Kapitel 23

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Die Bäume ragten zu beiden Seiten hoch in den Himmel auf. Links und rechts gab es nichts als Wald. Bäume über Bäume und noch mehr Bäume. Zwischendrin Büsche, Dornen, Pilze und Moos. Vermischt mit dem salzigen Geruch des Meeres, der bald intensiver war als der Waldgeruch selber.
Eine Gruppe von Wachen hatte sich am Waldrand positioniert. Der Herzog war zusammen mit Angeus, Kaisa, Marigold und Annie unterwegs.

Seit dem Attentat waren bald zwei Wochen vergangen. Kaisa hatte sich inzwischen dem Herzog vorgestellt. Er hatte sie begnadigt, und sie bis zum heutigen Tage auch bei sich wohnen lassen. Der Spaziergang war nun doch schon länger geplant. Die viel jungen Leute und der Herzog wollten sich in einem intensiven Gespräch auf eine Lösung einigen. Dafür wollten sie ungestört sein. Aus diesem Grund hatten sie sich für den Wald, und nicht für den Schlossgarten entschieden. Sogar die Wachen durften nicht dabei sein.

„Also eigentlich ist es doch wohl selbstverständlich, dass die Hochzeit unwirksam ist. Angeus, du wurdest meiner Tochter versprochen- Ich finde das soll auch so durchgezogen werden!", meinte der Herzog und kam damit direkt auf das anstehende Thema.
„Es tut mir Leid, aber meiner Ansicht nach, ist die Hochzeit nicht in Frage zu stellen. Zumal Kaisa und ich nichts an der aktuellen Situation ändern wollen!", widersprach Angeus ohne langes Zögern.
„Genau. Wir lieben uns, und die Hochzeit aufzuheben währe kompletter Schwachsinn!", stimmte Kaisa ihm zu.
Der Herzog räusperte sich.
„... währe irrsinnig!", verbesserte Kaisa sich. Der Herzog legte großen Wert auf vornehme Ausdrucksweise.

„Auch meinerseits ist es nicht von Nöten", stellte sich auch Marigold auf die Seite des Paares. „Ich empfinde für Angeus nicht mehr als Freundschaft. Wir würden vermutlich nie so glücklich werden wie wir beide es uns für unser Leben wünschen würden!"
„Auch ich sehe es nicht anders, als Marigold es eben beschrieben hat!"

„Nun gut, aber einig bin ich noch nicht. Immerhin ist diese Hochzeit zwischen euch beiden  wirtschaftlich vorteilhaft. Sowohl was Handel angeht, als auch die Verteidigung angeht. Ein Bündnis, das durch diese Hochzeit besiegelt wäre!", erklärte der Herzog.

„Aber genau darum geht es doch!", ärgerte sich Marigold, was ihrem Tonfall auch deutlich zu entnehmen war.
„Wie meinst du das jetzt?", wunderte der Herzog sich.
„Es geht immer nur um das Land, die Bürger, das Wohl des Landes. Natürlich ist das wichtig, das will ich auch gar nicht in Frage stellen. Aber es geht doch nicht nur darum!". Marigold schaute ihren Vater an, aber der hatte noch immer nicht verstanden, was seine Tochter von ihm wollte.

„Meine Geschwister und ich, wir sind wie Schachfiguren in deinem Schachfeld! Diana ist jünger als ich, aber sie wurde auch schon einem Bräutigam zugeteilt. Prinz Kalle, um genau zu sein. Nur um das Bündnis mit dem Königreich Fandal zu sichern.
Und wenn Domenik sich nicht weigern würde, wäre er mit der Tochter des Kapitäns der Handelsflotte verlobt, damit wir sicher mit Warenlieferungen über See rechnen können ... . Domenik hat als Junge ein höheres Mitspracherecht als wir Mädchen. Aber nur weil er dieses Mädchen nicht mag, wo ich ihn vollkommen verstehen kann, und weil er nicht zu allem Ja und Amen sagt, wird er direkt als rebellisch abgestempelt.
Diana und ich werden nichtmal gefragt. Keiner interessiert sich wirklich dafür was wir wollen oder an was wir Spaß haben!"

Die Standpauke der Prinzessin versetzte alle Anwesenden in Schweigen. Eine lange Pause, in der Marigold versuchte wieder zu Atem zu kommen, den die Rede ihr genommen hatte.

„Ihr seht das wirklich so?", wollte der Herzog nach einer Weile wissen. Marigold nickte betreten.
„Na schön", seufzte der Herzog. „Generation für Generation war es nie anders, aber ich neige mich dem Gedanken ab euch unglücklich zu machen. Wenn euch dieses Prinzip so missfällt, werden wir es überdenken und vielleicht einigen wir uns auch in diesem Punkt auf eine  Lösung!"

die PiratenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt