Als Harry und Ginny Streit hatten

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„Egal wie sehr wir uns irgendwann in unserer Beziehung streiten, ich verspreche dir, dass ich dich niemals anschreien, niemals meine Stimme gegen dich erheben werde."

Es war eine Sache gewesen, die er ihr zu Beginn (oder bessergesagt zum Neuanfang) ihrer Beziehung versprochen hatte. Wenn sie ehrlich war, hatte sie ihm nicht geglaubt. Jeder war an irgendeinem Zeitpunkt frustriert, wütend oder launisch und ließ dies leider an einer Person aus , die einem wichtig war. Auch Streitereien und Geschreie gehörten zu einer Beziehung. Selbst ihre Eltern, die sonst eigentlich sehr harmonisch waren, hatte sie schon lauthals streiten gehört, als Molly und Arthur dachten sie sei im Bett und trotz eines Muffliato hatte sie den Streit zwar nicht gehört, aber gesehen.

Sie war vielleicht die Königin darin lauter zu werden, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zuging also würde sie Harry niemals dafür verurteilen, wenn auch er mal lauter werden würde.

„Das heißt aber nicht, dass das gleiche für dich gilt. Du kannst mich anschreien, wie du willst." Das waren die Worte, mit denen er fortgefahren war. Aber seitdem sie erfahren hatte, warum er ihr dieses Versprechen gegeben hatte, hatte sie ihn auch nur noch selten angeschrien, nur dann, wenn es nicht anders möglich war. „Hauptsache du hetzt keinen Flederwicht Fluch auf mich", hatte er daraufhin noch gescherzt.

Wie gesagt, sie hatte nicht gedacht, dass er seine Worte ernst meinte. Doch das hatte er. Und sein Versprechen galt nicht nur für sie.

Selbst jetzt, fast 8 Jahre später, hatte er weder sie noch ihren Sohn angeschrien, oder auch nur seine Stimme stark erhoben. Egal wie sehr sie sich manchmal stritten oder egal, was sein zweijähriger Sohn tat, seine Stimme blieb ruhig.

Und es hatte auch fast acht Jahre gebraucht, bis es Ginny, nach einem Streit, wie Schuppen von den Augen fiel.

„Wegen ihnen schreist du nie oder wirst laut, stimmt's?", fragte sie ihn eines Abends und setzte sich zu ihm auf das Gras in ihrem Garten. Instinktiv schlang sie die Jacke, die sie trug etwas enger um sich, um vor dem frischen Oktoberwind geschützt zu sein. Es war schon dunkel draußen und James schon lange im Bett. Eigentlich hätte es auch von außen betrachtet ein Abend, wie jeder andere auch gewesen sein. Es war nicht unüblich für sie und ihre Mann, dass sie abends noch gerne draußen saßen, normalerweise aber aneinander gekuschelt und nicht mit einem Streit, der noch immer in der Luft lag. Die Momente nach einem Streit waren für beide immer schwierig, da sie sich, Merlin sei Dank, vielleicht ein paar wenige Male im Jahr wirklich stritten, und darin nicht wirklich geübt waren.

Harry lächelte matt, schaute sie aber nicht an, sondern in die Ferne ihres Gartens. „Ja", sagte er dann nur.

„Mir ist es nie in den Sinn gekommen, warum genau du es mir damals versprochen hast. Bis jetzt", fuhr sie leise fort. Instinktiv ließ sie eine Hand über die Rundung ihres Bauches gleiten. Die bekannte Bewegung half ihr meistens sich zu beruhigen. Ein kleines Stupsen nahm sie an ihrer Handfläche war als ihre Hand den Stoff ihres T-Shirts entlangglitt. Sie liebte es nicht schwanger zu sein, aber die kleinen Momenten, in denen sie ihr Baby wirklich wahrnehmen konnten, waren schon immer ihre liebsten Dinge an einer Schwangerschaft gewesen.

„Es macht keinen Unterschied, Gin. Ich meine trotzdem ernst, was ich damals gesagt habe. Auch heute noch." Er schaute sie immer noch nicht ab.

„Ich weiß, Harry. Aber es macht einen Unterschied. Hätte ich es vorher gewusst, dann hätte ich dich nie – kein einziges Mal – in den letzten siebeneinhalb Jahren angeschrien."

Endlich richtete sich sein Blick auf sie und erkannte ein belustigtes Funkeln in seinen Augen. „Ich mag es aber manchmal, wenn du mich anschreist."

„Ich meine es ernst, Harry."

FOREVER (until the end) - Missing MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt