Kapitel 11

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Durch den Mix aus Talent und Glück schaffte Kaisa es sich um das Nachmittagsprogramm zu drücken.
Viel lieber wollte sie noch mehr Zeit mit ihrem Zukünftigen verbringen. Sticken konnte sie ja sowieso nicht.

Glücklicherweise hatte auch Angeus ein langes Gespräch mit seiner Mutter umgehen können, sodass das Paar endlich wieder Zeit für sich hatte. Allerdings wählten sie für ihren Spaziergang nicht wieder den Strand, sondern den hinteren Teil des Gartens.

„Wirklich schön hier", fand Angeus. Das Paar saß auf einer einsamen Bank am Wegesrand und schaute auf die zahllosen Blüten an den Büschen und Sträuchern.
„Ja, finde ich auch", stimmte Kaisa ihm zu. „Wo bist du am liebsten, wenn du bei dir Zuhause bist?"
Angeus verzog leicht das Gesicht. Die einfache Ausdrucksweise der Prinzessin irritierte ihn, auch wenn es ihm eigentlich gefiel wie locker sie doch war.
„Im Wald", antwortete er. Kaisa schmunzelte.
„Fährst du gerne auf Schiffen?", hakte sie weiter nach.
„Naja, ich mache es nun nicht gerade häufig, aber ja, es ist schön. Wieso fragst du?"
„Wegen einer schönen Fahrt über die Wellen, direkt nach unserer Hochzeit!", erwiderte Kaisa.
„Bist du dir sicher?", fragte Ang überrascht.
„Ja, wieso nicht?", lächelte Kaisa.
„Hast du keine Angst, dass wieder Piraten kommen?", erläuterte Ang seine Befürchtung.
„Nein. Davon lasse ich mich nicht zurückschrecken".

Beide lachten.

„Du hast mich bis jetzt ja ziemlich ausgefragt. Aber wie sieht es mit dir aus? Was machst du gerne? Also wenn du nicht gerade irgendwelchen Verpflichtungen nachkommen musst?", wollte Ang wissen.
„Ich ...". Kaisa stockte. Sie liebte es auf den Schiffen herum zu turnen, aber das würde eine Prinzessin wohl nie machen. Sie musste sich also irgendetwas ausdenken.
„Du hast wohl kaum Freizeit, was?", schlussfolgerte Ang aus dem nachdenklichen Schweigen. Kaisa nickte hastig. Das schien die beste Lösung zu sein.
„Dann hat sich das zum letzten Mal ja kaum verändert", stellte der iunge Adlige mitfühlend fest. „Entschuldige bitte wenn ich jetzt sondiert frage, aber fühlst du dich immer noch so bevormundet von deinem Vater? Deine Schwester hat mir das bei meinem letzten Aufenthalt hier anvertraut".
Kaisa stutzte. Bevormundet? Was bedeutete das überhaupt? Etwa so was wie alles bestimmen? Über jemanden bestimmen und ihn kontrollieren? Wenn ja, dann würde sich das so in etwa mit dem decken was sie bisher erfahren hatte, aber schön war das alles nicht gerade.

„Wollen wir vielleicht über was anderes reden?", schlug sie vor. Sie mussten sich ja nicht gerade über etwas unterhalten von dem sie keine Ahnung hatte.
„Gerne, wenn es dir damit besser geht", willigte Ang sofort ein, der das Unbehagen seiner Verlobten nicht entgangen war. Kaisa lächelte dankbar. In dem Moment viel ihr die Kette an Angs Hals auf, die sie ihm vorher geschenkt hatte.
„Du trägst sie noch!", stellte Kaisa erfreut fest. Ang schaute an sich herab zu dem Anhänger.
„Natürlich trage ich sie noch! Schließlich war er ja ein Geschenk. Von dir!"
Kaisa wurde rot, was Ang zum Grinsen brachte. Dann zog er Kaisa ohne Vorwarnung an sich heran. „Ich hätte nie gedacht, dass ich dich doch noch so lieben könnte!". Mit diesen Worten fing er an Kaisa auf die Lippen zu küssen. Kaisas Herz machte einen Freudensprung. Sie erwiderte den Kuss. Aber er ging viel zu schnell vorbei.

Ein Moment des Schweigens brach über das Paar herein. Einen Moment lang war jeder nur bei sich, in seinen Gedanken. Einen Moment lang sagte niemand etwas. Vereinzelte Vögel sangen ihre Liedchen, irgendwo spielten Kinder lauthals lachend ein gemeinsames Spiel.

„Was meintest du eigentlich mit dem, dass du nie gedacht hättest mich doch lieben zu können?", fragte Kaisa schließlich.
„Das weißt du nicht?", wunderte sich Ang. Er verstand seine Verlobte bei vielem nicht mehr, aber er lies es einfach auf sich beruhen.
Kaisa schüttelte den Kopf.
„Dein Vater hat unserer Verlobung nicht zugestimmt, weil ich ihn darum gebeten habe", erklärte er zögerlich.
„Ach nein?", erwiderte Kaisa verdutzt.
„Nein. Meine Mutter hat das für mich arrangiert!"
„Aber ...". Kaisa überlegte kurz, ob sie diese Frage wirklich stellen sollte. Aber dann fuhr sie fort: „ ... warum hast du dann bei diesem Vorhaben mitgemacht, wenn du es gar nicht wolltest?"
„Das ist doch unwichtig", winkte Ang ab.
„Naja, eigentlich ... . Es interessiert mich eben", drängte Kaisa.
„Willst du es einfach nur nochmal von mir hören? Ich meine ... eigentlich weißt du es doch schon längst!"
„Bitte Ang, spann mich nicht länger auf die Folter, sag schon!"
Angeus seufzte schwer.
„Um den angekratzten Ruf meiner Familie wieder herzustellen. Aber das heißt nicht, dass ich es nur deswegen machen würde. Ich liebe dich wirklich, Marigold. Besonders seit dem du dich so verändert hast! Ich liebe dich!". Angeus gab Kaisa einen erneuten, sanften Kuss auf die Wange.
Die falsche Prinzessin zwang sich zu einem Lächeln. Er liebte sie. Offenbar auch ihren Charakter. Sogar mehr als den der wahren Prinzessin. Aber würde Angeus seine Meinung beibehalten wenn er die Wahrheit erfahren würde?

„Hast du eigentlich Geschwister?", versuchte Kaisa wieder ein Gesprächsthema zu finden. Ang lachte leise.
„Ich bin der jüngste von fünf Brüdern", erklärte er.
„Oh", staunte Kaisa. „Keine Schwestern?"
„Nein. Nicht eine. Aber wozu eine oder mehrere Schwestern, wenn ich ab übermorgen die schönste und liebenswerteste Frau der Welt mein eigen nennen kann?!"
Kaisa war irritiert. So kompliziert hatte Angeus noch nie gesprochen. Aber dann begriff sie:
„Übermorgen?", jauchzte sie. Angeus nickte zustimmend.
„Wir heiraten übermorgen?", wiederholte Kaisa ungläubig.
„Ja!", bestätigte Ang.
„Juhu!". Begeistert sprang Kaisa von der Bank auf. Auch Angeus erhob sich. Kaum hatte er einen sicheren Stand, fiel Kaisa ihm um den Hals.
„Übermorgen - ich kann es kaum erwarten!". Sie hauchte ihrem Geliebten einen Kuss auf die Lippen. In zwei Tagen war die Sache geregelt. Sie wäre verheiratet, mit dem Mann ihrer Träume.

die PiratenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt