Kapitel 9
Der nächste Schritt
· • ✤ • ·„Hey, Mum!", rufe ich, nachdem ich die Tür geschlossen habe.
„Du bist heute ja früh dran", entgegnet sie mir, als sie ins Vorzimmer kommt, um mich anständig zu empfangen. Als ich meine Jacke ausgezogen habe, werde ich fest umarmt. Mum lässt mich wieder los und ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange. Sie lächelt breit und tätschelt meine Wange. „Gut siehst du aus."
„Ja, danke, ich bin verschwitzt und brauche eine Dusche."
Mum rollt amüsiert mit den Augen. „Du bist gut darin, Komplimente anzunehmen."
Ich schnaube. „Ja, danke, Mum."
„Wenn du willst, kannst du unter die Dusche springen."
„Nein, das mach ich dann, wenn ich zu Hause bin", lehne ich ihr Angebot ab und schlüpfe aus meinen Schuhen. Wir begeben uns ins Wohnzimmer.„Willst du gleich anfangen zu kochen oder erst einen Kaffee?", fragt sie mich.
„Zu Kaffee kann ich nicht ‚Nein' sagen."
„Ich habe gebacken. Du kannst dir später ein paar Muffins mitnehmen."
„Das klingt wunderbar, danke."Ich lasse mich mit einem Stöhnen auf die Couch sinken. Endlich zu sitzen tut mir gut. Ich bin seit Stunden auf den Beinen. Mum bringt mir meine längst überfällige Tasse Kaffee. Koffein hält mich am Leben. Sie setzt sich zu mir.
„Was für Muffins hast du denn gemacht?"
„Schokolade und Blaubeere."
„Klingt super", antworte ich mit einem Nicken. „Ich nehme alle mit."
Mum schmunzelt. „Wie war deine Woche?", fragt sie mich, worauf ich seufze.
„Anstrengend. Neue Schüler." Ich schüttle den Kopf. „Ich glaube nicht, dass alle bleiben werden, aber solange sie Lust darauf haben, etwas zu lernen, nehme ich das Geld gerne. Und Chad testet wie jede Woche meine Geduld." Schon beim Gedanken an den rotzigen Teenager erhöht sich mein Puls. Ich reibe mir das Gesicht. „Jede Woche dasselbe. Er übt nicht, aber dann ist die Gitarre daran schuld, dass es zu schwer ist und dass man sich das alles ja nicht merken kann. Ich weiß nicht, wie ich es ihm noch einfacher machen kann."
Mum lacht. Sie tätschelt tröstend meinen Oberarm. „Es ist nicht deine Schuld. Du weißt doch, wie Teenager sind. Du warst selbst das beste Beispiel."
Ich schnaube. „Ja, ich war ein Monster, aber ich konnte Gitarre spielen." Amüsiert schüttle ich den Kopf. „Vielleicht wird er besser, sobald seine Hormone nicht mehr sein Denken bestimmen. Oder er sucht sich ein anderes Hobby." Ich zucke mit den Schultern. „Solange seine Eltern mir regelmäßig die Kasse füllen, ist mir das aber auch recht egal. Die Stunde pro Woche halte ich durch."
Mum schlägt ein Bein über das andere. Sie pustet in ihren Kaffee, ihre Augen ruhen jedoch auf mir. „Und wie geht es deiner Freundin?" Dass sie das Wort Freundin so betont, als würde sie mich damit necken wollen, bringt mich zum Grinsen. Mum trinkt einen Schluck Kaffee. Ihre Tasse behält sie in ihren Händen, als würde sie sich daran wärmen wollen.
„Ilaria geht es gut, vielen Dank der Nachfrage."
„Wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?"
„Bald sind es drei Monate", antworte ich nach einem kurzen Moment.
„Sie tut dir gut", meint Mum lächelnd. „Du wirkst verändert. Glücklicher. Ich glaube sogar, dass du ein wenig abgenommen hast."
„Falls das so ist, weiß meine Waage noch nichts davon", entgegne ich ihr.
„Ach, Killian." Ich zucke mit den Schultern. „Hat sich dieses Social Media Drama eigentlich aufgeklärt? Das mit den Kommentaren?"
Ich nicke. „Ja, seit ein paar Tagen ist Ruhe. Mal sehen, wie lange es dieses Mal hält. Ilaria will dagegen auch nichts unternehmen. Ich meinte zwar, dass sie gegen dieses Mädchen vorgehen könnte, aber sie möchte das nicht. Von wegen ‚Kein Öl ins Feuer gießen' oder so. Außerdem waren die beiden beste Freunde. Sie will nicht, dass das ausartet."
„Manchmal macht man es sich schwerer, als es sein sollte, hm?"
„Ja", stimme ich ihr zu. „Ilaria ist zu gutgläubig, in dem Punkt sogar naiv. Sie hofft immer noch, dass sich das Problem irgendwie klären lässt und sie wieder Freunde sein können. Oder sich zumindest so gut verstehen, dass sie ab und zu Kontakt haben." Ich lege meine Stirn in Falten. „Wenn du mich fragst, kann sie froh sein, so jemanden nicht mehr in ihrem Leben zu haben. Eine Freundin, die deine eigenen Unsicherheiten gegen dich einsetzt und dich öffentlich angreift, ist keine Freundin. Ohne dieser Brooke geht es Ilaria viel besser."
„Frauen können manchmal sehr grausam zueinander sein", spricht Mum mit Bedauern in ihrer Stimme. Sie nimmt einen weiteren Schluck ihres Kaffees. „Wie auch immer. Was tut sich sonst so?"
„Das Übliche. Der Alltag hat sich eingestellt. Abends spaziere ich zu Ilaria, dann essen wir zusammen oder sehen uns einen Film an, dann hau ich wieder ab und gehe nach Hause."
Mum kichert. „Die extra Bewegung tut dir gut." Sie tätschelt meinen Bauch, worauf ich ihr einen bösen Blick zuwerfe. „Deine Waage wird das auch noch mitbekommen."
„Danke, Mum."
Sie kichert erneut. „Steh auf, wir fangen an."
„Yes, ma'am."
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Apple Pie
Romance[abgeschlossen] Nach einer langen Nacht im Club beschließt der übernächtigte Musiker Killian, sich einen Kaffee und ein Stück Apple Pie aus seinem liebsten Coffee Shop zu holen. Sein Plan, nach Hause zu gehen, eine Dusche zu nehmen und anschließend...