Kaisa und Angeus gingen zusammen über das sandige Ufer des Strandes. Die Brandung rauschte sanft über den Sand, trug eine feine Schicht ab, und spülte eine neue hin. Kaisa hatte sich bei ihrem Verlobten eingehakt und versuchte ein Gesprächsthema mit ihm zu finden.
„Hast du, ein Lieblingsessen?", fragte sie. Ihr fiel momentan einfach nichts besseres ein. Angeus lachte beschämt.
„Also ehrlich gesagt, bin ich es einfach noch nicht gewöhnt dass du dich wirklich für mich interessierst", meinte er.
„Ich weiß auch nicht, warum ich erst jetzt erkenne, wie glücklich ich sein kann mit dir verlobt zu sein", log Kaisa. Sie würde ihm gerne die Wahrheit über sich erzählen, aber die Angst ihn zu verlieren, war einfach zu groß. Vielleicht würde dann auch die Hochzeit platzen ... . Ein solches Risiko konnte Kaisa einfach nicht eingehen.
„Also, ich bevorzuge Geflügelgerichte", griff Angeus die Frage wieder auf.
„Geflügel?", wunderte sich Kaisa.
„Ich weiß, ungewöhnlich, nicht wahr?", lachte der junge Adlige. „Am liebsten Ente, besonders wenn man sie selber erlegt hat".
Kaisa nickte langsam un versuchte sich alles genauestens zu merken.
„Moment mal, dich ekelt das gar nicht an?", bemerkte Angeus.
„Nein, wieso?"
„Du hast dich echt vollkommen verändert", fand er.
„Oh, naja. Möglich ...?", entgegnete Kaisa unsicher.
„Jetzt bist du aber dran. Lieblingsessen?", fragte er. Kaisa grinste.
„Gebratene Kartoffeln!"
Angeus verzog das Gesicht.
„Einfach nur gebratene Kartoffeln?"
„Am besten noch mit Kräuterquark."
„Also beim letzten Mal haben dich so schlichte Sachen nicht interessiert".
„Schlimm?"
„Nein, gar nicht. Im Gegenteil. Gefällt mir. Also irgendwann gibt es Ente mit Ofenkartoffeln und Kräuterpasteten", lachte Angeus.
„Ja, gerne!", freute sich Kaisa.
„Also ich habe wirklich keine Ahnung was passiert ist, aber was auch immer es war, und was es mit dir gemacht hast, es gefällt mir!"
„Freut mich. Hast du ein Lieblingstier?"
„Hunde. Definitiv Hunde. Aber direkt danach auf Platz zwei sind auch schon Greifvögel. Bevorzugt Falken."
„Oui, ich liebe es Delfinen zu zuschauen. Wie sie aus den Wellen hüpfen und so", schwärmte Kaisa.
„Sag ich doch, wie ausgewechselt!"
„Das sagst du jedes Mal!"
„Stimmt auch wieder".
„Du, Angeus, ich hab noch was für dich", sagte Kaisa.
„Ach wirklich?"
„Hmhm", meinte sie zustimmend.
„Okay, ich bin gespannt. Aber ich habe zuerst eine Bitte an dich: Angeus klingt immer so förmlich. Wenn wir unter uns sind, dann nenne mich doch einfach nur Ang", bat der junge Adlige.
„Wie du willst, Ang", freute sich Kaisa und holte eine kleine Schachtel aus ihrer winzigen, unpraktischen Tasche.
„Hier, das ist für dich". Kaisa reichte ihm die Schachtel.
„Ach Herrjemine ist das peinlich. In der Regel schenken die Jungs, nicht die Mädchen. Und ich habe hier nicht mal etwas dabei".
„Ist doch egal. Kann auch unter uns bleiben, aber jetzt mach schon auf", drängelte die falsche Prinzessin. Ang lächelte und kam der Bitte nach. Er öffnete die Schachtel, und zum Vorschein kam ein Stein, an einer Kette. Kaisa beobachtete genauestens die Reaktion ihres Verlobten. Ang wirkte überrascht, aber es schien ihm nicht zu missfallen.
„Was ist das?, wollte er wissen während er die Kette aus der Schachtel nahm.
„Ein Glücksbringer, der dafür sorgen soll dass wir immer zusammen bleiben", erklärte Kaisa.
„Du bist süß", freute sich Angeus und gab Kaisa einen sanften Kuss auf die Stirn. Sofort setzte ihr Herz einen Schlag lang aus, nur um danach viel schneller in ihrer Brust zu pochen.
„Darf ich es dir direkt umlegen?", bat Kaisa aufgeregt. Angeus nickte knapp und hielt ihr die Schachtel entgegen. Nervös nahm die falsche Prinzessin die Kette heraus und legte sie ihrem Zukünftigen um den Hals. Er war deutlich größer als sie, weswegen Kaisa sich dicht an ihn drücken musste, um um seinen Hals zu kommen. Denn in diesen Schuhen war es unmöglich sich aufzurichten.Hand in Hand liefen die beiden zurück zum Schloss, wo Angeus Mutter ihren Sohn direkt zu einem privaten Gespräch abfing. Kaisa selber wurde in den Garten zu ihrer Familie gebeten.
Ihre neue Mutter und ihre Schwester saßen auf einer eleganten Bank in einem Pavillon und stickten.
„Marigold, setz dich zu uns und sticke mit uns", forderte die Herzogin ihre vermeintliche Tochter auf. Kaisa gehorchte. Kaum dass sie sich gesetzt hatte, wurden ihr auch schon Nadel, Faden und ein gespanntes Tuch gereicht. Kaisa hatte nicht den leisesten Hauch einer Ahnung was sie nun tun sollte. Sticken war etwas, was nicht mal die Schneiderin machte.Verzweifelt versuchte Kaisa sich um diese Aufgabe zu drücken. Im Garten, ganz in der Nähe, spielten die anderen Kinder der Herzogin fange. Domenik und seine kleinen Brüder rannten gerade vor ihrer kleinen Schwester weg, als der jüngste der Prinzen stolperte und unsanft in der Wiese liegen blieb.
Kaisa tat spontan einfach so, als würde sie dieses Spiel so sehr ablenken, dass sie ihre Aufgabe ganz vergessen hatte.
Aber die Herogin bemerkte es sofort.
„Domenik, pass gefälligst besser auf deine Geschwister auf!", rief sie ihrem ältesten Sohn entgegen.
„Wir spielen doch nur!", protestierte dieser. „Außerdem war es nicht meine Idee!"
„Das spielt keine Rolle! Florian ist bereits hingefallen!"
„Das stört ihn doch nicht mal!", ärgerte sich Domenik.
„Ja, alles oki doki!", rief der jüngste Prinz.
„Florian, achte bitte auf deine Ausdrucksweise!"
„Tut mit Leid Mutter, kommt bestimmt nicht wieder vor!", entgegnete der Kleine. Die Herzogin nickte zufrieden.
„Und Domenik, auch wenn Florian sich nicht verletzt hat, stell dir mal vor Nina würde hinfallen!"
„Die is auch kein Baby mehr!", protestierte Domenik weiter.
„Es reicht, auf dein Zimmer!", befahl die Herzogin erbost. Wütend stapfte Domenik davon.
„Domenik, der Rasen!". Kurzerhand stand die Herzogin auf. „Entschuldigt mich einen Moment", sagte sie freundlich zu den Mädchen, bevor sie Domenik hinterher eilte.Kaum dass die Prinzessinnen unbeobachtet waren, legte Diana ihr Stickzeug beiseite.
„Also ich kann verstehen dass er keine Lust mehr hat", seufzte sie.
„Ach ja?", hakte Kaisa nach.
„Wir haben inzwischen alle kapiert dass Vater uns nur benutzt. Egal worum es geht. Und wir müssen immer spuren. Wenn ich ein Junge wäre, hätte ich glaub auch schon längst rebelliert, aber das bin ich nicht. Und als Mädchen würde mir das ja auch keiner verzeihen!"Kaisa nickte langsam. Schöne Kleider hin oder her, eine Prinzessin zu sein war echt anstrengend. So viele Regeln, die Etikette, immer brav sein. Wenn Angeus nicht wäre, würde Kaisa sofort zurück ins Piratenleben wechseln.

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die Piratenprinzessin
FantasyDer erste Hauptcharakter ist die Tochter einer berühmt berüchtigten Piratin. Eines Tages entert die Flotte dieser Piratin ein Schiff der Herzogsfamilie der Inselnation. Auf dem Schiff befindet sich auch die älteste Tochter des Herzogs. Die Piratin w...