Kapitel 10: Ein besonderes Date

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Kapitel 10
Ein besonderes Date
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„Jetzt sind wir den weiten Weg gefahren und du hast mir immer noch nicht erzählt, was du mit mir vorhast", beschwert Ilaria sich, als wir aus dem Bus aussteigen. Sie greift sofort nach meiner Hand. Ein Blick in ihr Gesicht verrät mir, dass sie bald vor Ungeduld und Neugierde platzen wird.
„Du bist doch wohl keines der Mädchen, die sich Romantik wünschen, aber gleichzeitig Überraschungen hassen, oder?"
„Nein, im Gegenteil. Ich liebe Überraschungen und ich liebe die Idee, dass wir etwas gemeinsam unternehmen. Auf der Couch liegen, kuscheln und Netflix schauen ist in Ordnung, aber ich brauche ab und zu ein kleines Abenteuer." Ilaria sieht sich um. „Wir gehen aber nicht ins Museum, richtig? Du hast einen Rucksack dabei, den bräuchtest du ja gar nicht."
„Cleveres Mädchen."
„Es kann aber auch sein, dass du mich damit in die Irre führen willst", gibt sie nachdenklich von sich.
Ilaria bringt mich zum Lachen. Ich schüttle amüsiert den Kopf. Als ob ich extra meinen Rucksack mitnehmen würde, nur um sie zu verwirren. „Nein, so fies bin ich nicht. Wir brauchen alles, was in meinem Rucksack ist."
„Uh, machen wir vielleicht ein Picknick?", fragt sie mich aufgeregt.
Ich lache. „Ja, das auch, aber das ist nicht alles."
„Dann machen wir mehrere Dinge?"
„Multitasking", antworte ich ihr.
„Danke, das war gar nicht hilfreich."
„Ich hatte nicht vor, dir allzu viele Tipps zu geben. Du bist schlau. Wenn ich dir zu viel verrate, dann errätst du es doch sofort."
„Mit anderen Worten: Es ist dir lieber, mich mit meiner eigenen Neugierde und Ungeduld zu quälen, weil du ein fieser Sadist bist", meint Ilaria überzeugt.
„Ja, ganz genau. So bin ich. Killian, der fiese Sadist", bestätige ich sie amüsiert. „Ich quäle gerne unschuldige Prinzessinnen, das bereitet mir perverses Vergnügen."
„Mach dich nur lustig über mich."
„Du quälst dich selbst, Prinzessin. Sieh dich um und genieß die frische Luft. Warst du schon einmal im Golden Gate Park?"
„Ja, bei meinem letzten Besuch in San Francisco. Das ist aber schon wieder ein oder zwei Jahre her. Ich weiß es nicht mehr so genau."
„Und was hast du dir da angesehen?"
„Ich war Rollschuhfahren", antwortet Ilaria mir. „Das hat Spaß gemacht. Die Leute auf der Bahn sind total nett und lustig gewesen. Das zu wiederholen habe ich mir eigentlich schon längst vorgenommen, aber ich habe noch keine Rollschuhe und ich hatte auch noch nicht die Zeit dafür. Vielleicht mache ich das demnächst, wenn du sonntags bei deiner Bandprobe bist."
„Ganz alleine?"
„Natürlich, ich bin kein kleines Kind mehr." Sie zuckt mit den Schultern. „Ich würde dich ja einladen, aber ich glaube nicht, dass du ein Rollschuh-Typ bist."
„Ja, damit hast du Recht. Ich würde mir vermutlich einen Arm brechen und das wäre problematisch."
Ilaria tätschelt meine Hand. „Das kann ich nicht riskieren. Du schuldest mir noch einen Song. Apropos Song. Zu einem Picknick wäre deine Gitarre toll gewesen."
„Ja, ich wollte nicht zu viel mit mir herumschleppen. Das können wir beim nächsten Mal machen."
„Dann sollten wir uns ein ruhiges, verstecktes Plätzchen suchen. Es könnte sein, dass ich über dich herfalle", meint Ilaria amüsiert. „Deine Stimme ist zu sexy."
Ich lache auf. „Ach, ist das so?"
„Ja", bestätigt sie sich strahlend. „Ich habe großes Glück, dass an dir alles sexy ist."
„Ich stelle deinen Geschmack einfach nicht in Frage, sonst merkst du vielleicht noch, wie ich aussehe."
Ilaria kichert. Sie gibt mir einen Klaps auf den Oberarm. „Du bist so albern. Du gefällst mir, Killian. Finde dich damit ab."
„Ich bin schon still."

Ilaria und ich finden einen gemütlichen Platz, an dem wir uns niederlassen. Das Gras um uns herum ist zwar nicht so frisch und grün, wie man es sich gerne ausmalt, doch ich beschwere mich am wenigsten darüber. Mein Hauptaugenmerk gilt ohnehin Ilaria. Ich stelle meinen Rucksack auf den Boden und sehe meine Prinzessin an. Sie erwidert meinen Blick, wirkt aber etwas irritiert.

„Was ist denn?", fragt sie, wobei sie langsam ihre Tasche in das Gras sinken lässt. „Hab' ich irgendetwas?" Sie sieht an sich herunter.
„Nein", antworte ich schnell. „Dreh dich um und mach die Augen zu."
„In Ordnung, aber wehe du erschreckst mich. Wenn du mich erschreckst, dann schreie ich", warnt sie mich. Sie legt ihre Hände über ihre Augen und dreht sich um.
„Wieso sollte ich dich erschrecken?", frage ich belustigt. Ich gehe in die Knie und öffne meinen Rucksack. Die Utensilien, die ich aus Ilarias Wohnung geklaut habe, lege ich zur Seite und ziehe eine Decke heraus.
„Keine Ahnung? Wer weiß? Vielleicht lerne ich heute, dass du ein fieser Kerl bist, der es liebt, Videos davon zu machen, wie er seine Freundin erschreckt. Und dann landet mein erschrockenes Gesicht im Internet."
Amüsiert lache ich auf. „Du weißt schon, dass ich 30 und nicht 15 bin, oder?" Ich breite die Decke aus und werfe einen Blick zu Ilaria, die immer noch mit dem Rücken zu mir gewandt dasteht und wartet.
„Ja, aber ich weiß auch, dass du Actionfiguren und Comics in deiner Wohnung hast. Das heißt, dass dein innerliches Kind immer noch sehr aktiv ist."
„Mein inneres Kind steht auf Superhelden und Comics, aber es findet es nicht witzig, seine Freundin vor der gesamten Welt zu blamieren", erkläre ich. „So einen Unsinn fand ich noch nie witzig." Ich richte mich auf und gehe auf Ilaria zu. „Nicht erschrecken. Ich drehe dich um. Lass die Augen zu."
„In Ordnung", antwortet sie und nimmt ihre Hände aus ihrem Gesicht. Vorsichtig lege ich meine Hand an ihre Taille. Ilaria dreht sich um. Ich streiche über ihren Arm.
„Setz dich. Ich bin zwar noch nicht ganz fertig, aber du musst nicht so lange herumstehen."
„Das ist ja fürsorglich von dir."
„Und ganz und gar nicht sadistisch, hm?"
Sie kichert.

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