Der kleinste Staat der Welt

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,,So, heute werdet ihr Italien wieder verlassen", meinte Onkel Giovanni beim Frühstück.  ,,Wieso?", fragte ich verdutzt.  ,,Wir sind doch gerade erst angekommen." ,,Nur ganz kurz!" Lachte Tante Ludovica. ,,Wir besuchen nämlich den kleinsten Staat der Welt." Ich grinste. ,,Fahren wir dahin, wo der Papst wohnt?" ,,Ja, in den Vatikan", verriet Onkel Giovanni. ,,Da gucken wir uns den Petersdom an." Es war, als ob ich eine andere Welt betritt. Und damit war plötzlich von dem fröhlichen Lärm draußen nichts mehr zu hören, ein merkwürdiger Duft umhüllte mich. Selbst das Licht war anders. Und alles war so riesig! Es kam mir vor, als wäre ich auf einmal auf Ameisengröße geschrumpft.  Staunend stand ich da und wusste gar nicht, wo ich zuerst hingucken sollte: an die hohe goldverzierte Decke, zu den mächtigen Säulen, zum prächtigen Altar, zu den gigantischen Skulpturen oder den unzähligen Bildern und Gemälden. Am besten aber gefiel mir aber schließlich die große Kuppel über dem Altar. Die ist nicht nur von innen wunderschön, sondern man konnte sie auch  von außen begehen. Obwohl wir den Lift nahmen, waren es danach noch 320 Stufen. Doch es hatte sich gelohnt! Trotz wackelige Beine strahlte ich übers ganze Gesicht, als wir über die Stadt blickten. ,,Rom liegt euch zu Füßen", scherzte Onkel Giovanni. Ja, genauso Kamm es mir vor.

Auf dem Rückweg hielten wir bei einer kleinen Kirche. Onkel Giovanni führte uns zu einer großen runden Steinplatte mit einem bärtigen Männergesicht. ,,Der sieht aber grimmig aus", meinte Vivienne. ,,Und hungrig! " Zeigte ich grinsend auf den weit aufgerissen Mund. ,,Das ist der Boccia dellà Verità, der Mund der Wahrheit", erklärte Tante Ludovica. ,,Wenn man seine Hand in den steinernen Mund steckt und lügt, beißt er sie ab." ,,Wirklich?", fragte Vivienne erschrocken. ,,Ja", nickte Onkel Giovanni. ,,Los, probiert es mal!" ,,Erst du", meinte Vivienne und schob Nelly vor. Die hielt blitzschnell ihre Hand hinein. ,,Nichts passierte!" Jetzt war ich dran. Gerade als ich meine Hand zwischen die steinernen Zähne steckte, fragte Nelly: ,,Bist du eigentlich in Jack verliebt? Ich meine, ein ganz kleines bisschen?" ,,Bist du verrückt?", sagte ich. Im selben Moment schrie ich auf.
,,Au, Au!" ,,Laila, was ist?" stürzte Vivienne zu mir. ,,Meine Hand", jault ich. ,,Wirklich?" Onkel Giovanni wurde blass. Aber da zog ich lachend meine unversehrt Hand hervor. ,,April, April!"

Nach dem Mittagessen machten wir zu Hause eine Pause. Ich, Vivienne und Nelly spielten Karten und waren ganz froh, ein bisschen zu verschnaufen. Doch dann wurde uns langweilig. ,,Wenn ihr wollt, könnt ihr um die Ecke ein Eis essen gehen", schlug Tante Ludovica vor. ,,Du kennst dich doch aus, Nelly?" ,,Au ja!" Schon sprangen Vivienne, Ich und Nelly die Treppe hinunter.  Und Nelly führte uns die Straße entlang auf einen großen Platz. ,,Kann ich noch eine Postkarte kaufen?", fragte Vivienne, als wir an einem Laden vorbeigingen.  ,,Später", drängelt Nelly. ,,Erst gibt es das leckerste Eis von Rom! Da gegenüber ist schon die Gelateria!"

,,Nur noch ein Foto von euch am Brunnen da", bettelte ich. ,,Okay, aber mach schnell!", rief Nelly und stellte sich mit Vivienne in Positur.   Klick! Ich stopfte die Kamera in den Rucksack zurück. Dann rannten wir zum Eisladen. ,,Ich nehme eine Kugel Vanille", meinte ich. Aber als wir an der Theke die riesige Auswahl sahen, kam ich doch ins schwanken. ,,Da gibt's ja auch Kokosnuss und Pistazie!" ,,Ja, und Karamell und Mango", rief Vivienne und seufzte.  ,,Ich kann mich gar nicht entscheiden!" ,,Ihr könnt ruhig mehrere Sorten nehmen. Der Preis geht nur nach der Größe der Waffel. Egal, was drin ist", erklärte Nelly. Aber ich hatte eine bessere Idee. ,,Wie wär's mit einem richtig großen Eisbecher? Mom und Dad haben mir extra Geld mitgegeben, damit ich euch einlade." Schon steuerte ich auf einen kleinen runden Tisch zu. ,,Komm, da ist gerade was frei geworden!" ,,Das ist ja toll!" Vivienne strahlte übers ganze Gesicht. Nelly studierte die Karte mit unzähligen Eisbechern.  ,,Einer leckerer als der andere", dröhnte sie. ,,Sich hier was auszusuchen, ist auch nicht gerade leicht!" Ich grinste. ,,Wir schaffen es schon!" Und wirklich, wenig später standen drei riesige Eisbecher von ihnen. Ich wusste gar nicht, womit ich anfangen sollte. Aber dann probierte ich als erstes mein neues Lieblings Eis Schokolade. ,,Wahnsinn", hauchte ich. ,,Mhm, lecker!" Vivienne verdrehte die Augen. ,,Ich  glaube, Wassermelone ist ab sofort mein Lieblingseis! " ,,Hab ich's nicht gesagt? Hier ist einfach alles lecker!", lachte Nelly und schleckte genüsslich ihr Zimtsahneeis vom Löffel


Nächstes Kapitel kommt am 30 August

Zombies ( The Wolve and the Girl ) Wyatt Story ( German )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt