Drei Robinsons

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Am nächsten Morgen standen Vivienne, Nelly und ich schon in aller Frühe auf. ,,Können wir uns noch ein paar Brote extra schmieren? Als Picknick?", fragte Nelly beim Frühstück. ,,Wir bleiben heute den ganzen Tag am Strand, wenn wir dürfen!" ,,Aber natürlich"", sagte die Oma und packte auch noch Obst und Kuchen in einen großen Korb. ,,Zum Abendessen seid ihr aber spätestens wieder da." ,,Na logo", versprach Nelly. ,,Und was ist mit den Jungs?", fragte die Oma, als wir uns  allein auf den Weg machten. ,,Die kannst du ja hinterherschicken", meinte Nelly fröhlich. ,,Bene!" Damit war die Oma einverstanden. ,,Cremt euch schön ein. Und bleibt nicht zu lange in der Sonne!" ,,Machen wir. Ciao!", riefen Nelly, ich und Vivienne und zogen mit Badesachen und Picknickkorb Richtung Strand. ,,So was Bödes, da ist noch keiner!" Ärgerlich klopfte Nelly an der kleinen Bude vom Bootsverleih. ,,Hoffentlich taucht jemand auf, bevor die Jungs da sind!" Wir setzten uns zwischen die Tretboote in den Sand und warteten. Der Strand war noch ziemlich leer. Doch nach und nach kamen sie: Paare, Familien, Freundesgruppen, die hier den Tag am Meer verbringen wollten. Wir rammten unsere Sonnenschirme in den Sand, breiteten unsere Handtücher aus und richteten uns für einen Tag häuslich ein. Endlich klapperten Schlüssel und der Mann vom Bootsverleih schloss seine Bude auf. ,,Wir hätten gerne ein Tretboot für einen Tag", , erklärte Nelly. ,,Gibt's da einen Sonderpreis?" ,,Sonderpreis für einen Tag, so, so." Der Mann kratzte sich am Bart. ,,Wenn ihr mir Hilft, den Sand von den Booten zu fegen, dann könnt ihr eins für 10 € kriegen."


,,Abgemacht!" Schon huschten ich und Nelly mit einem Handfeger bewaffnet von Boot zu Boot und fegten sie aus, während Vivienne mit einem Tuch die Sitze sauber wischte. ,,Bene!" Der Mann vom Verleih war zufrieden und half uns, unser Boot ins Wasser zu schieben. Ich und Vivienne traten kräftig in die Pedale, während Nelly den Strand im Auge behielt. ,,Die Jungs werden uns niemals finden!", freute sie sich. ,,Die Bucht, wo wir hinwollen, ist nämlich nur mit dem Boot zu erreichen!" ,,Ja", lachte ich. ,,Diesmal klaut uns keiner unsere Sachen."


,,Es ist nicht weit", erklärte Nelly. ,,Wir müssen nur um die Felsenecke herum." Es sah wirklich nah aus. Aber egal wie sehr Vivienne und ich uns abstrampelten, Ich hatte das Gefühl, kaum vom Fleck zu kommen. Doch schließlich hatten wir es geschafft: Kaum sind wir um die Felsenbiegung herum, sahen wir schon die kleine Sandbucht. Wenige Meter vorm Ufer streiften wir Shorts und T-Shirts ab und sprangen im Bikini über Bord. Mit vereinten Kräften schoben wir das Boot auf den Strand. Was gar nicht so einfach war. ,,Noch ein bisschen!", rief ich. ,,Hau ruck!" ,,So, das muss reichen", meinte Nelly leichthin. ,,Wo wir doch schon nass sind, können wir doch gleich baden", meinte ich. Schon liefen wir drei in Wasser. Wir schwommen, plantschten und ließen uns zu guter Letzt einfach auf dem Rückentreiben. Die kleinen Wellen schaukelten uns sacht hin und her. ,,So könnt ich ewig liegen", meinte ich. Aber schließlich schwommen wir doch zum Strand zurück. Nelly rubbelte sich mit ihrem Handtuch ab und schaute sich um. Toll, wir haben den ganzen Strand für uns!" Tatsächlich, niemand war da. Und schon gar nicht die Jungs! ,,Ein bisschen ist das, als ob wir auf einer einsamen Insel gestrandet wären", meinte Vivienne. ,,Genau", schwärmte ich. ,,Jetzt sind wir drei Robinsons" ,,Nur dass wir ein Boot und Picknick dabeihaben", meinte Nelly lachend. ,,Hast du Picknick gesagt?" Ich grinste. Nelly grinste auch. ,,Hast du etwa schon Hunger?" ,,Und wie!", gab ich zu. ,,Ich weiß schon, wo wir picknicken", sagte Nelly. geheimnisvoll. ,,Hier gibt es nämlich eine kleine Höhle!" ,,Echt? Bestimmt eine Piratenhöhle", meinte ich. ,,Wer weiß?" Nelly kicherte. ,,Am besten, wir nehmen schon mal alle unsere Sachen mit." Wir schnappten uns unsere Kleider, die Handtücher und nicht zu vergessen natürlich: den großen, schweren Picknickkorb.

Nelly hatte nicht zu viel versprochen. In den steilen Felswänden, die den Strand umgeben, klafft tatsächlich eine kleine Höhle. Man musste ein wenig klettern, um sie zu erreichen. Aber dafür hatten wir eine wunderbare Aussicht aufs blaue Meer. Vivienne, ich und Nelly breiteten unsere Handtücher aus und machten es uns gemütlich. ,,Mhm, lecker!" Ich biss in mein Mortadellabrötchen. Nach dem Essen lasen wir uns gegenseitig aus unseren Lieblingsbuch ernst vor und dachten uns selbst Piratengeschichten aus. ,,Vielleicht ist hier ja wirklich ein Piratenschatz versteckt", meinte ich und suchte mit Vivienne und Nelly die Höhle ab. Doch da war nichts als Sand und Steine. Nicht mal einen müden Cent fanden wir. ,,Lasst uns lieber schwimmen gehen", meinte Nelly schließlich. Erst als wir aus dem Wasser kamen,  fiel mir auf: ,,Wo ist denn unser Boot?", fragte ich und schaute mich um. Nelly schnappte nach Luft. ,,Es ist weg!" ,,Aber das kann doch nicht sein!", meinte Vivienne ungläubig. Wir drei rannten zu der Stelle, wo unser Tretboot gelegen hatte. Deutlich sah man noch den Abdruck im Sand. Entsetzt sahen wir uns an. ,,Wahrscheinlich haben wir es nicht hoch genug gezogen", meinte ich heiser. ,,Und die Wellen haben es weg gespült! ", Vivienne schaute blinzeln auf Meer. ,,Nichts zu sehen! Ob es so weit rausgetrieben ist?" Nelly zuckte mit den Schultern. ,,Wahrscheinlich ist es hinter der Felsenspitze verschwunden." ,,Vielleicht kriegen wir es noch, wenn wir weit genug rausschwimmen", überlegte ich laut. ,,Muss das sein?" Vivienne schaute uns entsetzt an. ,,Du kannst ja hierbleiben", bot Nelly an. Damit lief sie mit mir ins Wasser. ,,Aber schwimmt nicht zu weit!", rief Vivienne ängstlich. ,,Keine Sorge", brüllte ich zurück und tauchte ins Wasser.

Schon bald hatte ich keinen Boden mehr unter den Füßen. Ich schwamm und schwamm. Vivienne, die am Strand unruhig hin und her tigerte,  wurde immer kleiner. Doch von dem Boot war nichts zu sehen. Ich kämpfte gegen die Wellen. Sie waren nicht hoch. Aber eine nach der anderen schwappte mir ins Gesicht. Schon wieder! Zu allem Überfluss verschluckte ich mich an dem ekligen Salzwasser. Ich hustete und prustete. Und auf einmal bekam ich Angst. Angst, dass ich zu weit draußen war. Dass ich es vielleicht nicht mehr zurückschauen,  wenn ich noch weiter schwamm. ,,Lass uns umkehren!", rief ich Nelly zu. ,,Bitte!" ,,Okay!"  Nelly drehte sofort um  Ihre Arme waren auch schon ganz schlapp. ,,So weit war ich noch nie draußen", leuchte sie, als sie erschöpft den Strand erreichte. ,,Ich auch nicht", stammelte ich und ragte nach Luft. Vivienne erwartete uns schon mit den Handtüchern. ,,Das macht ihr aber nicht noch mal", sagte sie. ,,Ich hatte Angst um euch!" ,,Versprochen!" Ich ließ mich auf den Sand Plumpen.  Kaum war ich zu Atem gekommen, schaute ich zu den steilen Felsen rund um den Strand. ,,Können wir nicht irgendwie zu Fuß nach Hause?" frage ich. Nelly schüttelte den Kopf. ,,Einzig und allein mit einem Boot." ,,Und jetzt?", fragte Vivienne ängstlich. ,,Keine Ahnung", murmelte Nelly. ,,Wenn wir Glück haben, kommen noch andere zum Baden her", nuschelte ich. ,,Vielleicht fährt ja mal ein Boot vorbei", meinte Vivienne. Zu dritt sahsen wir im Sand und schauten aufs Meer. Kein ei ziges Boot ist zu sehen, kein Segel, nichts. Nicht mal ein Dampfer in der Ferne. Jetzt ging es uns wirklich wie Robinson!




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