Kapitel 30: Wenn Träume wahr werden Teil II

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Kapitel 30
Wenn Träume wahr werden Teil II
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„Hey, Mum!", begrüße ich sie, als ich mit zwei großen Pizzen die Wohnung betrete. Ich stelle die Kartons ab und ziehe Schuhe und Jacke aus. „Bist du da? Ich habe tolle Neuigkeiten!"
„Neuigkeiten?"
„Ja!" Gut gelaunt gehe ich ins Wohnzimmer und lege die Kartons auf dem Esstisch ab. „Ich hab' Pizza mitgebracht."
„Sehr gut, ich hatte nämlich keine Lust zu kochen", meint sie, als sie mit einem Glas Coke aus der Küche kommt. „Heute habe ich dich gar nicht erwartet. Ilaria hat diese Woche doch frei."
„Sie macht einen Wellnesstag, lässt sich die Nägel machen und all so ein Mädchenkram", erkläre ich. „Setz dich. Ich muss mit dir reden."
Mum wirkt erstaunt, doch sie tut, was ich verlange. „Bin gleich wieder da."

In der Küche wasche ich mir die Hände, dann greife ich mir ein Glas und eine halbvolle Flasche Coke aus dem Kühlschrank und gehe damit ins Wohnzimmer. Mum hat bereits einen der Pizzakartons geöffnet und sich bedient.

„Ich freue mich für dich, Killian."
„Hm?", frage ich etwas verwirrt und setze mich dann meiner Mum gegenüber hin. „Du weißt doch noch gar nicht, worum es geht."
„Ich habe angenommen, dass du Ilaria endlich gesagt hast, dass du sie liebst und zu ihr ziehen willst." Verdutzt sehe ich sie an, dann lache ich, um mein Unbehagen zu kaschieren. Nervös reibe ich mir den Nacken, öffne dann aber schnell den zweiten Karton und nehme mir ein Stück Pizza, um meinen Mund zu stopfen. „Du hast es ihr immer noch nicht gesagt? Killian, ich bin sicher, dass sie auch Gefühle für dich hat. Vielleicht wartet sie schon lange auf diese Worte."
Ich lasse das Pizzastück zurück auf den Karton sinken und sehe Mum kauend an. Mir ist vollkommen bewusst, dass sie recht hat, aber je länger ich mich davor drücke, desto schwieriger wird es. Ilaria liebt romantische Geschichten. Ich will ihr nicht meine Liebe gestehen, während wir fettige Hotdogs verdrücken, sondern diesen Moment zu etwas ganz Besonderem machen.
„Mum, das ist nicht so einfach. Ich habe keine Angst, dass sie mich abweist, eher, dass der Moment nicht schön genug wird. Sie liebt romantische Gesten, nicht zu groß und nicht zu klein und sie ist so wundervoll. Ilaria verdient es, wie eine Prinzessin behandelt zu werden." Ich ziehe eine Serviette aus dem Serviettenspender auf dem Tisch und wische mir damit die Hände ab, ehe ich mein Glas mit Coke fülle.
„Ich denke, dass sie sich auch darüber freut, wenn du dir nicht zu große Umstände machst. Macht doch einen Spaziergang am Strand oder am Pier." Mum zuckt mit den Schultern. „Oder du machst dir gar keine Gedanken und sagst es ihr, sobald es sich richtig anfühlt."
Ich schnaube. „Das ist leichter gesagt, als getan."
„Aber jetzt zu deiner Neuigkeit. Was wolltest du mir erzählen?", fragt Mum nach. Dass sie das Thema wechselt kommt mir sehr gelegen.
„Mir wurde ein Plattenvertrag angeboten", erzähle ich. „So ein Kerl hat mich am Wochenende im Club gesehen und er war von meiner Stimme begeistert. Gestern habe ich ihm eine Mail geschrieben und heute Morgen hat mir sein Assistent schon zurückgeschrieben. Dan wird sich im Laufe der Woche melden, dann gehen wir essen und besprechen alles." Stolz sehe ich meine Mum an, die sich sichtlich überrascht die Hände vor den Mund hält.
„Du wirst berühmt!", gibt sie freudig von sich, ehe sie ihre Hände eilig hinunternimmt. „Oh Killian, das ist wundervoll. Ich bin so stolz auf dich. Und du lässt mich hier plappern! Wieso hast du mich nicht unterbrochen?"
Mums Reaktion bringt mich zum Lachen. Ich mache eine ausladende Handgeste und greife dann wieder nach meiner Pizza. „Weil du Recht hast. Ich sollte meinen Arsch hochbekommen und endlich sagen, was ich für Ilaria empfinde."
„Du wirst schon deinen Weg finden, so wie du es immer getan hast. Ach, ich freu mich so für dich!" Mum strahlt bis über beide Ohren. Freudig springt sie von ihrem Stuhl auf, um mich fest zu umarmen. Ich verschlucke mich fast an meiner Pizza, als sie mich drückt. „Ich habe immer an dich geglaubt und jetzt wirst du ein richtiger Star."
„Mum, das steht ja noch gar nicht fest. Ich weiß noch gar nicht, wie das Gespräch laufen wird, wie die Bedingungen in diesen Verträgen sind und außerdem liegt noch viel Arbeit vor mir. Musik zu produzieren ist ein langer Prozess. Ich muss wahrscheinlich neue Songs schreiben, sie aufnehmen, dann werden sie gemischt..."
Mum lässt wieder von mir ab, sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich bin trotzdem stolz auf dich, auch wenn du noch viel arbeiten musst. Du hast so lange an dich und deine Musik geglaubt, du hast es verdient, endlich ein paar Lorbeeren zu ernten, hm?" Mum reibt mir die Schulter, dabei lächelt sie mich breit an.
„Ja, das schon. Danke, Mum." Sie setzt sich wieder an ihren Platz und greift sich das Stück Pizza, von dem sie vorhin gegessen hat. „Ich ähm ... Darf ich dich vielleicht um einen Gefallen bitten? Du hast schon so viel für mich getan und ich fühle mich mies, weil ich frage, aber könntest du mir das Geld für einen Anwalt vorstrecken? Ich brauche jemanden, der meine Verträge prüfen kann. Ich bin zwar sicher, dass die Plattenfirma mir auch einen zur Seite stellen könnte, aber ich hätte da gerne jemanden, der neutraler ist. Man kennt ja diese Knebelverträge und ich will mir nicht den Arsch abarbeiten, nur damit mich jemand übers Ohr haut und mir dann meine Musik streitig macht."
„Das ist kein Problem."
„Du bekommst das Geld auch zurück", biete ich schnell an.
„Ich weiß, Killian. Mach dir darüber keine Sorgen, okay? Du musst mich aber sofort anrufen, wenn du mit dem Mann essen warst. Ich will alles wissen, ja?"
Ich nicke zustimmend. „Das werde ich, versprochen."
Als ich Mum ansehe, kann ich immer noch das Strahlen in ihrem Gesicht erkennen. „Entschuldige, ich kann es nicht oft genug sagen, ich bin so stolz auf dich, mein Schatz." Mum legt ihre Hand an meinen Unterarm und streichelt mich. Zufrieden ziehe ich einen Mundwinkel hoch. Es tut gut, diese Worte aus ihrem Mund zu hören.
„Vielen Dank, Mum."

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