Amore, amore

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Schon bald nach dem Essen gingen wir drei ins Bett. Die Sonne, das Meer, die Aufregung, das war alles ein bisschen viel. ,,Was für ein Tag!" Nelly kuschelte sich in ihr Bett. ,,Ja, wirklich!" Ich gähnte. Ich war schrecklich müde. Trotzdem konnte ich nicht gleich einschlafen. Zu viele Dinge gingen mir durch den Kopf. Was, wenn die Fischer nicht gekommen wären? Hätten wir dann in der Höhle übernachten müssen? Und Nelly's Oma? Die wäre verrückt geworden vor Sorge. Sie hätte die Polizei gerufen. Und, was noch schlimmer wäre, sie hätte bei Nelly's Eltern angerufen. Und die hätten Mom und Dad Bescheid gesagt. Und Mom und Dad? Oje, das wollte ich mir lieber gar nicht erst vorstelle!

Ich seufzte, schloss die Augen und versuchte an nichts mehr zu denken. Aus Viviennes und Nelly's Bett kamen ruhige, tiefe Atemzüge. Sie schliefen längst. Ein leichter Windhauch strömte durch das offene Fenster und strich über meine Wange. Dadurch merkte ich erst, wie ich glühte. Ich hatte bestimmt einen Sonnenbrand! Diese bescheuerten Jungs!, dachte ich ärgerlich. Ich rollte mich noch einmal auf die andere Seite. Ich gähnte. Fast wäre ich eingeschlafen., als es plötzlich unten vor unserem Fenster raschelte. Ich lauschte. Ich hörte Schritte und Getuschel. Und dann ging es plötzlich los: ,,AMORE, AMORE!" Es klang mehr laut als schön. Amore? Liebe? Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Nelly war augenblicklich hellwach. Und auch Vivienne regte sich in ihrem Bett. ,,Was ist denn los?", brummte sie verschlafen. Das wollte ich auch gerne wissen. Gemeinsam mit Nelly schlichen wir zum Fenster. Vorsichtig linsten wir hinaus. Drei Gestalten standen dort unten.  Ich und Nelly warfen uns einen Blick zu. Haben die Kerle immer noch nicht genug? ,,Was soll das? Verschwindet!", rief Nelly ärgerlich.

Matteo, der mehr schlecht als recht Gitarre spielte, hielt inne. ,,Wir wollten uns nur entschuldigen", rief er leise, in der Hoffnung, dass die Oma nichts hört. ,,Das ist ein Wiedergutmachungskonzert!" ,,Und wir wollten uns bedanken", flüsterte Thomas. ,,Dass ihr uns nicht verraten habt!" ,,Echt?", fragte Nelly. Sie wusste noch nicht so genau, was sie davon halten soll. Die drei Jungs unten aber legten sich noch einmal so richtig ins Zeug mit ihrem Amore, um dann ganz plötzlich zu einem Rap zu wechseln. Kichernd übersetzte Nelly Strophe für Strophe:

                 ,,Es ist wirklich wahr.
                   Was heute geschah
                   lief superschief, echt ey!

                   Wir wollten euch retten,
                    da könnt ihr drauf wetten.
               Wir sind nicht so schlecht,  ey!

                   Doch dann, so ein Dreck,
                   wir konnten nicht weg!
                   War'n wirklich nervös,  ey!

                   Wir ließen euch sitzen,
                    und ihr musstet schwitzen!
                    Ach, seid uns nicht bös, ey!

Der Schlussakkord war noch nicht verklungen, als sich ein Stock tiefer knarren ein Fensterläden öffnet. Und niemand anderes als Nelly's Oma schaute in die Nacht hinaus. ,,Das war wohl nicht für mich, das Ständchen, hätte? ", fragte sie. ,,Ähm,  nein", stotterte Matteo. ,,Scusa,  wir wollten Sie nicht wecken, Signora", stammelte Salvatore verlegen. ,,So, so", sagte die Oma streng. Wenn ihr die Mädchen treffen wollt, dann kommt gefälligst tagsüber, verstanden?" Verstanden", hauchte Thomas  ,,Ja, dann kommen wir eben morgen wieder!", rief Matteo, der genau wusste, dass die Oma halb so streng war wie sie tut. ,,Zum Mittagessen!", seufzte er noch frech hinzu. ,,Bene, dann kommt zum Mittagessen. Aber seid pünktlich!", rief die Oma den Jungs hinterher. Dann schaute sie zu uns hoch. ,,Und ihr da oben macht, dass ihr ins Bett kommt!" ,,Machen wir. Gute Nacht, Oma!", rief Nelly. ,,Buona notte", wünschte auch die Oma und schloss resolut die Fensterläden. Wir drei krochen in unsere Betten und kicherten. ,,Cool, ein Ständchen habe ich noch nie bekommen", meinte ich.  ,,Irgendwie sind die ja doch ganz süß", wisperte Vivienne. ,,Na ja", meinte Nelly. Und auch wenn man es im Dunklen nicht sag, wusste ich, dass sie mit den Augen rollte.

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