Seit dem die Shacklebolts auf der Liste standen, vergingen die Tage gefühlt noch langsamer und quälender. Inzwischen waren ein paar Tage vergangen und heute wären die Auswahlspiele, wer in den Quidditch-Teams spielen durfte. Leonie war nervös, denn die Entscheidung lag nun an ihr. Bisher hatte sie sich immer auf den Kapitän verlassen können. Nun war sie selbst Kapitän. Zwei Plätze waren neu zu vergeben. Leonie hatte den Spielern vom letzten Jahr bereits versichert, dass sie ihre Positionen behalten würden. Sie musste einen neuen Hüter und einen neuen Jäger finden. Es wurde laut, da alle durcheinander sprachen. Leonie beobachtete das Ganze eine Weile. Dann wurde es ihr zu viel. "WENN IHR INS TEAM WOLLT, DANN HALTET EURE DÄMLICHEN KLAPPEN!", schrie Leonie erzürnt. Sofort war es Totenstill. Alle schauten zu Leonie. James war überrascht, denn so kannte er seine Zwillingsschwester nicht. "Wunderbar!", sagte sie und musterte die Bewerber. "Wer ins Team will, sollte sich anstrengen und verdammt nochmal sein Bestes geben! Nur wer wirklich gut ist, kommt ins Team.", kündigte sie an. Die Gryffindors schauten die Kapitänin an und nickten einvernehmlich. "Dann los, schwingt eure Ärsche auf die Besen!", forderte sie ihre Mitschüler auf. Sofort setzten alle sich auf ihre Besen und hoben ab. "Ich wusste gar nicht, dass du so aus der Haut fahren kannst.", grinste Wilhelm. "Die sollen sich halt einfach anstrengen und mir zeigen, dass sie wirklich ins Team wollen.", sagte die Gryffindor schlicht, stieg dann ebenfalls auf ihren Besen und schaute sich nach und nach die Bewerber an. Der Ansturm war groß.
Schließlich standen sie alle auf dem Feld, erschöpft vom Auswahlspiel. Leonie zog sich mit Johanna, James, Sirius und Wilhelm zurück. Sie wollte die Meinung der anderen Spieler hören. "Du fragst uns? Du bist doch Kapitän!", meinte James und verschrenkte die Arme. "Ihr müsst aber auch mit den neuen Spielern klar kommen. Du musst mit einem neuen Jäger oder einer neuen Jägerin spielen. Es muss passen, bei dir, Johanna und der neuen Person.", meinte Leonie schlicht. James murrte, hatte dem allerdings nichts auszusetzen. Schließlich hatten sie sich entschieden und Leonie trat auf die Bewerber zu. "Ich freue mich, Simon Jones als Hüter und Paul Thomas als Jäger im Team Willkommen zu heißen!", verkündete Leonie. Die beiden Jungs grinsten sich breit an und traten zum Team. Die anderen Gryffindors schauten ziemlich bedröppelt aus. Einer schaute Leonie böse an, doch diese ignorierte den Blick und drehte sich zu ihrem Team um. "Gehen wir in die Umkleiden.", sagte sie zum Team. Die Spieler nickten und zusammen liefen sie in die Umkleiden. Dort redeten sie eine Weile miteinander und gingen dann zurück ins Schloss. Leonie war froh das Samstag war, so war zumindest kein Unterricht.
Am Montag saßen sie zusammen beim Frühstück in der Großen Halle und unterhielten sich ausgelassen, als die Eulenpost kam. Eine große schwarze Eule landete vor Johanna. Die Eule hatte einen schwarzen Umschlag im Schnabel. Mit zittrigen Händen nahm Johanna der Eule den Brief ab. Die Eule breitete die Flügel aus und flog wieder davon. Sie zitterte, während die das Siegel brach und den Umschlag öffnete. Mit zittrigen Fingern zog sie ein Blatt Pergament hervor und entfaltete es. Zögerlich begann sie zu lesen. Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht und Tränen sammelten sich in ihren Augen. "Johanna?", fragte Leonie leise. Sie ahnte schlimmes. Wortlos reichte Johanna ihrer Cousine den Brief. Diese zögerte, las dann aber. Auch ihr wich die Farbe aus dem Gesicht. "Was ist los?", fragte James leise. "Tante Edda wurde tot aufgefunden...", antwortete Leonie leise und mit belegter Stimme. James sah sie erschrocken an und schaute dann blass zu seiner Cousine. "Und Onkel Timothy?", fragte er leise. "Liegt im Mungos, nicht ansprechbar...", antwortete Leonie fast lautlos. Johanna hatte ihre Arme auf den Tisch gelegt und ihr Gesicht darin vergraben. Leonie hörte das leise Weinen ihrer Cousine. Die Anderen saßen Sprachlos auf ihren Plätzen. Leonie zog Johanna in ihre Arme. Diese vergrub ihr Gesicht in Leonies Hemd und weinte leise. Leonie schwieg, denn sie wusste nicht was sie sagen sollte. Es war wohl der Alptraum von Jedem.
Auch Anna bekam einen schwarzen Brief vom Ministerium. Sie wurde ganz blass. Ganz gleich, was ihre Eltern von ihr hielten, egal war ihr ihre Familie trotzdem nicht. Auch, wenn sie dies behauptete. Eine einzelne Träne kullerte über ihr Gesicht. "Was ist los?", fragte Aurélien knapp. Er musterte Anna. "Meine Mum ist tot...", antwortete sie mir belegter Stimme. Die sonst so kalte und harte Maske konnte sie nicht aufrecht erhalten. "Das tut mir Leid.", sagte der Junge knapp. Sein Blick fiel auf seine Mutter, welche am Lehrertisch saß und sich angeregt mit Professor McGonagall unterhielt. Auch, wenn sie unterschiedliche Ansichten hatten, so hatte er sie trotzdem lieb. "Und dein Dad? Sagtest du nicht, er sei auch verschwunden?", fragte er leise. Auch er ließ seine Maske ein Stück weichen. "Liegt im Mungos... Koma... Nicht ansprechbar...", antwortete sie leise. Er sah sie fragend an. "Unser Dad ist Auror...", sagte sie leise zur Erklärung. Sein Herz hörte für zwei Sekunden auf zu schlagen. Auror! Er wusste, seiner Mutter und seiner Schwester würde es das Herz brechen, wenn der Vater im Krieg fallen würde. Er ballte eine Hand zur Faust. Sollte sein Vater im Krieg fallen, dann würde er den Engländern dies nie verzeihen!
Im Unterricht saß Johanna Teilnahmslos auf ihrem Platz. Sie starrte auf ihr leeres Blatt Pergament und hörte Professor Durand gar nicht zu. "Miss Shacklebolt!", sagte die Professorin, als sie direkt vor der Gryffindor stand. Sie riss das Mädchen damit aus den Gedanken. Erschrocken schaute Johanna die Professorin an. "Ich nehme an, Sie waren mit Ihren Gedanken nicht beim Unterricht?", fragte sie streng. "Tut mir Leid, Professor...", sagte Johanna leise und senkte dabei den Blick. Die Professorin wollte gerade etwas sagen, doch Leonie kam ihr zuvor. "Johanna hat heute einen Brief vom Ministerium bekommen...", sagte sie leise. Die Professorin ahnte was drin stand. "Ihre Eltern, Miss Shacklebolt?", fragte die Professorin mit gesenkter Stimme, damit es nicht die ganze Klasse mitbekam. Die Gryffindor nickte leicht. Sie wollte etwas sagen, bekam allerdings kein Wort heraus. "Ihre Mum ist tot aufgefunden worden und ihr Dad liegt im Koma...", sagte Leonie leise, nachdem Johanna sie bittend angeschaut hatte. Professor Durand seufzte leise. "Dann bitte gehen Sie zu Professor Dumbledore. Ich bin sicher, dass er eine Lösung finden wird.", sagte die Professorin leise. Johanna sah die Professorin unsicher an, doch diese nickte. "Miss Potter, bitte begleiten Sie Miss Shacklebolt zum Schulleiter.", bat die Professorin ihre Schülerin. Leonie nickte leicht und sah Professor Durand dankbar an. Diese nickte nur leicht. Leonie stand auf, nahm Johanna an die Hand und verließ mit ihr das Klassenzimmer. Die anderen Schüler schauten den beiden nach.
Zusammen gingen sie zum Büro des Schulleiters. Leonie stand ratlos vor der Statue. Das neue Passwort wusste sie noch gar nicht. In dem Moment tauchte hinter ihnen der Schulleiter auf. "Kann ich Ihnen weiter helfen, Miss Potter und Miss Shacklebolt?", fragte er besonnen. Erschrocken drehten sie sich zum Schulleiter um. "Wir wurden zu Ihnen geschickt.", antwortete Leonie. Dumbledore nannte der Statue das Passwort und ging dann mit den beiden Mädchen in sein Büro. "Bitte, setzen Sie sich.", sagte Dumbledore und deutete auf eine Couch. Zögerlich setzten die beiden Mädchen sich. Der Schulleiter setzte sich ihnen gegenüber. "Also, was kann ich für Sie tun?", fragte er mit ruhiger Stimme. "Johanna hat beim Frühstück einen Brief vom Ministerium bekommen...", sagte Leonie leise. Der Schulleiter schaute die beiden Mädchen über seine halbmondförmige Brille hinweg an. "Ihre Mutter wurde tot aufgefunden und ihr Vater liegt im Mungos... Im Koma...", fügte Leonie hinzu. "Ich habe so Angst, dass ich Dad nie wieder sehen werde...", schniefte Johanna mit zittriger Stimme. Leonie zog ihre Cousine in die Arme. Diese drückte sich weinend an Leonie. "Sie konnte sich im Unterricht nicht konzentrieren, deswegen hat Professor Durand uns zu Ihnen geschickt.", sagte Leonie leise zum Schulleiter. "Ich verstehe.", erwiderte er und nickte leicht. "Selbstverständlich können Sie zu Ihrem Vater ins Mungos. Und Sie müssen sich auch nicht durch den Unterricht quälen.", sagte der Schulleiter zu Johanna. Diese weinte in Leonies Hemd. Leonie hielt sie im Arm und strich ihr über den Rücken.
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Leonie Dorea Potter II (Harry Potter FF)
FanficDer Krieg wird schlimmer, Leute verschwinden, Gebäude werden zerstört und das Misstrauen wächst. Langsam dringt der Krieg auch durch die Mauern von Hogwarts. Leonie, welche noch die Erlebnisse vom vorherigen Schuljahr zu verarbeiten hat, steht nun n...