Kapitel 8: Status: In einer Beziehung

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Kapitel 8
Status: In einer Beziehung
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Wie jeden Abend statte ich meiner Prinzessin einen Besuch ab. Ich klopfe und warte einen Moment und schon öffnet sie für mich die Tür. Heute ist jedoch etwas anders. Anstatt mich mit einem strahlenden Lächeln und einem Kuss zu begrüßen, sieht sie mich nur kurz an und widmet ihre Aufmerksamkeit sofort wieder dem Smartphone in ihrer Hand.

„Hi, Killian", begrüßt sie mich mit traurig klingender Stimme.
Ich lege meine Stirn in Falten, als ich die Tür schließe und meine Jacke an einen der Haken hänge.
„Ist alles okay?", frage ich besorgt. So habe ich sie noch nie erlebt.
„Hm? Was? Ja, es ist alles in Ordnung", versichert sie mir, doch schon ihre Worte verraten, dass sie nicht ganz bei der Sache ist.

Dass nicht alles in Ordnung ist, würde sogar ein Blinder erkennen. Ilaria lässt sich auf die Couch sinken. Sie streicht mit ihrem Finger über das Display ihres Smartphones. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und trete auf Ilaria zu. Sie sieht wie gebannt auf ihren Bildschirm, das ist untypisch für sie. Irgendetwas beschäftigt sie. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert.

„Was ist los, Prinzessin?"
„Die Leute im Internet sind gemein zu mir."
Ich schnaube, doch mein anschließendes Grinsen vergeht mir sofort, als Ilaria mit traurigen Augen zu mir nach oben sieht. „Oh, das war kein Witz? Was ist los?" Ich setze mich und hebe meinen Arm, um Ilaria Zuflucht zu bieten. Ihr Bildschirm erlischt und sie schmiegt sich an mich. Liebevoll streichle ich sie und küsse ihre Stirn.
„Ich wollte mir durch Social Media eine größere Internetpräsenz aufbauen, damit ich meinen Schmuck und meine Kunst unter die Leute bringen kann." Sie vergräbt ihr Gesicht an meinem Hals. „Jemand aus meiner Vergangenheit hat meine Accounts gefunden und schreibt jetzt ziemlich fiese Sachen über mich."
Ich kratze mich am Kopf. „Soll ich dir bei den Privatsphäre-Einstellungen helfen? Ich kann die fiesen Kommentare auch löschen und die Person blockieren."
„Nein, du verstehst das nicht."
„Was verstehe ich nicht, Ilaria? Erkläre es mir. Was bedrückt dich genau?", frage ich nach.
Ilaria sieht mich unglücklich an. „Die Dinge, die Brooke geschrieben hat, sind so gemein." Ich seufze, höre Ilaria jedoch trotzdem aufmerksam zu. „Sie hat geschrieben, dass ich eine Heuchlerin bin und dass ich keine Body Positivity predigen soll, weil ich ohnehin nur aus Plastik bestehe. Außerdem hat sie noch geschrieben, dass ich ohne meine Brüste ohnehin keine Likes bekommen würde und was für ein billiges Flittchen ich doch bin, weil ich auf dem Foto ein kurzes Kleid trage." Ilaria schluchzt. Sie wischt sich die Tränen von den Wangen. „Und dass-und dass Frauen wie ich daran schuld sind, dass niemand Feministinnen ernst nehmen kann, weil wir uns selbst zu Sexobjekten degradieren." Ilaria wischt sich erneut die Tränen aus den Augen. „Es interessiert sich ohnehin niemand für meine Persönlichkeit oder dafür, was ich zu sagen habe, weil ich mich wie eine Nutte präsentiere."
Etwas genervt runzle ich die Stirn. Dass Frauen sich so etwas gegenseitig antun, ist einfach nur traurig. „Klingt für mich eher danach, als wäre sie mit sich selbst und ihrem Aussehen unzufrieden. Lass dir davon nicht die Laune verderben. Du weißt doch, dass das vollkommen unsinnig ist."

Ilaria klettert auf meinen Schoß. Ich lege meine Arme um sie und drücke sie fest an mich. Tröstend streichle ich ihren Rücken und küsse ihre durch Tränen salzige Wange, dann ihre Schläfe und im Anschluss ihre Stirn. Es bedrückt mich, Ilaria so zu sehen. Ich muss mir etwas überlegen, um sie wieder aufzuheitern, sobald sie mir ihr Herz ausgeschüttet hat.

„Es tut so weh, das zu lesen und das sollte es gar nicht. Und ich sollte auch nicht weinen, weil ich erwachsen bin und über solchen Kommentaren drüberstehen sollte, aber es tut weh", erzählt Ilaria deprimiert. Sie schluchzt ein weiteres Mal. „Ich sollte nicht weinen."
„Es ist okay, dass du weinst."
„Weißt du, Brooke war meine beste Freundin." Ich nicke leicht. Das erklärt natürlich sofort, wieso ihr die Worte so nahe gehen. „Nach der Trennung von Matt war sie auf seiner Seite. Das ist auch der Grund, wieso ich aktuell keine Freunde habe. Ich bin bei allen in Ungnade gefallen." Ilaria nimmt etwas Abstand. Sie blickt wieder auf ihr Smartphone, doch ich lege meine Hand auf den Bildschirm.
„Nicht. Hör auf. Schalt das dumme Ding aus, okay?"
Sie nickt. „Ja, du hast ja Recht." Ilaria schenkt mir ein gequältes Lächeln. „Entschuldige. Das alles ist so albern. Du musst mich gerade für einen dummen Teenager halten."
Ich schüttle den Kopf und hebe Ilarias Kinn an. „Unsinn." Sanft küsse ich ihre Lippen. „Das Mädchen hat dich verletzt. Die Kommentare sind nur die Spitze des Eisbergs. Ihr wart beste Freunde und das ist vorbei. Es ist nur natürlich, dass du um deine Freundschaft trauerst. Du hast durch deine Trennung von deinem Ex nicht nur ihn verloren, sondern sozusagen dein gesamtes soziales Leben." Liebevoll streiche ich ihr mit dem Daumen über die Wange, um ihr die Tränen wegzuwischen. „Ich verstehe das. Es ist scheiße, wenn man plötzlich alleine dasteht", spreche ich ihr gut zu. „Aber du bist ein starkes, selbstbewusstes Mädchen und du schlägst dich gut. Du hast eine tolle Wohnung, einen neuen Job und es ist egal, was die anderen Frauen über dich denken, solange du dich mit deinen Entscheidungen wohlfühlst. Vollkommen egal ob das einen Kerl oder ein Kleid betrifft."
Ilaria leckt über ihre Lippen. Sie nickt verhalten und schluckt. „Danke, Killian. Es tut gut, jemanden zu haben, der mich versteht."
Ich winke ab. „Nicht dafür, Prinzessin." Ilaria bekommt einen weiteren Kuss auf die Stirn. Sie schaltet ihr Smartphone aus und legt es auf den Couchtisch. „So, jetzt hüpfst du ins Badezimmer und wäschst dir dein Gesicht und wenn du zurückkommst, dann wartet eine feste Umarmung auf dich."
Nun lächelt sie endlich das erste Mal an diesem Abend. Sie streicht durch ihre Haare, ehe sie antwortet: „Du bist süß, vielen Dank."

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