Oktober 2003
Es war ungewöhnlich ihn weinen zu sehen; vor allem so in der Öffentlichkeit. Naja, insofern man ein Krankenhauszimmer als öffentlichen Ort bezeichnen konnte.
Normalerweise weinte er, wenn er dachte, er hätte versagt oder jemanden enttäuscht. Dann aber nur abends im Bett, neben Ginny liegend. Meistens vergrub er sein Gesicht dabei an ihren Hals und atmete ihren blumigen Duft ein, während Ginny ihm beruhigend über seine Haare strich.
Sie weinte normalerweise, wenn sie wütend war. Meistens auch nur vor Harry, doch sie versteckte sich dabei nicht. Sie lief auf und ab, schrie oder raufte sich die Haare, während Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Harry hatte gelernt, dass es am besten war einfach dabei zu sein, nichts zu sagen und sobald sie sich beruhigt hatte, sie in seine Arme zu nehmen. Manchmal endete es damit, dass sie im Bett kuschelten, bis sie einschliefen. Manchmal taten sie... andere Dinge im Bett um runterzukommen.
Immer noch hielten Albträume sie beide wach oder der Gedanke an all das, was sie im Krieg verloren hatten. Dann weinten sie zusammen, auch in ihrem Bett, abgeschottet von der Öffentlichkeit.
Doch jetzt weinte er in der Öffentlichkeit. Nicht aus Trauer, sondern aus Freude; ihr Liebster Grund ihn weinen zu sehen. Schon an ihrer Hochzeit war ihr Herz geschmolzen als sie ihn so sah. Und jetzt schmolz es noch mehr.
„Harry?", fragte sie von ihrem Bett auf und blickte zu ihrem Mann, der auf dem Sofa saß, welches neben dem Krankenhausbett stand.
Er blickte auf. „Ja?"
„Ich liebe dich", sagte Ginny leise und lächelte ihn an.
Sein Blick wurde, wenn möglich, noch sanfter. „Ich liebe dich auch." Dann blickte er runter in seine Arme. „Und dich liebe ich auch."
Sein Sohn gab in seinem Schlaf ein wimmernden laut von sich, wachte aber nicht auf. Seine kleinen Hände hatte er neben seinen Kopf ausgestreckt und seine Lippen hatte er fest aufeinandergepresst, während er ab und zu einen Seufzer von sich gab.
Er war erst wenige Stunden alt und schon ab Sekunde eins hatte er ihr Herz gestohlen. Der Flaum an dunklen Haaren auf seinem Kopf, die haselnussbraunen Augen, die sie kurz zu Gesicht bekommen hatten als er sie das erste Mal angeblinzelt hatte, die kleinen Finger die ganz unkoordiniert durch die Luft schwebten, der winzige Mund, welcher sich manchmal öffnete und wieder schloss.
Alles an ihm war perfekt.
„Ich dachte schon, ich hätte mich schnell in dich verliebt, aber in Jamie habe ich mich noch viel schneller verliebt", sagte Ginny leise und lächelte Harry an. Dieser blickte kurz von seinem Sohn auf und erwiderte ihr Lächeln: „Sobald er mir, nachdem er geboren wurde, gereicht wurde, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war, ihn zu behalten. Ich weiß zwar immer noch nicht, ob ich eine gute Mutter für ihn sein kann, aber ich weiß, dass ich alles dafür tun werde, dass ich eine gute Mutter für ihn werde."
„Du bist eine wundervolle Mutter für ihn, Gin. Ich hätte mir keine bessere Mutter für mein Kind wünschen können", erwiderte Harry, ohne zu zögern.
Sie schaute ihren Mann dankbar an und setzte sich dann im Bett auf und schwang ihre Beine über die Seite. Ihre Bauch- und Oberschenkelmuskeln protestieren zwar, aber das war ihr egal. Langsam drückte sie sich vom Bett ab und stand auf. Es waren die ersten Schritte, nachdem sie James auf die Welt gebracht hatte, deswegen brauchte sie ein paar Momente, damit ihr Kreislauf nicht zusammenklappte. Nach einigen Sekunden ging sie die paar Schritte auf Harry zu, der sie während der ganzen Prozedur genau beobachtet hatte.
Er manövrierte James in seinen linken Arm und streckte den rechten nach Ginny aus. Diese ergriff seine Hand und setzte sich vorsichtig, ohne das Baby zu stören, auf Harrys Schoß. Sein rechter Arm legte sich um sie und drückte seine Frau an sich.
Ginny legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab, während sie James anschaute. Mit einem Finger strich sie über James' rosige Wange. „Ich könnte ihn den ganzen Tag einfach nur anschauen." Ihren Blick wandte sie Harry zu und wischte ihm mit einer Hand die Tränenspuren von den Wangen.
„Er sieht so friedlich aus, wenn er schläft", sagte er. „Hoffentlich bleibt er so friedlich."
Ginny lachte leise. „Dieses Baby ist halb Potter und halb Weasley. Es kann nicht sein, dass Jamie friedlich ist."
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Diesmal passend zu dem Geburtstag meines absoluten Lieblings Charakters, Ginny Weasley, ein neuer Missing Moment.
Ich hoffe euch hat er gefallen :)
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FOREVER (until the end) - Missing Moments
FanfictionOne-Shots zu der Until the End-Reihe (auch auf Anfrage) Hier werden Stories zu fehlenden Momenten aus den Geschichte "Fighting" und "Believing" hochgeladen. Manche Ideen stammen von mir selbst, aber ihr könnt mir jederzeit privat Ideen für One-Shots...