Als Ginny sich vor Harry geoutet hat

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Bitte lest den Text am Ende!

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Februar 2000

Es war das erste Mal nach längerer Zeit, dass Harry und Ginny wieder einen Abend zusammenverbringen konnten. Denn obwohl sie mittlerweile zusammenwohnten und sich so trotz ihrer hektischen Terminpläne abends und auch morgens sahen (wenn Harry nicht gerade eine Nachtschicht machen musste), war es Wochen her, dass sie nicht nur den ganzen Abend für sich hatten, sondern auch fast das ganze Wochenende. Erst am Sonntag wurden sie wieder für das fast wöchentliche Essen im Fuchsbau erwartet.

Sie hätten ausgehen können, entschieden sich aber dafür lieber in ihrer kleinen Wohnung zu bleiben, Essen zu bestellen und Filme zu schauen. Vor ein paar Wochen erst hatte Harry einen Fernseher gekauft, dessen Funktion er Ginny erstmal ausführlich erklären musste. Beide waren sich sicher, dass Arthur nie wieder ihre Wohnung verlassen würde, sollte er das Gerät sehen und seine Funktionsweise herausfinden.

Es war nach Mitternacht und die leeren Pizzakartons standen auf dem Wohnzimmertisch, zusammen mit leeren Butterbierflaschen und der Fernseher war längst ausgeschaltet. Harry lag zusammengerollt auf dem Sofa mit seinem Kopf auf Ginnys Schulter, während sie ihm durch sein Haar strich. Über beide war eine dicke Decke ausgebreitet, angesichts der kalten Januar Nacht, auch wenn sie sich drinnen in der beheizten Wohnung befanden.

„Harry?", fragte Ginny irgendwann leise.

Er war wenige Momente davon entfernt gewesen einzuschlafen, doch Ginnys Stimme ließ ihn seine Augen wieder öffnen. Harry kannte diese Stimmlage und er wusste, dass Ginny ihm gleich etwas Wichtiges mitteilen würde, sie aber noch nicht wusste, wie er reagieren würde.

„Ja?", fragte er leise, während er ihr abwesend durch die Haare strich.

Ginny zögerte kurz. „Ich bin bisexuell", sagte sie dann leise.

„Huh?" Er wusste nicht, ob er sie richtig verstanden hatte und entschied sich deshalb nochmal nachzuhaken.

Seine Freundin setzte sich auf und drehte sich um, sodass sie ihn anschauen konnte. Sie zögerte erneut, bis sie den Mund öffnete und ihre Worte wiederholte. „Ich bin bisexuell. Ich stehe auf Männer und auf Frauen."

Instinktiv lächelte Harry und hob eine Hand, welche er sanft an ihre Wange legte. „Okay."

Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen. „Okay?! Mehr hast du nicht dazu zu sagen?"

„Was sollte ich denn sagen?"

„Keine Ahnung", erwiderte sie und legte ihre Hand über seine. „Bist du nicht sauer oder enttäuscht, dass ich dir es nicht vorher gesagt habe und die die ganze Zeit dachtest, dass ich nur auf Männer stehe?"

Auch Harry setzte sich jetzt auf und nahm seine Hand von ihrer Wange, bevor er mit seiner Hand über ihren Handrücken strich. Er schaute ihr direkt in die Augen als er sagte: „Also erstmal habe ich nie angenommen oder darüber nachgedacht, dass du nur auf Männer stehen könntest. Und ich wäre auch nicht sauer oder enttäuscht, wenn du es mir erst in fünfzig Jahren erzählt hättest. Du alleine entscheidest, wann du so weit bist, dich zu outen. Selbst wenn das nie der Fall gewesen wäre; es ist ganz alleine deine Entscheidung."

Seine Freundin lächelte ihn an. „Das bedeutet mir viel, Harry. Ich habe die letzte Jahre damit verbracht mir Gedanken darüber zu machen, wie Leute in meinem Umfeld reagieren würden." Sie machte eine kurze Pause. „Überhaupt war es auch ein langer Weg, bis ich mir wirklich sicher war. Ich dachte immer, ich müsste irgendwelche Punkte erfüllen, um mich als bisexuell outen zu können. Aber ich habe mich nie wirklich... so gefühlt. Das- das ist alles ziemlich kompliziert. Aber ich will, dass du weißt, dass das nichts zwischen uns ändert. Ich habe mich für dich als Mensch entschieden und nicht für ein Geschlecht."

„Das habe ich nie bezweifelt, Gin", sagte er sanft. „Und diese verklemmte Gesellschaft macht es einem echt nicht einfach."

„Und genau das möchte ich ändern", entgegnete Ginny und legte sich zurück auf das Sofa, mit ihrem Kopf auf Harrys Schoß. „Ich möchte, dass - sollten wir irgendwann mal Kinder haben – sie nie Angst haben sich vor uns oder irgendwem zu outen, aber auch nicht, dass sie sich gezwungen fühlen sich zu outen." Sie biss sich auf die Lippe und er erkannte Tränen, die in ihren Augen glitzern. „Ich möchte es einfach besser machen."

„Hattest du jemals das Gefühl, dass du dich vor deinen Brüdern oder Eltern nicht outen kannst?", fragte Harry vorsichtig, während seine Finger wieder in ihren Haaren landeten.

Ginny seufzte. „Um ehrlich zu sein, ja. Gerade meine Mum ist, was sowas angeht, wie du weißt eher konservativ. Für sie gibt es einen genauen Plan: Heiraten und Kinder kriegen. Das ist der Sinn des Lebens. Würde einer von uns Kinder kriegen, ohne verheiratet zu sein, würde sie alles versuchen, um noch eine Hochzeit vor der Geburt zu organisieren", erklärte sie Rothaarige. „Als es Mum aufgefallen ist, dass Charlie uns nie eine Freundin vorgestellt hat, hat sie ihn darauf angesprochen. Es hat einen riesigen Streit gegeben, bis er irgendwann lauthals verkündet hat, dass er keine Interesse an einer Beziehung hat, nie ein hatte und auch nie eine haben wird."

„Das wusste ich gar nicht", sagte Harry leise.

„Es war in den Sommerferien vor meinem sechsten Schuljahr, bevor wir dich zum Fuchsbau geholt hatten." Ginny schnaubte. „Man könnte meinen, zu dem Zeitpunkt hätte es keine wichtigeren Dinge gegeben als sowas. Zu dem Zeitpunkt wusste ich schon, dass ich auch auf Frauen stehe und habe mir eigentlich geschworen, mich niemals vor meiner Familie zu outen."

„Haben sich deine Mum und Charlie irgendwann ausgesprochen", hakte ihr Freund nach.

Ginny nickte. „Dad und ich haben sie irgendwann zur Vernunft gebracht. Ich von ihrem Ausraster auch indirekt betroffen und deswegen wollte ich mich für Charlie einsetzen."

Harry drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du bist eine tolle kleine Schwester, Gin. Und ich bin dir dankbar, dass du mir das alles anvertraut hat, auch wenn du das nicht gemusst hättest."

Sei lächelte. „Ich wollte es."

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Eigentlich hatte ich nicht geplant heute einen One-Shot zu veröffentlichen. Angesichts der Ereignisse von gestern, wollte ich es aber.

Für die, die es nicht mitbekommen haben: Kit Connor (der Schauspieler von Nick Nelson in der Netflix-Serie "Heartstopper") wurde dazu "gezwungen" sich öffentlich zu outen. Da er in einer queeren Serie mitspielt und dort einen bisexuellen Charakter verkörpert, wurde viel über seine eigene Sexualität spekuliert, wozu er aber immer gesagt hat, dass er sich nicht öffentlich outen möchte. Zudem wurde ihm auch noch queerbaiting vorgeworfen (googelt einfach, wenn ihr nicht wisst, was das ist). Das ist in letzter Zeit so viel geworden, dass er sich dazu gezwungen gefühlt hat sich öffentlich als bisexuell zu outen. 

Warum ich das hier erwähne? Heartstopper ist eine meiner absoluten Lieblingsserien und das, was mit Kit passiert ist, ist genau das Gegenteil von dem, was diese Serie eigentlich übermitteln wollte. Es macht mich einfach traurig, dass er sich nicht aus freien Stücken dazu entscheiden konnte, sich zu outen. Ich bin genauso alt, wie er und die Vorstellung in so einem Alter gezwungen zu sein, sich als irgendwas zu outen, wenn man sich vielleicht selbst noch nicht ganz sicher über seine eigene Sexualität ist oder auch Angst vor einem Outing hat, damit der öffentliche Hass aufhört, macht mich so wütend.

Ich möchte, dass ihr wisst, dass das hier ein Safe-Space ist, in dem ihr euch immer willkommen fühlen sollt egal ob geoutet oder nicht, egal mit welcher Sexualität ihr euch identifiziert,  egal welche Hautfarbe ihr habt, egal wie ihr ausseht. 

Und wenn ihr niemanden zum Reden habt oder euch irgendwas am Herzen liegt, könnt ihr mir immer hier über Wattpad privat schreiben, wenn ihr möchtet :)

Bleibt so wie ihr seid <3

FOREVER (until the end) - Missing MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt