volle Blase weckten sie am nächsten Morgen. Die Sonne brannte ihr ins Gesicht, weshalb sie sich die Decke höher zog, was komischerweise nur unter einem Kraftaufwand möglich war. Kurz überlegte sie dann. Warum brannte ihr die Sonne denn überhaupt ins Gesicht? In ihrem Schlafzimmer stand die Sonne erst nachmittags. Kurz linste sie durch die in schlitze gezogenen Augen und erschrak.
„Fuck, wo bin ich? "
Vor ihr waren weiße Vorhänge und große Fenster. Der Sessel gehörte auch nicht ihr.
Wirklich nachdenken konnte sie nicht, da brummte es hinter ihr plötzlich auf und etwas oder jemand, drehte sich um und rollte ihr in den Rücken.
Ein Arm fiel auf ihre Seite und das Gesicht zu dem Körper lag in ihrem Nacken. Panik schoss durch sie durch. Mit wem war sie denn bitte mitgegangen und was...? Schnell tastete sie an ihrem Körper lang. Das Kleid, es war weg und ebenso ihr Bauchband, aber Unterwäsche, die trug sie. Gott sei Dank!
Aber wer war das nun? „Bitte lass es nicht Will sein, bitte!", flüsterte sie leise und schob den Arm von ihrer Seite, über den Oberschenkel von ihrem Körper. Zum Glück war sie in die Decke gewickelt.
Sie atmete ein paar Mal durch, dann setzte sie sich vorsichtig auf und drehte den Kopf. Über ihre Schulter hinweg sah sie Beine. Der jemand lag also auf der Decke, noch besser! Dunkle Haare? Ok, Will konnte das nicht sein, der war blond.
Das Blut schoss ihr aus dem Kopf und ihr wurde es Eiskalt. Fest drückte sie das Laken um und gegen sich. „Was zum Henker ist heute Nacht passiert?"
Sie grummelte vor sich hin und traute sich nicht zu sehen, wer da nun lag, als die Schnapsleiche sich bewegte und scheinbar ebenfalls wach wurde, denn ruckartig zog er an der Oberdecke und legte sie über seine Hüfte.
„Guten Morgen Pepper, gut geschlafen?"

In diesem Moment wurde ihr Heiß und kalt. Übelkeit stieg auf, von den vielen und in diesem Fall mussten es einige gewesen sein, Drinks. In ihrem Kopf hämmerte es unaufhörlich und in ihrem Mund schmeckte es Pelzig und eklig. Ehe sie antworten wollte und konnte, legte sie ihren Kopf in die Hände und schnaufte hart aus. Sie wischte mit den Fingern um ihre Augen, sie musste aussehen wie ein Panda und das wollte sie ihm nicht antun.
Das Laken fest im Griff stand sie auf und zog weiter daran. „Bevor ich frage, was das hier zu bedeuten hat, muss ich erst ins Bad."
Schnell rannte sie los und hörte nur leise, wie er sie „Nach rechts!", lotste. Im Badezimmer hing ihr Kleid an der Duschkabine. Es war nass? Was hatte sie denn bitte getan? Das Bauchband lag aber nicht hier, das musste drüben liegen. Sie rollte mit den Augen und setzte sich auf die Schüssel. Ihre Augen wanderten durch den Raum und blieben an dem Bademantel kleben. Erleichtert wusch sie sich die Hände, reinigte ihr Gesicht etwas und zog den Bademantel an. Auf der Suche nach einer, Hotel Zahnbürste warf sie seinen Kulturbeutel vom Waschbecken. „Ja leck Fett ey!"
„Alles klar da drin?", stand er dann auch noch lachend vor der Tür. „Hast du ne Ahnung, ob die hier Einweg Zahnbürsten haben? Ich habe einen Geschmack im Mund, als hätte ich an 'nem toten Hamster geleckt." Was sie eigentlich sagen wollte, ließ sie nur in ihrem Kopf los, das würde nur Fragen aufwerfen.
„Ich kann mal unten anrufen" „Ja bitte, das ist ekelhaft." Lachend wählte er die Null und bestellte eine Zahnbürste, sowie zwei Kaffee.

„Kommst du so lange raus oder muss ich mit der Tür reden? Außerdem müsste ich da auch Mal rein!" Melissa glühte förmlich. Langsam öffnete sie die Tür und sah ihm in seine dunklen Augen. „Sorry!", schlich sie sich vorbei und hockte sich aufs Bett. Sie ließ ihre Blicke schweifen und entdeckte dann ihre Schuhe an der Balkontür, den Bauchgurt auf der Couch und ihre Handtasche? Ah, auf dem Tisch neben dem TV. Schwankend holte sie ihre Tasche und griff sich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank untendrunter.
Sie musste eine Tablette nehmen, sonst würde sie jemanden ermorden! Außerdem musste sie klare Gedanken bekommen, um zu verstehen, was sie hier machte.
Sie drückte sich eine Tablette aus dem Blister, nahm einen Schluck Wasser in den Mund und warf die Pille rein. Anders konnte sie keine Tabletten schlucken, das war unmöglich. „Das habe ich auch noch nie gesehen!" Sie schielte ihn nur an und schüttelte fragend den Kopf. „Das man so Tabletten schluckt!" „Und ich bekomme es nicht auf die Kette, wie jemand Hände voll in den Mund werfen und fast trocken schlucken kann, das ist doch eklig. Sei es drum, auch eine?", hielt sie ihm die Packung hin. „Nope, geht bei mir."

Erstaunt sah sie ihn an. „Ok, dann kannst du mir bestimmt sagen, warum ich hier in diesem Zimmer bin! Denn ich weiß es nicht."
Mit dem, an der Tür klopfen, verließ er den Türrahmen des Badezimmers und öffnete um die Zahnbürste und die Kaffees entgegenzunehmen. „Danke. "
Er hatte sich in der Zeit, in der sie im Bad verschwunden war, eine Joggers angezogen und seine Haare wieder zu einem Knoten zusammengenommen. Dreckig grinsend reichte er ihr den Kaffee und die Zahnbürste und setzte sich dann an das Kopfteil gelehnt, mit den Füßen ausgestreckt hin.
Knurrend drehte sie sich um und blitzte ihn an. „Col verdammt, was tue ich hier?" „Ich musste dich ja irgendwo hinbringen, also habe ich dich mit hier hergenommen, der Weg war der kürzere."
Fragend blinzelte sie ein paar Mal und steckte die Zahnbürste in die Manteltasche um einen Schluck Kaffee zu trinken. „Was habe ich denn getan, dass du mich, hierherbringen musstest?"
„Du hast deinen Geburtstag Mal so richtig gefeiert, mit allem Drum und Dran. Wenn du Pech hast, wird dich Jon nachher und immer wieder, darüber informieren!"

Sie stellte den Becher ab und verschwand im Bad. „Sorry aber ich muss diesen Geschmack wegmachen. Hab ich die Straße abgeleckt oder was?"
„Nein nicht ganz." Mit der Bürste im Mund tauchte der Kopf in der Tür auf. „Hmm?" „Keine Angst, du hast nichts abgeleckt, du hast dir nur noch Mal den Abend durch den Kopf gehen lassen! Deshalb habe ich dich auch mitgenommen."
„Iff defwewen mein..." Sie spuckte aus. „Ist deswegen mein Kleid nass?" „Ja ich musste es auswaschen. Du schuldest mir was!" Sie lüftete den Bademantel etwas und sah von oben rein. „Und warum hab ich nur noch das an?" „Der liegt da drüben. Du hast mir die Narben gezeigt und ich fand, du solltest damit nicht schlafen. Zumal es dir noch mehr auf den Magen gedrückt hätte."
„Aber." Sie deutete auf das Bett und Seufzte kurz. „Aber was?" Colby wusste ganz genau, worauf sie hinauswollte, wollte es aber von ihr hören. Alles, was ihr unangenehm war, verkniff sie sich immer.
„Du hast die ganze Zeit auf der Decke gelegen?" Absichtlich zuckte der mit den Schultern.
„Oh maaannn!" Fluchend kletterte sie auf das Bett und legte sich mit dem Bauch voraus auf das Kissen und brüllte hinein. „Du schnarchst übrigens etwas!" Mit einem Satz hatte sie ihre Faust in seine Seite gedonnert, was ihn noch lauter auflachen ließ.
„Pottsiiii, komm schon. War doch nett!" Nun hievte sie sich wieder hoch und setzte sich ihm im Schneidersitze gegenüber, nahm ihren Kaffee und trank ein paar Mal, ehe sie loslegte. „Nett? Ich weiß von nichts. Du hast mich fast nackt gesehen und mit mir in einem Bett geschlafen!"
„Und ich habe dir die Haare weggehalten, beim Kotzen, dein Kleid ausgewaschen und dich zugedeckt. Ja! "

„Muss ich noch etwas Wissen?" Es war ihr mehr als Peinlich, aber sie konnte es nicht mehr ändern. „Ich trinke nie wieder Alkohol, ich schwöre es! Ich weiß nicht Mal wo die alle herkamen." "Jeder hat Mal eine Runde geschmissen. Jon hat mit dem harten Zeug angefangen."
„Ich werde ihn töten!" Mit ihren Augen fuhr sie seine Bauchmuskeln entlang, als er den Kaffee zum Mund führte. Beobachtete das Muskelspiel der Arme und seiner Brust. Ein leises Seufzen entwich ihr unbemerkt. „Is was?" Colby hatte amüsiert wahrgenommen, wie sie ihn Musterte, bevor er den Kaffee abgesetzt hatte.
„Öhm, ja. Ja alles gut. Außer, nein! Was soll ich denn bitte anziehen? Das Kleid ist noch nass und für eine Auftritt in Unterwäsche bin ich noch nicht bereit." „Den Gurt musst du aber auch nicht mehr unbedingt tragen. Ich finde, es ist gut verheilt! Kate bringt dir was her, sie hat mit Mark bei dir übernachtet, sie wollte nicht mehr nachhause fahren und er konnte nicht mehr."
„Hat sie gesagt wann? Ich sitze so lange hier fest."
„Das finde ich nicht Mal schlimm, dann kannst du mir wenigstens nicht mehr abhauen, wenn ich mit dir reden will! In den letzten Monaten hast du nie darauf geantwortet und vorher, hast du mich wie Luft behandelt."

„Was willst du von mir hören? Dass es mir leidtut? Ich wüsste nicht was. Du hast mich degradiert und das auf die fiese Art! Auf die Art, die ich immer wieder in meinem Leben erleiden musste. Ich habe das erste Mal seit Wochen diesen Druck gespürt, essen zu müssen. Ich habe diesen Scheiß Riegel über die Wiese gefeuert und mir geschworen, dass du mir das nicht antust und daran habe ich mich gehalten."
Betroffen sah er an das Bettende, er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Wusste er doch von Kate, wie schlecht sie immer behandelt worden war! Und dann hatte er es auch getan.
„Savelina und Drew haben mir geholfen und Jon hat mich genervt!", lachte sie kurz und unterdrückte dann das aufkeimende kitzeln in der Nase und versuchte den Kloß in ihrem Hals wieder zu schlucken. Mit dem Blick auf das Laken zupfte sie daran herum.

„Ich habe die Zeit vermisst! Ich habe mich nie wohler und geborgener gefühlt als in DP und bei euch in der Gruppe. Seit gut zwei Jahren lebe ich hier und habe es nie so empfunden! Ich mag meinen Job, aber im Home Office hatte ich teilweise mehr Spaß, da ich wusste, ich kann danach zu den Chaoten gehen oder durch die Stadt laufen. Ich habe all das schlechte um mich herum vergessen und mein Vertrauen wiedergewonnen. Und dann kommst du und bämm, weg wars." Fast hypnotisch starrte sie ihn an, ohne zu blinzeln.
„Nia hat mir erzählt, wie du dich ernährt und fast kaputt gemacht hast." Colby sah sie ernst an und sie versuchte seinem Blick so gut es ging auszuweichen. „Wir haben Peterson immer über alles Informiert, denn du hast uns das Gefühl gegeben, das du nicht mehr mit deiner Essstörung klarkommst.
Den Druck zu spüren, dich mit Essen zu betäuben, kann man als erkrankter auch schnell in das andere Extrem wandeln. Dass du dann auch noch die OP vorgezogen hast, hat uns ziemlich überrumpelt."

„Mein Körper war Taub, meine Gefühle nicht mehr vorhanden. Ich habe es nicht mehr gesehen und das wollte ich ändern. Die OP hat mir zumindest die schmerzen beim Training genommen." Sie versuchte sich zu erklären, doch sie wusste, dass er keine Ausreden gelten lassen würde.
„Das sehe ich alles ein, auch wenn du die betroffenen Stellen, anders hättest stützen und schützen können. Es ist in Ordnung, da es nun so ist, aber du musst mehr Geduld aufbringen!"

Im Begriff sich schon wieder davon zu machen, fasste Colby nach ihrem Handgelenk. „Vergiss es, du bleibst hier!"
„Ich kann ja nicht weg, also lass mich Mal bitte ins Bad." Er sah ihr nach und zückte dann sein Smartphone, das neben ihm auf dem Nachttisch lag. Dort sah er auch direkt eine Nachricht von Kate. >Ich bringe ihre Sachen, wenn ihr geredet habt! Ich habe die Schnauze voll davon, dass sie jammernd in meiner Garage trainiert. Nimm sie mit, egal wie! <
schmunzelnd überlegte er, wie er das anstellen sollte.

Erneut wählte er die Null und bestellte ein Fitness Frühstück und weiteren Kaffee für sich, nebst Brennnessel und Kamillentee für Mel.
„Ach und legen sie doch bitte eine Blume darauf, danke!"
Blass im Gesicht trat Melissa kurz darauf wieder zu ihm ins Zimmer. „Ich habe etwas zu essen bestellt, du musst etwas zu dir nehmen, sonst unterhältst du dich gleich wieder mit der Schüssel." „Mir ist kalt und mein Kreislauf fährt Achterbahn!" Colby sprang hoch und legte sich ihren Arm über die Schulter, führte sie zum Bett und legte sie wieder unter die Decke. „Ich glaube, es ist wirklich besser, wenn du heute nicht alleine bleibst. Du hast ewig nichts getrunken und dann gleich die Nacht durchgemacht."

Das Frühstück nahm er entgegen und stellte es auf den Tisch vor der Couch. Besorgt legte er sich mit dem Rücken erhöht, neben sie und zog sie zu sich auf den Bauch. „Du schläfst besser noch einen Moment, dann essen wir etwas und gehen Mal an die Luft, wenn Kate hier war, in Ordnung?" Melissa nickte leicht und hatte die Augen schon geschlossen. Mit der Fernbedienung in der Hand, zappte er durch die Sender und blieb bei einem Partnersender von E! hängen, ehe er auch noch Mal etwas weg döste.
Eine gute Stunde hatte er so dagelegen, sie festgehalten, damit sie nicht mehr fror, als er von einem lauten Jingle geweckt wurde.
Es war die Erkennungsmelodie, von Lost your Weight, be a new one!
„Na ihr fehlt mir auch noch!", brummte er auf, was Melissa kurz mucken ließ. In der Vorschau zeigten sie die beiden Kandidatinnen, die es durchgezogen hatten und dann kamen tatsächlich Melissa und Paula. Colby schluckte hart. „Hoffentlich habt ihr keinen Scheiß damit gemacht!"
Die Sendung sollte am Sonntag laufen. Bis dahin wollte er Mel wieder in DP haben, dann käme sie nicht mehr zum TV gucken, dafür würde er sorgen!

Wie ein SchmetterlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt