Als Ginny und Harry Angst davor hatten Eltern zu werden

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„Wie sollen wir das anstellen, Harry?" Ihre ängstliche Stimme erklang in der Dunkelheit ihres Schlafzimmers.

Sie spürte, wie er sich neben ihr bewegte. Innerhalb weniger Tage waren sie von sorglosen, verliebten jungen Leuten zu jungen Erwachsenen mit ernsten Verpflichtungen geworden. „Ich weiß es nicht, Gin. Aber wir werden es schaffen, das verspreche ich", sagte er leise.

„Ich habe so eine scheiß Angst!" Sie rollte sich auf die Seite und er tat dasselbe, so dass sie sich anschauen konnten. Er streckte eine Hand aus und streichelte ihre tränenverschmierte Wange. Er hasste es, sie weinen zu sehen, und in gewisser Weise war er dafür verantwortlich. „Bitte Harry, hör auf damit."

„Womit aufhören?"

„Damit, dir selbst die Schuld zu geben", antwortete sie sanft. „Ich habe vergessen, den Trank zu nehmen."

Harry schüttelte seinen Kopf. „Aber nur weil du den Zaubertrank nimmst, heißt das nicht, dass nur du für die Verhütung verantwortlich bist", warf er ein. Seine Hand streichelte immer noch ihre Wange.

„Jetzt ist es sowieso zu spät. Wir müssen mit der Verantwortung leben und wir haben beschlossen, dass wir dieses Baby haben wollen. Also müssen wir es hinbekommen."

„Das werden wir", versprach er und nahm sie in die Arme. „Wir müssen uns keine Sorgen um Geld machen und alles andere können wir während der Schwangerschaft regeln. Aber ich möchte wissen, ob du dich wirklich dazu bereit fühlst. Denn du bist diejenige, die schwanger ist, die das Baby auf die Welt bringen muss, nicht ich."

Ginny zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, ich werde nie bereit dafür sein. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht in zehn Jahren. Warum also nicht jetzt aus meiner Komfortzone herauskommen. Vielleicht werde ich es lieben, schwanger zu sein, so wie Fleur es getan hat."

„Ja, vielleicht", murmelte er.

„Es ist nicht wirklich die ganze Schwangerschaft, die mir Angst macht, sondern die ganze Sache mit dem Muttersein." Eine Hand wanderte zu ihrem noch flachen Bauch, während sie dieses Geständnis machte. „Ich habe Angst, dass ich dieses Kind komplett verziehe."

„Davor habe ich auch Angst. Nicht, dass du nicht großartig sein wirst, sondern dass ich es nicht sein werde. Ich hatte nie einen Vater, der mir beigebracht hat, wie man einer ist. Aber wir können es zusammen lernen, ja?", schlug er vor und legte seine Hand auf die ihre.

Sie schwiegen ein paar Augenblicke, beide in ihre eigenen Gedanken versunken. Es war unfassbar, dass unter ihren Händen in Ginnys Bauch ein echtes menschliches Wesen (natürlich ein sich noch entwickelndes) lag. Eine so große Verantwortung, die sich aus einer so alltäglichen Tätigkeit ergab, die die Mehrheit der Menschheit ausübt. Eine Tätigkeit, die sie seit kurz nach dem Krieg ausübten - eine, die so verdammt großartig war. Es war wirklich schwer zu glauben.

„Weißt du, ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, wie Babys auf die Welt kommen", sagte Ginny nach einer Weile. „Natürlich wusste ich, wie Babys entstehen, aber ich bin nie schwangeren Frauen begegnet, wenn man bedenkt, dass ich die letzte von sieben war. Bis Tonks schwanger wurde." Sie seufzte. „Ich habe in den Winterferien meines sechsten Schuljahres und auch kurz vor der Geburt, als ich nicht mehr zur Schule ging, viel Zeit mit ihr verbracht. Als Teddy geboren wurde, sind Mum und ich zu Remus und Tonks gefahren, um das Baby zu sehen. Sie waren so unglaublich glücklich. Besonders Remus. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben so glücklich gesehen."

Harry lächelte sie traurig an. „Ja, ich weiß. Als er zu mir kam, um mir zu sagen, dass ich Teddys Patenonkel bin, war er so unendlich glücklich. Er hat dieses Glück wirklich verdient."

Seine Frau stimmte ihm mit einem Kopfnicken zu. „Und dann habe ich Teddy zum ersten Mal im Arm gehalten und wusste, dass ich auch eines haben wollte, eines Tages", fuhr sie fort. „Mit dir."

„Wir haben Teddy teilweise aufgezogen. Und er ist ganz schön perfekt geworden. Auch wenn Andromeda das meiste gemacht hat", erinnerte Harry sie. „Wir sollten gut darin sein, Kinder zu erziehen."

„Ich habe noch nie in meinem Leben eine beschissene Windel gewechselt", scherzte sie.

Ein Lächeln zupfte an Harrys Mundwinkeln. „Na ja, die Windeln, die ich gewechselt habe, waren nur zum Teil ‚beschissen'."

Ginny schlug ihm liebevoll auf den Arm. „Du weißt, was ich meine."

„Ich kann Windeln wechseln", bot er an. „Nachdem du das Baby zur Welt gebracht hast, werde ich in meinem Leben nichts mehr von dir erwarten. Allein der Gedanke, ein Kind zur Welt zu bringen, macht mir Angst, und ich muss es nicht einmal tun."

„Danke, dass du mich an diesen Teil erinnert hast", murmelte Ginny. „Hermine erzählte mir einmal etwas über einen - wie hieß das noch gleich? Ich glaube, es war ein Kaiserschnitt. Das ist so ein Muggel-Ding, bei dem man den Bauch aufschneidet und das Baby auf diese Weise herausholt, und danach wird man wieder zugenäht. Vielleicht werde ich das machen. Eine weitere Narbe an meinem Körper wird nicht schaden."

Harry schnitt eine Grimasse. „Ich weiß nicht. Das hört sich für mich ziemlich schmerzhaft an."

„Ja, ich weiß. Ich habe es mir anders überlegt, ich glaube, ich werde es doch nicht tun", gestand sie und verzog bei der Vorstellung ebenfalls das Gesicht. „Aber Hermine hat gesagt, dass man das auch in der Zaubererwelt macht, wenn es Komplikationen bei der Geburt gibt."

„Merlin, wir hätten nie Sex haben dürfen", murmelte er.

Ginny schnaubte. „Als ob wir in der Lage gewesen wären, dem Drang zu widerstehen, es nicht zu tun."

Ihr Mann lachte leise. „Stimmt."

„Und ich schwöre dir, wenn du während meiner Schwangerschaft nicht mehr mit mir schläfst, werde ich dafür sorgen, dass du nie wieder mit jemandem schlafen kannst."

Jetzt war er an der Reihe zu schnauben. „Schon wieder: als ob ich widerstehen könnte."

„Ich meine es ernst, Potter. Wenn du anfängst, mich wie eine zerbrechliche Puppe zu behandeln, die jeden Moment zerbrechen kann, werde ich dich umbringen", warnte Ginny ihn.

„Mach dir keine Sorgen. Ich habe in einer der Zeitschriften in Heiler Wilsons Büro gelesen, dass schwangere Frauen zu sehr mächtiger Magie fähig sind. Dein Flederwicht-Fluch sieht schmerzhaft aus, wenn du nicht schwanger bist. Ich möchte nicht die nächsten neun Monate der Leidtragende sein.' Er schien einen Moment darüber nachzudenken, was er gesagt hatte. „Ich möchte mich korrigieren: Ich möchte nicht das Opfer eines deiner Flüche werden, solange ich lebe."

Jetzt lachte Ginny wirklich. Er freute sich, sie wieder lächeln und lachen zu sehen, und er konnte nicht anders, als über seine eigenen Worte zu lachen.

Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, lächelte sie ihn liebevoll an. „Weißt du was, Potter? Manchmal frage ich mich, wo ich so einen Trottel wie dich gefunden habe."

FOREVER (until the end) - Missing MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt