Ausgerechnet Holly

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Die ersten beiden Schafe hatten wir schnell entdeckt: sie waren zur alten Koppel zurückgelaufen. Ich und Nelly trieben das eine, Darcey und Vivienne das andere auf die neue Weide rüber. Die anderen Ausreißer waren nicht so einfach zu finden. Natürlich hielten wir vor allem nach Holly Ausschau. ,,Such, Hugo!", befahl Darcey ihrem Hund. ,,Wo ist Holly?",. Hugo senkte seine Nase, schnupperte und schaute sich ratlos um. Es nieselte zwar nicht mehr, do auf dem nassen Matschboden konnte er keine Fährte aufnehmen. ,,Mist!", Darcey kamen wieder die Tränen. ,,Wir finden Holly schon", tröstete ich sie. ,,Hoffentlich!", Darcey wischte sich die Augen.



,,Hi!",. Über den Hof kam Patrick entgegengelaufen. Und hinter ihm trugen Harvey und Rex ein großes, verdrecktes Bündel. ,,Was macht ihr denn hier?", ,,Wir  bringen das Zelt. Es ist weggeflogen!", ,,Das ist echt nett von euch!", rief ich. ,,Na ja ...", druckste Marshall herum. ,,Legt es hier hin. Wir kümmern uns später darum", erklärte Darcey hastig. ,,Uns sind ein paar Schafe ausgebüxt!", ,,Wie das denn?", fragte Harvey verblüfft. ,,Die alte Linde ist direkt auf den Schafstall gekracht", erklärte Darcey. ,,Und was ist mit den Schafen?", fragte Rex alarmiert. ,,Ist eins verletzt?", ,,Die scheinen alle okay zu sein. Ein paar sind allerdings abgehauen.



Der Zaun ist nämlich auch im Eimer",. ,,Und wo sind deine Eltern?", fragte Patrick. ,,Im Krankenhaus - das Baby kommt",. ,,Und das schlimmste ist, Holly ist weg", ergänzte Vivienne. Patrick schaute Darcey groß an. ,,Dein Lamm?", fragte er entsetzt. Darcey nickte. ,,Wir helfen euch suchen", sagte Rex sofort. Darcey funkelte ihn trotzig an. Doch ich stieß sie an: ,,Wir können jede Hilfe brauchen",. Darcey nickte. ,,Okay",. Wir teilten uns in vier Zweiergruppen auf: Marshall zog mit Patrick los, Harvey mit Rex. Nelly suchte mit Vivienne, während ich mit Darcey zusammenblieben. ,,Holly!", rief Darcey immer wieder. Doch alles blieb ruhig. ,,Wir haben eins!", hörten wir Patrick und Marshall von weitem. Ich schaute mich um. Die beiden trieben ein dickes Schaf vor sich her. ,,Wohin damit?",. Vivienne und Nelly zeigten den Jungs den Weg. Ich und Darcey konnten also weiter nach Holly suchen. Unsere nassen Sachen klebten am Körper, aber ich achtete nicht weiter darauf. Wir mussten Holly finden. Nur das zählte. Wir durchstöberten den Hof, dann die offene Scheune.



Hinter dem Traktor entdeckten wir tatsächlich noch ein Schaf. Doch von Holly fehlte jede Spur. Rex und Patrick übernahmen es, unser Schaf zur Weide zu bringen. ,,Wir haben auch schon zwei", verkündeten sie stolz. Selbst Vivienne und Nelly hatten einen Bock sicher zur Koppel gebracht und sich so den Respekt der Jungs verdient. ,,Für Städter echt nicht schlecht - besonders für Mädchen!", Schließlich fehlte nur noch Holly. ,,Warum ausgerechnet Holly?", Darcey schluckte.



Das Lämmchen war einfach spurlos verschwunden. ,,Holly! Holly!", rief Darcey heiser. ,,Sie kommt sonst immer, wenn ich sie rufe!", ,,Wer weiß, wo sie sich vor Schreck verkrochen hat", meinte ich. ,,Wir finden sie. Ganz bestimmt!", Darcey schniefte. ,,Und wenn ihr was passiert ist?", ,,Was soll denn passiert sein?", fragte ich. Ich wurde blass. Natürlich kann etwas passiern, wenn ein Baum auf den Stall kracht! Darcey starrte mich an. ,,Der Baum ...", stammelte sie. ,,Der Baum hat sie erschlagen!", Schon rasten wir zur Unglücksstelle. Atemlos standen wir vor der kaputten Scheune. Mein Herz wummerte vor Aufregung. ,,Holly!", keuchte Darcey.



Nichts. Vorsichtig kletterten wir zwischen den zerbrochenen Holzlatten in die Scheune. ,,Holly!", Darcey schaute aufgeregt zu mir rüber. ,,Hast du das auch gehört?", ich nickte. ,,Holly!", rief Darcey lauter. ,,Mähäh", blöckte es leise. Wir Mädchen schauten uns um. Kein Lamm war zu sehen. ,,Mähäh!", ,,Das kommt von da!", Dort, wo der Baum durch das Scheunendach gestürzt war, lag ein umgedrehter Futtertrog. Ich warf mich auf den Boden. Durch einen Spalt unter dem Trog konnte ich vier kleine Hufe sehen. ,,Da ist sie! Hier drunter!", ,,Holly!", Darcey und ich versuchten das Lamm zu befreien. Aber der Trog war unter einem großen Ast der Linde festgeklammert. ,,Wir brauchen Hilfe!", Wir stürmten nach draußen und trommelten die anderen zusammen. Wir alle acht drückten, zogen, schoben - doch der Trog bewegte sich keinen Zentimeter.

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