Vorurteile

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Nach dem anschließenden Termin bei Alexandra Jones, das wider Erwarten, unmöglich gewesen war, kämpfte Melissa damit, keine Attacke zu bekommen. Sie konnte und wollte nicht schon am ersten, nicht Mal wirklich offiziellen Tag, schwächeln und in alte Muster zurückfallen.
Vom Fahrer ließ sie sich zu einem Park bringen, in dem sie erst Mal eine halbe Stunde spazieren ging, um den Kopf freizubekommen. Bevor sie zum Wagen zurückging, setzte sie sich auf eine Bank und schaute auf das, was vor ihr lag. Zwischen all dem Grün, den Hunden und Menschen, dachte sie darüber nach, wie schwer die Wochen, nein das Jahr, werden würden. Nicht nur dass sie sich von ihrem Schmerz stiller, dem Essen verabschieden musste, sie musste auch noch Sport treiben. Ihr würden die Knochen und Muskeln weh tun, sie würde heulend zusammenbrechen und sich im Fernsehen und vor ihrem Coach blamieren.
Sport, das war einfach etwas, das kannte sie und machte sie in Maßen, aber so, wie sie es tun müsste, hielt sie es keine 10 Minuten aus. Es tat weh, es nahm ihr die Luft und vieles schaffte sie einfach nicht, egal wie sehr sie sich auch anstrengte. Sie hatte Angst, das Colb es nicht verstehen und sie anbrüllen würde. Nein, brüllen würde er nicht, das konnte sie sich nicht vorstellen, aber er würde sie immer weiter antreiben und ihr nicht glauben, dass sie es nicht konnte. Sie würden streiten und sie würde heulend davonlaufen.

Schnaufend saß sie da und hoffte, dass diese Szenerie niemals eintreten würde.
Neben ihr erschien plötzlich ein Schatten. Sie ignorierte es, da sie hier niemand kannte. „Darf ich?" Melissa kannte die Stimme, die hatte sie heute schon gehört. Sie sah dem Schatten entlang und blickte in die hellen Augen von Will.
„Äh, ja, klar." Mit einem Lächeln auf den Lippen, setzte er sich neben sie. „Hast du dir etwas unseren Park angesehen?" Nickend schaute sie wieder vor sich. „Ja, ich musste einfach Mal den Kopf frei kriegen, die Jones macht mich wahnsinnig!" Das Lachen gluckste in seinem Hals, aber er versuchte es sich zu verkneifen. „Sie ist nicht einfach, aber ich denke, sie möchte nur das Beste für die Kandidaten. Keine Ahnung." „Will, ganz ehrlich, zwischen das Beste wollen und Dicke Menschen von oben herab behandeln, liegen Welten! Ich habe ihr gesagt, dass es keine Besichtigung in meiner Wohnung geben wird, da ich keine Kamera in mein Apartment lasse! Sie hat es, wieder Mal, persönlich genommen und mir nicht mal indirekt, sondern direkt unterstellt, dass ich Essen bunkern würde. Ist diese Frau von der Grundschule? Die kann niemals studiert haben!" Nun musste er doch lachen und legte dann seine Unterarme auf den Beinen ab.
„Ich habe keine Ahnung, ich gehöre nur zum Kamera Team. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du Essen Bunkern oder dich nicht an den Plan halten würdest! Das, was ich mitbekommen habe, zeigt doch, dass du das Schaffen möchtest. Ich bewundere das!"
Melissa sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Bewundern? Was zum Teufel gibt es da zu bewundern?" Sein Blick wechselte immer wieder zwischen ihr, dem Park und dem Boden. „Na ja, du möchtest an dir Arbeiten und etwas verändern. Das Ganze im Fernsehen, den Mut muss man erst Mal aufbringen! Ich finde ja, dass du das alles nicht nötig hättest, aber ich denke, wenn du wirklich so viel an Gewicht verlieren willst, brauchst du Lopez und auch Doc Peterson!" Melissas Augen wurden immer kleiner. War das ein versuch sie an zu flirten? Wollte er sie manipulieren? Was hatte er vor?"

„Ich habe mir das selbst angetan und ich leide darunter, also muss ich auch selbst etwas tun und nicht den Weg über eine Magen OP gehen! Egal wie sehr ich heulen und Colby hassen werde, ich muss da durch!" „Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg! Ich werde ja oft dabei sein, dank meines Jobs. Ich hoffe, du wirst es nicht bereuen."
Nun sah sie ihm direkt in die Augen. Ein leichtes Funkeln konnte sie dort wahrnehmen. „Danke!" „Soll ich dich zum Wagen bringen? Der Tag war lang. "
Gemeinsam gingen sie zu dem dunklen Wagen. Melissa verabschiedete sich und sah ihm nach, als der Fahrer die Straße entlangfuhr.
Auf ihrem Zimmer schmiss sie sich direkt in ihre Sportkleidung, sie musste noch etwas Wut rauslassen und das ging am besten beim Sport. Sie machte freiwillig Sport, oh Mann, es schien schon zu wirken. Die Angst ihren Coach zu enttäuschen.
Mit ihren Kopfhörern auf dem Kopf, den langen Haaren in einem Zopf und dem Handy für die Musik in der Hand, schlenderte sie durch das Hotel und fand auch direkt den Raum. Zuerst schnappte sie sich zwei kleine Gewichte und stellte sich das Laufband ein.
Zum Aufwärmen etwas Walken und dann ab an den Boxsack. Musik an, Hanteln in die Hand und losging es. 20 Minuten schnelles gehen, mit den 2 kg Gewichten pro Hand in schwingenden Bewegungen, das brachte die müden Muskeln in Fahrt. Auf den Ohren hatte sie einen Mix aus allem, was in Deutschland in den Charts war. Die American Billboard Charts, waren eindeutig nichts für sie. Einzig die Rockigen Sachen, hielten sich in etwa gleich.

Das Laufband stoppte und Melissa schnappte sich direkt ihre Wasserflasche. Colb hatte recht, mit dem Sport, würde sie nicht nur eine Menge Wasser verlieren, sondern auch sehr viel trinken. Mit geübten Griffen, Tapte sie sich die Hände und schlüpfte in die Boxhandschuhe. Leider fand sie keinen Trainer, der sie zuband, daher versuchte sie es so. Die Musik beschallte ihre Gedanken, die Wut rutschte über ihre Arme und Hände, direkt in den Sandsack, der sich nur minimal bewegte. Sie hatte einfach keine Kraft, das wusste sie, aber zumindest hatte sie nun ein Ventil, statt dem Essen. Sie drosch eine halbe Ewigkeit auf diesen Sack ein und irgendwann merkte sie nicht Mal mehr, was um sie herum passierte, wie sehr sie das Leder malträtierte und das der Sack sich keinen Millimeter mehr bewegte. Nach dem letzten Schlag, in den sie laut hinein brüllte, sah sie, wie sich ein Kopf, seitlich in ihren Blick senkte. „Colby?" Schwer außer Atem sah sie ihn an und zog an ihren Handschuhen, um etwas trinken zu können. „Wie lang bist du schon hier?" Mit Schwung hüpfte er auf den Würfel, der neben ihm stand. „Ich glaube du, bist noch 5 Minuten um dein Leben gelaufen, als ich hereinkam. Ich habe dahinten trainiert, an den Geräten. Aber als du wie von Sinnen, auf den armen, wehrlosen Sack eingeprügelt hast, dachte ich, ich muss Mal nach dir sehen. Nicht das du hier einen Herzschlag bekommst!" Seine dunklen Augen leuchteten und sein freches Grinsen, entlockte Melissa ein erschöpftes lachen.

„Ach ich musste da etwas Wut rauslassen. Sei Stolz, normalerweise würde ich jetzt eine Tüte voller Junk-Food in mein Zimmer schleppen und mich ins Koma fressen!" Colb schüttelte mit dem Kopf. „Loben würde ich nicht sagen. Ich bin stolz auf dich das du widerstanden und lieber Sport gemacht hast, aber Loben? Lob bekommst du, wenn du es verinnerlicht hast, wenn du es aus Überzeugung machst. Heute hast du noch Willen und Motivation dazu. Lass erst Mal ein paar Tage oder Wochen vergehen, dann sprechen wir uns wieder, denn dann, wirst du nicht so schnell zu der Entscheidung kommen, dass Sport die bessere Lösung ist!"
Beinahe wäre ihr der Mund offen stehen geblieben, damit hatte sie nun nicht gerechnet. Ein kratzendes „Ok!", mehr brachte sie nicht hervor. Er sah ihr an, dass sie das nicht wirklich Verstand, aber er war ein Freund ehrlicher und direkter Worte. „Es bringt dir nichts, wenn ich dir den Hintern Puder! Was glaubst, du wird passieren, wenn mein Kumpel Jon auftaucht? Der kennt wirklich keinen Spaß. Ich sehe es als Wettkampf. Du gegen mich, aber er, er wird dir noch ehrlicher sagen, was Sache ist!" Nun musste sie sich setzen. Mit einem kräftigen Schubser, schob sie Colby von dem Würfel.
„Hee, ganz schön frech!" Sie grinste und legte die Arme ineinander. „Du hast dich für ein Jahr verpflichtet!" „Ah, erinnre mich nicht dran!" Schmunzelnd sahen sie sich an. „Wer ist Jon und wie sehr wird er mir weh tun?", wurde sie wieder Ernst.
„Er ist auch ehemaliger Wrestler bei der WWE. Nur das er freiwillig gegangen ist. Er war, ebenso wie die anderen, die mich Unterstützen werden, interessiert an dieser Idee. Und da er derzeit Pausiert, hat er Zeit. Aber er wird dir nicht wirklich weh tun, er wird dich antreiben und er wird verdammt ehrlich sein. Also arbeite an deiner Gegenwehr, das darfst du nicht zu sehr an dich heranlassen."

„Kommen da noch mehr? Du willst mich fertig machen, kann das sein? Ich bereue es schon."
„Wir wollen dir helfen und dazu gehört es, dass ich dich fertig mache, sonst könntest du auch in ein 0815 Studio gehen!"
„Ich hasse dich jetzt schon. Du hast recht und du willst mich mit Vorliebe fertig machen, mit, Hilfe sogar." Sie stand auf und sah ihm direkt in die Augen. Er war gerade Mal 3 cm größer als sie. „Aber ich werde es dir Heimzahlen, nächstes Jahr!" Mit einem fetten grinsen hielt sie seinem Blick stand. „Ok, dann bin ich Mal gespannt!" Melissas Handy piepte und riss sie aus seinen Augen. „Ich glaube, meine Beste kann nicht mehr länger warten. Ich muss Meldung machen!" Sie wedelte mit dem Smartphone und ging an ihm vorbei. „Wir sehen uns Morgen um 8 hier wieder." Melissa blieb kurz stehen und drehte sich noch Mal zu ihm. „8 Uhr?" Sein Nicken verriet, das sie sich nicht verhört hatte. „Und Frühstück?" „Erst Sport! Dann ein Eiweißreiches Frühstück und du bekommst einen Kaffee." Sie schnaubte aus. „Ok, dann wirst du der erste sein, den ich sehe, nachdem ich aufgestanden bin, hat was!", drehte sie sich wieder um und verschwand im Gang. Colby blieb kopfschüttelnd und lachend zurück. Mit ihr, würde er definitiv seinen Spaß haben.

>> War beim Sport, gehe kurz Duschen und melde mich dann. Mel<<
>> Sport? Ach du meine Güte, hat er schon so schnellen Erfolg? Ich glaube, ich muss mir den Mal genauer ansehen. :-D <<

>> Eher Wut auf die Jones! Aber Colb wird mich antreiben und Leiden lassen! <<
>> Gegen treiben hat niemand was... lol <<
>> Blöde Kuh! <<

Nach einer entspannenden Dusche steckte sie ihre Sportkleidung in den Sack für die Reinigung und ließ dieses Abholen. Sie hatte zwar noch Kleidung mit, aber zum einen wusste sie nicht, wie oft sie sich im Fitnessbereich noch herumtreiben würde und zum anderen, wollte sie keine riechende Kleidung zwischen die saubere legen.
„Und wie wars? Was hat die Jones wieder getan? Und was will Colby tun?" Melissa hörte, das Kate sich eine Tüte Chips auf den Schoß gestellt hatte. „Du bist mir vielleicht eine Freundin! Du müsstest mich eigentlich unterstützen und nicht genau das futtern, was mir immer zum Verhängnis wird!" „Nö, du musst das abkönnen! Außerdem habe ich da so eine Lust drauf, da ist mir das, was du mir aus Philadelphia androhst, so was von egal!" Ein lautes Kichern kam durchs Telefon. „Zum Glück habe ich den Lautsprecher an. Die Jones hat mir einen groben Plan ausgehändigt. Einkaufsliste und Lebensmittel, die gut für mich wären. Dazu ein paar Rezepte. So weit, so gut. Dann fing sie an, nach einem Termin zu suchen. Ich habe alle abgelehnt, zum einen, weil sie mir nicht gesagt hat, warum sie den wollte und zum anderen, hatte ich ja am Morgen schon gesagt, das die Termine mit Doc und Colby wichtiger sind."

„Und was hat sie gesagt?" Kate hielt es kaum mehr aus. „Nun ja, sie zickte irgendwann herum, warum ich keinen der Termine annehmen würde, schließlich müsse sie sich ja meinen Kühlschrank und die Vorräte ansehen." „Hat sie nicht!" „Doch hat sie! Ich habe sie dann Freundlich darauf hingewiesen, dass ich keine Vorräte habe und mein Kühlschrank sie nichts angeht. Es wird kein Kamera Team in meine Wohnung kommen, da ich im Fernsehen nicht zeigen will, wo und wie ich lebe!" Sie hat dann ein paar Mal nach Luft geschnappt und dann gings auch schon los." Kate schob sie hörbar den Mund mit Chips voll und brummte. „Mhhmmm."

„Miss Keller, wenn sie dieses Programm mitmachen möchten, dann müssen sie sich an die Ernährungspläne halten. Woher soll ich wissen, dass sie sich an das halten, was ich ihnen mitgebe?" "Und das in einem Tonfall, der war wirklich ätzend!", erzählte Melissa weiter. „Habe sie dann gefragt, ob sie mich für dumm und gefräßig hält? Wenn ich mich mit Essen vollstopfe, wird es Dr. No und auch Colby direkt merken. Außerdem, wird es mir nichts bringen! Ich weiß was ich einkaufen muss! Hab ihre Rezepte auf den Tisch gelegt und gesagt, die würde ich nicht nachmachen, da ich das meiste davon nicht Mal esse, was da reinkommt! Und wenn ich Mal Lust auf etwas Süßes habe, dann gönne ich mir dunkle Schokolade. Ich weiß, wo ich gute und sehr dunkle bekomme. Dafür habe ich mein Sportprogramm! Sie könne mir gerne weitere Vorlagen mitgeben und sich ab und an, wenn ich hier bin, mit mir besprechen, aber das war's auch schon!" „Melissa in Action! Und daraufhin hat sie dich rausgeschmissen?"

„Sie hat mich spüren lassen, dass ich die fette bin die Hilfe braucht und nicht sie. Hab sie gefragt, warum sie das macht, wenn sie so ein Problem mit Fettleibigkeit hat. Kam nur der typische Satz; *mit einem Kuschelkurs lernt man es nicht! * also alles eine Frage des Geldes!"
Kate kicherte unentwegt und bewunderte Melissas stärke. „Und du dachtest, du würdest untergehen! Dabei hast du die Kontrolle über das, was du willst." Melissa war fertig mit anziehen und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Kontrolle habe ich keine, noch hat der Spaß nicht angefangen! Morgen früh um 8 Uhr, Sport mit Colby und dem TV-Team. Ich habe noch nicht Mal angefangen und schon keine Lust mehr! Mir würde es ausreichen, wenn ich mit dem Doc reden und ab und zu mit Colby Sport machen könnte.
Ach Kate, ich weiß nicht, ob das so gut war!"

Wie ein SchmetterlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt