Kapitel 3

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Alle Piraten waren damit beschäftigt die Fracht zu verladen und die Gefangenen in den Zellen unter zu bringen. In dem Durcheinander kam Kaisa unbemerkt zurück in ihre Kajüte, wo sie sich einen zermürbten Mantel über die Schultern warf. Sie trug immer noch das königliche Gewand und den Schmuck. Den wollte sie nicht hier lassen. Außerdem würde es sie glaubhafter machen, wenn sie auch so gekleidet war wie eine echte Prinzessin.

So verkleidet schlich Kaisa wieder aus ihrer Kajüte. Die Perlenkette der Schneiderin hatte sie fest zwischen ihren Fingern. Sie würde erst von dem Zauber Gebrauch machen, wenn sie außer Reichweite der Piraten war. Sonst würden alle sie für die Prinzessin halten. Und wenn sie sich zu erkennen geben würde, währe auch die Schneiderin in Schwierigkeiten. Was Lara betraf, die würde es ihrer Tochter nie verzeihen sich einfach weggeschlichen zu haben.

Von Deckung zu Deckung huschend gelangte Kaisa schließlich zu den Beibooten. Sie war eine geübte Piratin, es stellte also kein Problem dar das Boot zu Wasser zu lassen. Kaum war das Beiboot auf den Wogen, lies Kaisa sich hineinfallen. Schwer atmend vor Aufregung schaute sie zurück nach oben. Die Taue hingen wie tote Schlangen von den Masten. Die Seegel waren eingezogen.

Ein Grinsen huschte über Kaisas Gesicht. Sie würde das alles zwar schon vermissen. Aber für das Leben im Luxus war das hier doch ein geringer Verlust.  Entschlossen ergriff Kaisa die Ruder und fing an zu Paddeln. Die großen Schiffe lies sie schnell hinter sich. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis Kaisa sich sicher fühlte. Aber als es so weit war, war Kaisa ganz hibbelig vor Freude.
„Jetzt bin ich die neue Prinzessin!". Sie legte sich die Kette um den Hals. Sie war so eng, dass man sie sich auf keinen Fall über den Kopf streifen konnte. Kaum dass Kaisa die Hände von der Kette nahm, fing die Verwandlung direkt an. Ihre Haut wurde heller. Ihre hellbraunen Haare wechselten zu goldbraunen, künstlichen Locken. Ihre Haut wurde bleicher und sie spürte auch wie sich ihre Gesichtszüge verzerrten. Zu gerne hätte sie sich nun in einem Spiegel angeschaut, aber den hatte sie in ihrer Kajüte gelassen.

Trotzdem war Kaisa zuversichtlich, dass alles geklappt hatte. So als Prinzessin ergriff sie nun wieder die Ruder. Es gab keinen Weg zurück. Und das hier war die einzige Chance, um ihr altes Leben gegen ein neues einzutauschen.

Die Wellen klatschten gegen die Bootswände. Manche Wellen schwappten auch über den Rand und durchnässten die Schuhe der falschen Prinzessin. Auch der mit Spitze verschönerte Saum des Kleides wurde dunkel und schwer.

Irgendwann tauchte ein Schiff am Horizont auf. Es hatte die selbe Fahne wie das Schiff, das mittlerweile wohl schon versenkt war.

Kaisa ruderte auf das Schiff zu. Tatsächlich war dies ein Schiff des Herzogs. Und die Besatzung erkannte die falsche Prinzessin als die echte.

„Die Prinzessin!". Die Rufe schallten über das ganze Deck. Sofort sprangen ein paar Matrosen ins Wasser, nur um Kaisa zu helfen und sie an Deck zu bringen. Einen Moment später stand sie als Prinzessin Marigold an Bord eines heimkehrenden Schiffs des Herzogs der Inselnation.

Zur selben Zeit saß die echte Prinzessin alleine in einer Kajüte. Sie war an einen Stuhl gefesselt, aber nicht geknebelt. Sie hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und versucht sich zu sammeln. Der Raum war leer. Nur der Stuhl, auf dem sie saß, war hier als Einrichtung vorhanden. Auch wenn das hier keine richtige Zelle war, war es nicht weniger ungemütlich. Neben der Prinzessen war auch noch ein Pirat in dem Raum. Er war noch nicht wirklich erwachsen, hatte braune, verzottelte Haare, braune Augen und schmutzige Kleidung. Er spielte mit einem Messer herum, während er gelangweilt auf den Boden starrte. Marigold wusste, dass dieser Typ darauf aufpassen musste, dass sie nicht entkommen konnte. Allerdings wirkte er nicht sonderlich glücklich oder zufrieden.
Vielleicht war das die Chance, die Marigold zur Flucht verhelfen konnte.

„Wie heißt du eigentlich?", versuchte die Prinzessin ein Gespräch anzufangen.
„Wieso sollte dich das interessieren?", fragte der Junge missmutig zurück und hielt es nichtmal für nötig Marigold anzuschauen.
„Also mein Name lautet Marigold", lies sich die Prinzessin nicht beirren. Der Junge lachte und hob den Kopf. Er starrte sie direkt an.
„Wer hat sich denn diesen bescheuerten Name ausgedacht?", fragte er kichernd. Marigold stieg die Schamröte in die Wangen. So schlimm war ihr Name doch gar nicht!
„Das verrate ich dir, wenn du mir sagst, wie du heißt!"
Der Pirat zog eine Augenbraue hoch.
„Na gut. Ich bin Eden. Also, wer hat sich diesen Name ausgedacht?"
„Keine Ahnung, damit bin ich einfach aufgewachsen."
„Opfer!"
„Kannst du mir vielleicht die Fesseln lockern? Sie tun so weh!"
„Ha ha. Netter Versuch. Keine Chance." Eden wirkte vollkommen desinteressiert.
„Schön habt ihr es hier. Also für ein Piratenschiff", startete Marigold einen weiteren Versuch. Bislang war Eden ziemlich wortkarg gewesen.
„Schön? Pah. Frag mal die die das sauber zu halten haben!"
Marigold grinste in sich hinein. Jetzt hatte sie ihn geknackt. Das war überraschend schnell gegangen.
„Wieso? Ist das schwer?", fragte sie.
„Wir können ja gern mal tauschen. Ich hab jedenfalls keine Lust Tag ein Tag aus das Deck zu schrubben, während die anderen nur saufen!"
„Hört sich aber nicht so nett an".
„Ist es auch nicht!"
Dann schwiegen beide einen Moment lang.

„Was, wenn ich dir ein Angebot machen würde?", nahm Marigold das Gespräch wieder auf.
„Du mir ein Angebot?", lachte Eden verächtlich.
„Wenn du mir hilfst zu fliehen, könntest du ein neues Leben anfangen. Ein besseres Leben".
Edens Augen leuchteten überrascht auf Marigold hatte ins Schwarze getroffen.
„Wie stellst du dir das vor?", wollte Eden neugierig wissen.
„Mein Vater würde dich reich entlohnen, wenn du mich zurück bringst!"

Eden überlegte noch lange.
„In Ordnung!"

Wie naiv er doch war. Die versprochene Entlohnung währe der Kerker. Dessen war Marigold sich sicher.

die PiratenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt