In den ersten Kisten fand Kaisa hauptsächlich Stoffe, die zwar schön, aber nichts besonderes waren. Aber dann kamen Kisten mit Perlen und Juwelen. Ohne zu überlegen welche sie nehmen sollte, entschied Kaisa sich dazu einfach einmal in die Truhe zu greifen und sich eine Hand voll herauszunehmen. Das machte sie bei jeder Kiste, bis ihre Taschen voll waren. Prall gefüllte Beutel mit Schmuck und Juwelen.
Irgendwann hielt sie dann auch noch vier Kleider und sogar ein Diadem in den Händen.
Ein Raubzug wie er im Buche steht. Ein Erfolg wie er größer kaum sein konnte und ein herber Verlust für den nun ehemaligen Besitzer.
Auf dem Weg zurück hörte Kaisa die Stimme ihrer Mutter aus einer der Kajüten. Sie schrie und lachte böse. Neugierig näherte Kaisa sich und trat einfach ein. Piraten mussten nicht vorher anklopfen und dann auf eine Antwort warten. Es sei denn, sie wollten in die Kajüte ihres Kapitäns.
In dem reich ausgestatteten Zimmer stand Lara mit ihren Stiefeln mitten auf einem samtigen Teppich. Vor ihr kauerte ein Mädchen zitternd vor Angst auf dem Boden. Sie war etwa in Kaisas Alter. Das Mädchen war hübsch frisiert, trug ein wunderschönes, traumhaftes Kleid und eine Per,Enkeltöchter um den Hals. Die zierliche Krone auf ihrem Kopf verriet ihre Position.
„Eine Prinzessen", stellte Kaisa amüsiert fest. Sie tat herablassend, obwohl sie in Wirklichkeit eifersüchtig war. Eine Prinzessin müsste man sein, um so schöne Sachen zu haben. Wie gerne würde Kaisa sich einfach in dem Schloss dieser Prinzessin einnisten und ihren Platz einnehmen. Etwas, was unmöglich war.
„Wie viel Lösegeld wir wohl für sie bekommen werden?", meinte Kaisa und musterte das verängstigte Mädchen.
„Oh, überhaupt keines", entgegnete Lara völlig überraschend. Irritier wanderte Kaisas Blick zu ihrer Mutter.
„Nicht?", hakte sie nach.
„Nein! Ihr Vater soll ruhig unter dem Gedanken leiden seine Tochter verloren zu haben!"
Ein leises, klagendes Wimmer kam von der Prinzessin.
„Aha". Verwundert Kaisa sich über das Verhalten ihrer Mutter. „Du willst ihm also ihre Leiche schicken?"
„Auf keinen Fall. Jedenfalls noch nicht!"
„Wieso nicht?"
„Das braucht dich nicht zu interessieren!"
Kaisa wusste dass es keinen Sinn hatte länger darüber zu diskutieren. Ihre Mutter war stur, und das hier würde zu keinem Ergebnis führen.
Außerdem sie hatte keine Lust auf einen weiteren Streit, weshalb sie sich einfach wieder zurück zog und sich auf den Weg in ihre Kajüte machte. Auf dem Weg blieb sie aber stehen und musterte die Gefangenen. Wahrscheinlich würde demnächst aussortiert werden bei wem es sich lohnen würde ihn als Sklave zu verkaufen, und bei wem nicht.Aber bevor es so weit kommen konnte, kam Lara ebenfalls hinzu und musterte die Gefangenen.
„Du da!", sie deutete auf einen schmächtigen Junge, nicht älter als 15 Jahre. Die Piraten reagierten sofort und zogen den Kerl aus der Gruppe, nur um ihn der Piratin vor die Füße zu schubsen. Der Junge war kreidebleich, als er mit zittrigen Knien vor der angsteinflößenden Frau stand.
„Wie heißt du?", wollte Lara streng wissen.
„P-P-Pit...", stammelte er ängstlich. Er machte den Anschein als würde er demnächst umkippen. Seiner Kleidung nach zu urteilen war er auch nur ein einfacher Küchenjunge.
„Also ... Pit ..." . Sie packte das Gesicht des Jungen und starrte ihm feindselig in die Augen. Während der Kleine vergeblich versuchte dem Blick auszuweichen, redete Lara bedrohlich weiter: „Wenn ich dich gleich mit einem kleinen Ruderboot auf die Wellen setzte, fährst du zurück zu deinem Herzog, und überbringst ihm die Nachricht, dass seine geliebte kleine Tochter mittlerweile erschlagen am Grund des Ozeans zu Fischfutter geworden ist! Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Von dem Küchenjunge kamen ängstliche Laute der Zustimmung. Lara lies ihn los und bedeutete ihren Piraten dem Junge ein Boot zu besorgen.Verwundert über das Verhalten ihrer Mutter verdrückte Kaisa sich in ihre eigene Kajüte. Sie stellte sich mit den prunkvollen Kleidern nach und nach vor den Spiegel, der tatsächlich auch ihr gehörte.
Sehnsüchtig betrachtete Kaisa sich selbst im Spiegel. Gleichzeitig waren ihre Gedanken bei der Prinzessin. Sie würde nie wieder zurück kommen. Es währe also sogar wirklich ein Platz frei geworden.
Zwar gab es beträchtliche Unterschiede was das Aussehen betraf, aber Kaisa hatte schon einen Plan. Sie hatte ihr ganzes Leben auf den Schiffen und zwischen den Piraten verbracht. Sie kannte alles und Jeden hier. Und jeder kannte sie. Und einer von den Piraten war früher einmal eine Schneiderin gewesen. Eine weitere Piratenbraut in dieser Flotte. Sie war immer freundlich zu Kaisa gewesen und hatte ihr sogar ihr Geheimnis anvertraut. Die Schneiderin konnte magischen Schmuck herstellen.Plötzlich verwandelte sich die Idee zu einem Plan und setzte sich in Kaisa fest. Entschlossen eilte Kaisa aus ihrer Kajüte. Ohne zu zögern, aber stetig darauf bedacht von niemandem gesehen zu werden rannte sie zu der Kajüte in der die Schneiderin wohnte. Sie war hoch angesehen, weil sie alles reparieren konnte was man auch nähen konnte.
Auch hier platzte Kaisa einfach durch die Tür. Zwischen Stoffen ohne Ende saß eine etwas ältere Frau. Sie lächelte freundlich, als sie Kaisa erkannte.
„Kaisa, was kann ich für dich tun? Hübsch siehst du aus!"
Verblüfft schaute das Piratenmädchen an sich herab. Sie trug noch das edle Gewandt.
„Ach so, das ... . Kann ich dich um einen Gefallen bitten?"
„Wenn es darum geht deiner Mutter nicht zu erzählen dass du mit diesen Kleidern nun auch schon über das ganze Schiff tänzelst, dann ist das kein Problem!", lachte die Schneiderin und und steckte ein paar Nadeln in einen Stoff. Zwei andere nahm sie zwischen die Lippen.
„Das meine ich nicht!"
„Sondern...?". Die Schneiderin nahm eine der Nadeln zwischen ihren Lippen hervor und steckte sie ebenfalls in den Stoff.„Ich brauche eine magische Kette!", platzte es aus Kaisa heraus. Die Schneiderin erstarrte. Dann nahm sie die verbliebene Nadel aus dem Mund, legte sie behutsam auf den Stoff und stand auf. Sie lief ruhig zu der Tür, vergewisserte sich dass niemand lauschte und schloss sich dann mit Kaisa in ihrer Kajüte ein.
„Eine magische Kette, wofür?", wollte die Schneiderin eindringlich wissen. Kaisa seufzte.
„Damit ich aussehe wie die Prinzessin!"
„Ah, ich verstehe", murmelte die Schneiderin und tänzelte um die Stoffe herum zu einer Truhe, die sie auch erst von Stofffetzen befreien musste. Dann öffnete sie den Deckel eine Hand breit.Kaisa versuchte einen Blick auf das zu erhaschen was sich im Inneren der Kiste verbarg, aber die Schneiderin war schneller. Ein Griff ins dunkle Innere und schon hatte sie, was sie suchte. Der Deckel schloss sich knarrend wieder. In den Händen hielt die Schneiderin eine Perlenkette. Weiße, schimmernde Perlen, die vom Verschluss aus nach unten immer größer wurden. Die größte Perle war mit einem leicht bläulichen Schimmer versehen.
„Ich glaube, das ist es, was du brauchst", meinte die Schneiderin leise. „Mit dieser Kette kannst du jede menschliche Gestalt annehmen. Es muss lediglich dein Alter und Geschlecht sein. Nur die Kleidung kann nicht mitverhandelt werden."
„Wow!", staunte das Piratenmädchen fasziniert. Der schimmernde Glanz der Kette hatte sie in ihren Bann gezogen.
„Die Verwandlung hält an, so lange du die Kette um den Hals trägst. Sobald du sie abnimmst, oder sich auch nur der Verschluss öffnet, verwandelst du dich sofort in deine ursprüngliche Gestalt zurück!", erklärte die Schneiderin weiter.
Zögerlich überreichte sie die Kette an Kaisa.
„Pass auf dich auf!", warnte die Schneiderin und öffnete die Tür.
„Ich danke dir!". Überglücklich schlang Kaisa kurz ihre Arme um die Schultern der Schneiderin, bevor sie sich eilig davon machte.
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die Piratenprinzessin
FantasyDer erste Hauptcharakter ist die Tochter einer berühmt berüchtigten Piratin. Eines Tages entert die Flotte dieser Piratin ein Schiff der Herzogsfamilie der Inselnation. Auf dem Schiff befindet sich auch die älteste Tochter des Herzogs. Die Piratin w...