Kapitel 7

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„Was ist passiert?", wollte Eden leicht verstört von Marigold wissen, als er es zumindest mal geschafft hatte sich aufzusetzen.
„Woher soll ich das denn wissen?", entgegnete die Prinzessin.
„Vielleicht weil du uns diese Scheiße hier eingebrochen hast?", meinte Eden vorwurfsvoll.
„Ich? Ich habe es dir in die Hand gegeben mich von dem Piratenschiff wegzubringen!", protestierte Marigold.

Zwischen den beiden entbrannten ein Streit. Sie hatten schließlich nichts besseres zu tun:

„Und das habe ich doch wohl auch zu deiner Zufriedenheit erledigt, oder?", äffte Eden eine vornehme Ausdrucksweise nach.
„Nein, ich bin keineswegs zufrieden!"
„Was kann ich denn dafür, wenn du nicht mal weißt, wie du nach Hause kommst?"
„Wie gesagt, es lag in deiner Verantwortung!"
„Nein, du wolltest nur von Bord, das habe ich gemacht. Der Rest war purer Eigennutz! Es ist alles deine Schuld!"
„Ich habe wenigstens ein Schiff gefunden, das uns aufgenommen hat!", schrie die Prinzessin unbeherrscht.
„Toll, ein Schiff das gesunken ist. Sehr gut, Bravo!"
„Dafür kann ich doch nichts!"
„Weißt du was, es war ein Fehler mich von dir überreden zu lassen. Ich hätte dich einfach knebeln sollen!", schnauzte Eden.
„Und ich hätte einen fähigeren Piraten anheuern sollen mir zu helfen!"

Während Eden und Marigold mit streiten beschäftigt waren, durchstreiften zwei weitere Schiffbrüchige den nahegelegenen Wald. Annie und Viktor. Sie waren die beiden letzten Überlebenden aus der Crew. Momentan waren sie auf der Suche nach Baumaterial für eine Hütte und Brennholz.

„Glaubst du wirklich, dass das funktioniert?", wollte Viktor wissen und kickte genervt einen Stein vor seinen Füßen in das nächste Gebüsch. Er hatte schwarze Haare und einen dunkelbraunen Bart. Seine Augen waren kastanienbraun und er trug noch seinen Matrosenanzug, nur ohne Mütze.

„Was meinst du?", hakte Annie ebenso genervt nach. Sie war eine junge Frau mit langen, rötlichen Haaren. Sie hatte schon früh gelernt zuerst an sich zu denken. Sie war nicht froh, alles was sie hatte mit Viktor teilen zu müssen, aber alleine war diese Schicksalsprüfung nicht zu meistern.

„Glaubst du wirklich, dass die Falle funktioniert?", verbesserte sich Viktor.
„Wenn unsere beiden Köder irgendein Raubtier nahe genug an sich heran locken, dann wir die Falle funktionieren!", versicherte Annie.

Die beiden Überlebenden hatten die aufgegriffenen Neuzugänge als Köder an einen Stein gefesselt, und Fallen um sie herum aufgebaut, in der Hoffnung irgendwelche Raubtiere damit zu Nahrung verarbeiten zu können.

„Sei mal still!", zischte Viktor plötzlich. Annie gehorchte. Aus dem Gebüsch drang ein Röcheln und Schnaufen zu den beiden durch.
„Was ist das?", hauchte Viktor. Anni schüttelte ebenso unwissend den Kopf. Allerdings klärte sich diese Frage schnell, als plötzlich ein monsterhaftes Ungetüm aus dem Unterholz hervor brach. Es lief auf zwei Beinen, stützte sich aber noch mit den Armen ab, wie ein Affe. Es war allerdings viel größer. Größer als ein großer Mensch. Statt Fell war seine grünliche Haut mit Glibber überzogen und Speichel tropfte dem Monster aus dem übergroßen Unterbiss. Es hielt nur kurz an um zu brüllen. Dann machte es einen Satz vor und packte Viktor. Es hob den schockierten Seemann hoch, und schob ihn sich einfach in den Mund. Dass Viktor sich wehrte und versuchte sich mit aller Kraft zu befreien, schien das Monster nicht mal zu interessieren. Nach nur zwei Augenblicken existierte von Viktor nur noch das Blut, das sich um das Maul des Monsters verteilt hatte.

Annie zögerte nicht mehr länger und rannte los. Bloß weg von hier!

Marigold und Eden weigerten sich inzwischen sich auch nur noch anzusehen, als Annie  verängstigt aus dem Wald gerannt kam, und schwer atmend bei den beiden gefesselten Leuten stehen blieb.

„Hey, mach uns los!", nutzte Eden sofort die Chance, war dabei allerdings nicht sonderlich freundlich.
„Euch los machen? Es ist schon schwer genug zu jagen, und dann auch noch ohne Köder!", schnaufte Annie.
Eden wurde blass als er verstand was Annie damit meinte.
„Ist alles in Ordnung bei dir?", ging Marigold gar nicht erst auf dieses Thema ein. Annie zog irritiert die Augenbrauen hoch.
„Ernsthaft?", fragte sie ungläubig.  Die Prinzessin. Diese Frau hatte irgendetwas an sich, was ihr besonders gut gefiel. Und es war nicht die Angst.
„Mein Kollege wurde eben von einem Monster gefressen, das ist hier los!", erklärte Annie. Marigold schaute sie groß an.
„Monster?", wiederholte sie verunsichert.
„Sag ich doch!"
„Wie gefährlich sind die denn?", wollte nun Eden wissen.
„Extrem!", antwortete Annie knapp.
„Aber ... würde es dann nicht mehr Sinn machen zusammen zu arbeiten?", schlug Marigold vor.
„Pah, netter Versuch!"
„Aber wir könnten alle aufeinander Acht geben, und uns gegenseitig Rückendeckung geben. Wenn es Nacht ist, kann auch immer einer Wache stehen ...".
„Schon gut, schon gut, du hast ja Recht!", willigte Annie ein. Sie zog ein Messer aus dem Gürtel und löste zuerst die Fesseln von Marigold, und dann von Eden.
„Ich bin übrigens Marigold, und das ist Enden", stellte Marigold sich und ihren Begleiter vor.
„Annie", ergänzte die junge Frau.

„Und jetzt?", wollte Eden wissen, während er sich die Handgelenke rieb.
„Das Schiff ist untergegangen, wir sitzen hier wohl noch ein Weilchen fest, also ... Vorräte sammeln und einen Unterschlupf finden!", entschied Annie.

Das Trio fing an die Insel zu durchstreifen. Sie sammelten Nüsse und Beeren. Eden war meisterhaft darin essbares von giftigem oder ungenießbarem zu unterscheiden. Auf der anderen Seite der Insel entdeckte die kleine Gruppe dann auch noch ein Haus. Es war ein Anwesen, allerdings verlassen.

„Das dürfte reichen!", fand Annie.
„Ich glaube, ich kenne dieses Haus!", merkte Marigold an.
„Du kennst das?", wunderte sich Eden. Auch Annie war überrascht.
„Ja, klar. Das ist das Ferienhaus des Grafen!", erkannte Marigold das Gebäude.
„Ferienhaus?! Ich währe froh wenn ich sowas als Hauptsitz hätte!", meinte Annie ungläubig.
„Ich war hier schon mal, ich glaube ich könnte mich noch zurechtzufinden", überlegte Marigold laut.
„Na hoffentlich", murmelte Eden zweifelnd.

Marigold führte die anderen beiden zu dem massiven Gittertor, das das Grundstück vom Rest der Insel abtrennte.
„Mist, verschlossen!", fluchte Annie verärgert.
„Und jetzt?", fragte Marigold besorgt.
„Drüber klettern?", schlug Annie vor.
„Das schaffe ich nie", merkte Marigold an.

„Mädchen", stöhnte Eden genervt und machte sich an dem Schloss zu schaffen.
„Als ob du ne bessere Idee hättest", lachte Annie. Eden warf ihr ein feindseliges Grinsen zu und wandte sich dem Schloss zu. Marigold versuchte einen Blick auf das zu erhaschen, was der Piratenjunge da trieb, aber bevor sie zu einer Erkenntnis kommen konnte, zog Eden das quietschende Tor auf.
„Hereinspaziert die Damen!", alberte er mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht.

„Ich nehm's zurück, nicht schlecht", brachte Annie ein Lob über ihre Lippen.

„So, was jetzt?", wollte Eden wissen.
„Wir warten bis der Graf mit seinen Schiffen kommt und fahren dann zurück aufs Festland!", erklärte sie Prinzessin.
„Woher weißt du, dass er gerade nicht da ist?", wunderte sich Annie.
„Sonst hätte Eden das Schloss nicht knacken müssen!", fuhr Marigold fort.

Zusammen gingen sie auf das große Gebäude zu.

„Dieses Schloss ist zu kompliziert", meinte Eden an der Eingangstür.
„Nicht dein Ernst?", hakte Annie enttäuscht nach.
„Sorry, keine Chance. Ich bin schließlich kein Zauberer!"

die PiratenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt